Rotkreuzlerin untersucht Baby auf Schoß der Mutter
Auslandshilfe

Lateinamerika und Karibik

Naturgefahren und Klimawandel, soziale Ungleichheit, Migration, Gewalt und Kriminalität: Die Länder Lateinamerikas stehen vor multiplen Krisen. Das DRK unterstützt die Rotkreuzgesellschaften vor Ort bei der Bewältigung dieser komplexen humanitären Herausforderungen.

Multiple Krisen

Lateinamerika und die Karibik zählen zu den am stärksten von Naturkatastrophen betroffenen Regionen weltweit. Seit dem Jahr 2000 waren mehr als 190 Millionen Menschen von Schadenslagen nach Wirbelstürmen, Erdbeben, Dürren, Erdrutschen oder Waldbränden betroffen. Aufgrund des Klimawandels treten Extremwetterereignisse häufiger auf, zudem treffen sie in der Region auf Armut, soziale Ungleichheit und unsichere Lebensräume; diese Krisen verschärfen sich gegenseitig. 

Naturkatastrophen, soziale Instabilität und Migration

Naturkatastrophen beeinträchtigen die landwirtschaftliche Produktion und lassen Lebensmittelpreise steigen. Millionen Menschen geraten dadurch in akute Ernährungsunsicherheit: Im Jahr 2023 waren laut UN-Angaben rund 41 Millionen Menschen in der Region von Hunger betroffen.

Erschwert werden die Lebensbedingungen der Menschen durch politische Instabilität, ökonomische Krisen und Inflation sowie weitreichende Bandenkriminalität, gewaltsame Auseinandersetzungen und soziale Spannungen. Die zunehmende Perspektivlosigkeit treibt immer mehr Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen – oft unter gefährlichen Bedingungen. Ende 2023 kamen über 18 Prozent der weltweit geflüchteten und vertriebenen Menschen aus Lateinamerika. Allein in Kolumbien leben mehr als 6,9 Millionen Binnenvertriebene. 

Quellen: https://www.npla.de/thema/umwelt-wirtschaft/klimawandel-und-soziale-krise-lateinamerika-am-scheideweg/
https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/hilfe-weltweit/lateinamerika

Mann schöpft Wasser aus Container
Die verlässliche Versorgung mit Trinkwasser ist eine wichtige Voraussetzung, um gesund zu leben.

Unzureichende Gesundheitsversorgung

In weiten Teilen Lateinamerikas hat sich die gesundheitliche Situation deutlich verschlechtert. Die Ursachen sind komplex: Anhaltende soziale Ungleichheiten, wirtschaftliche Instabilität und überlastete Gesundheitssysteme führen dazu, dass vielen Menschen der Zugang zu medizinischer Versorgung verwehrt bleibt. 

Präventive Angebote und grundlegende Infrastruktur fehlen – insbesondere in ländlichen Regionen und marginalisierten Stadtteilen.

Humanitäre Herausforderungen

Die humanitären Auswirkungen komplexer und ineinander verzahnter Krisen – von extremen Wettereignissen über gesundheitliche Risiken und Ernährungsunsicherheit bis hin zu Migration und Vertreibung – erfordern einen lokalen und umfassenden programmatischen Hilfsansatz. Das DRK arbeitet mit seinen Schwestergesellschaften in Lateinamerika auf der Grundlage von innovativen, bedarfsorientierten und gemeindebezogenen Ansätzen, um den unterschiedlichen sozioökonomischen und ökologischen Gegebenheiten der jeweiligen Länder Rechnung zu tragen. 

Unsere Projekte vor Ort in den Bereichen Gesundheit, Wasser & Hygiene, Ernährungssicherheit und Katastrophenvorsorge können wir dank der Förderung durch das Auswärtige Amt und die Europäische Union (ECHO) sowie privater Spenden planen und durchführen.

Programmatische Zusammenarbeit

Das DRK unterhält fünf Büros in Lateinamerika – in Kolumbien, Honduras, Ecuador, Guatemala und Venezuela. Von dort richten wir die Zusammenarbeit mit seinen Schwestergesellschaften nach folgenden Kriterien aus:

Internationales Treffen in Kolumbien

Bedarfsorientiert: Alle Aktivitäten basieren auf fundierten Analysen und dienen der wirksamen Unterstützung besonders gefährdeter Bevölkerungsgruppen. Besondere Aufmerksamkeit gilt Menschen und Gemeinden, die in hohem Maße von Gewalt, Ausgrenzung oder Diskriminierung betroffen oder bedroht sind.

Gemeindebasiert: Die Kapazitäten lokaler Rotkreuzgesellschaften sowie der Gemeinden vor Ort werden gestärkt.

An Risiken ausgerichtet: Maßnahmen konzentrieren sich auf die frühzeitige Erkennung, Bewertung und Bewältigung von Risiken – sowohl auf lokaler als auch auf institutioneller Ebene. 

Innovativ: Neue Ansätze werden entwickelt, erprobt und angepasst, um humanitäre Hilfe auch unter schwierigen Bedingungen effizient umsetzen zu können.

Ziele der Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit des DRK mit seinen Schwestergesellschaften in Lateinamerika orientiert sich an folgenden Zielen: 

Resilienz: Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Gemeinden vor Ort bei der Bewältigung von Krisen.

Nachhaltigkeit: Kurz-, mittel- und langfristige Präsenz und Unterstützung in krisengefährdeten Gebieten durch das Rote Kreuz.

Wirksamkeit: Schnelle und effiziente Hilfsmaßnahmen für Menschen, die von Krisen betroffen sind.

Humanitärer Einsatz des DRK

Das DRK unterstützt derzeit 14 nationale Rotkreuzgesellschaften auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit stehen Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit und Katastrophenvorsorge.

Schwerpunkte: Katastrophenvorsorge und Gesundheit

Eine funktionale Katastrophenvorsorge stärkt die Widerstandsfähigkeit von Gemeinden und trägt zu einer nachhaltigen Entwicklung bei. Ziel ist es, Risiken frühzeitig zu erkennen, vorbereitet zu sein und potenzielle Schäden zu verringern – durch vorausschauende, lokal verankerte Maßnahmen. 

Ein verbesserter Zugang zu Gesundheitsdiensten hilft, selbst in Krisensituationen einen Mindeststandard an medizinischer Grundversorgung für betroffene Menschen sicherzustellen. So kann auch der Ausbruch von Infektionskrankheiten und Epidemien rechtzeitig eingedämmt werden. In enger Zusammenarbeit mit den nationalen Rotkreuzgesellschaften stärkt das DRK die lokalen Gesundheitssysteme – unter anderem durch mobile Kliniken und Gesundheitsstationen. Die Angebote umfassen Erste Hilfe, Allgemeinmedizin, psychische Gesundheit, sexuelle und reproduktive Gesundheit sowie Zahnmedizin. Ergänzt wird dies durch Beratung, Gesundheitsförderung und Prävention.

Weitere Arbeitsbereiche

Bei  Bedarf ergänzt das DRK seine Unterstützung durch kontextspezifische Maßnahmen, die flexibel kombiniert werden können:

Katastrophen- und Krisenmanagement

Das DRK fördert den Auf- und Ausbau von Einsatzkapazitäten, damit Rotkreuzteams im Notfall schnell, koordiniert und wirksam helfen können. 

Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung

Der gesicherte Zugang zu sauberem Wasser und Sanitäreinrichtungen sowie der Erhalt von hygienischen Standards sind elementare Bestandteile für die Widerstandsfähigkeit und Gesundheit der Menschen.

Ernährungssicherheit

Das DRK fördert den Einsatz von Methoden und Fortbildungen, die den verbesserten und kontinuierlichen Zugang zu Nahrungsmitteln zum Ziel haben. 

Anpassung an den Klimawandel

Das DRK unterstützt Programme und Initiativen der Schwesterngesellschaften, um die Folgen des Klimawandels verringern und die Anpassungsfähigkeit der betroffenen Gemeinden stärken. 

Weiterführende Informationen

Rotkreuzlerin spricht mit Seniorin

Lateinamerika ist von Naturkatastrophen, Instabilitäten und großen Migrationsbewegungen betroffen. Das DRK unterstützt seine lokalen Partner dabei, in Krisensituationen sofort zu reagieren und langfristig die Resilienz der Gemeinden zu stärken.

Rotekreuz-Helferin und Schülerinnen in Kolumbien

Die Dreifachbelastung durch anhaltende bewaffnete Konflikte, große Migrationsbewegungen und wiederkehrende Wetterextreme stellt die Menschen in Kolumbien vor enorme Herausforderungen. Das DRK unterstützt in den Bereichen Katastrophenvorsorge, Gesundheit, Wasser & Hygiene sowie der Pilotierung innovativer Ansätze in der humanitären Hilfe.

Begünstigte und Rotkreuz-Helfer mit Hilfspaketen

Das DRK unterstützt die Rotkreuz-Gesellschaften in Ecuador und Kolumbien bei der Stärkung ihrer Kapazitäten mit dem Ziel, die Lebensbedingungen vulnerabler Bevölkerungsgruppen nachhaltig zu verbessern.

Gesundheitsversorgung durch das Venezolanische Rote Kreuz

Die Menschen in Venezuela leiden seit Jahren unter einer schwerwiegenden Krise, geprägt von Armut, Hunger und mangelnder medizinischer Grundversorgung. Das DRK unterstützt das Venezolanische Rote Kreuz bei der Stabilisierung der gesundheitlichen Versorgung und Verbesserung der Ernährungssituation.

Aktuelles

Ecuador: Frühwarnprotokoll für Überschwemmungen

Hilgsgüterverteilung des Ecuadorianischen Roten Kreuzes im Vorgeld möglicher Überflutung

Dritte Auslösestufe des Frühwarnprotokolls

Im Februar 2024 wurde die dritte Auslöseschwelle der Frühwarnung für extreme Regenfälle erreicht. In gefährdeten Gemeinden kann dies zu raschen Überschwemmungen führen. Auf der Grundlage von meteorologischen Vorhersagen und Daten zum Überschwemmungsrisiko leitete das Ecuadorianische Rote Kreuz eine Reihe von Hilfsmaßnahmen ein: Die Verteilung von Hilfspaketen, Moskitonetzen und Trinkwasser an 1.000 Familien sowie Bargeldhilfen für 300 Familien.

Das Ecuadoriansiche Rote Kreuz ist in der Katastrophenvorsorge aktiv.

Aktivierung des Frühwarnprotokolls

Im August 2023 hat das Ecuadorianische Rote Kreuz sein Early Action-Protokoll für Überschwemmungen im Zusammenhang mit dem El-Niño-Phänomen aktiviert. Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften unterstützt die Maßnahmen, die an rund 5000 Menschen adressiert sind. Dazu gehören u.a. Risikoanalysen, Wasser-, Sanitär- und Hygienemaßnahmen, Schulungen für Freiwillige und die Verteilung von Hilfspaketen. Das DRK mit Büros in Ecuador und Honduras hat eine beratende Funktion, was Implementierung und Monitoring der Aktivitäten betrifft.

Honduras

Vorausschauende humanitäre Maßnahmen für 2.500 Familien

Vorausschauende humanitäre Hilfe

Rettet Leben, reduziert Schäden und stärkt die Widerstandsfähigkeit der Menschen

Durch die zunehmenden Wetterextreme gewinnt die Katastrophenvorsorge in Lateinamerika und der Karibik immer mehr an Bedeutung. In den vergangenen Jahren hat das DRK gemeinsam mit seinen Schwestergesellschaften erhebliche Fortschritte erzielt: Mehr als 17.600 Menschen wurden durch vorausschauende humanitäre Maßnahmen direkt erreicht – sie konnten sich besser auf drohende Katastrophen vorbereiten und Risiken minimieren.

Gesundheitsaufklärung für Kinder durch das Rote Kreuz in Guatemala

In 2024 wurden zehn neue Frühwarnprotokolle erfolgreich installiert. In elf Ländern nahmen über 800 Menschen an Veranstaltungen zur Stärkung der vorauschauenenden humanitären Hillfe teil. Zudem wurden mehr als 700 Menschen gezielt geschult, um Frühwarnmechanismen und Schutzmaßnahmen noch effektiver umzusetzen.

Mitarbeitende des Roten Kreuzes helfen mit Hilfsgüter angesichts von Überflutungen

Frühzeitiges Handeln im Vorfeld von Wetterextremen wie Überflutungen und Dürren wurde im Jahr 2023 durch zahlreiche Aktionen und Kooperationen ausgeweitet: Elf Länder Lateinamerikas waren in Programme zur vorausschauenden humanitären Hilfe involviert, 6.350 Mitarbeitende und Freiwillige nahmen an Trainings teil, 4.600 Familien erhielten humanitäre Unterstützung.

DRK-Aktivitäten in Lateinamerika zur vorauschauenden Hilfe

Angesichts zunehmender Wetterextreme ist Katastrophenvorsorge in Lateinamerika so wichtig wie nie: Im Jahr 2022 unterstützte das DRK seine Schwestergesellschaften in acht Ländern durch Trainings und Aktivitäten zur vorausschauenden humanitären Hilfe - mit dem Ziel, die Auswirkungen von Wetterextremen und Naturkatastrophen durch frühzeitiges Handeln schon im Vorfeld einzudämmen.

Aus dem DRK-Blog

Gruppenbild mit dem Guatemaltekischen Roten Kreuz
 - Honduras und Guatemala
DRK-Generalsekretär Christian Reuter hat unsere Schwestergesellschaften in Honduras und Guatemala besucht und teilt im neuen Blogbeitrag seine Eindrücke, Hoffnungen und Befürchtungen. Wie reagiert man auf drohende Extremwetterereignisse, aber auch auf den Klimawandel und Migrationsbewegungen, die in Mittelamerika die Arbeit des Roten Kreuzes bestimmen?
Rotkreuz-Freiwillige besuchen Hilfsempfänger in Hondura
 - Natalie Acosta - Honduras
Natalie Acosta ist als Kommunikationsexpertin des DRK in Honduras und berichtet über unsere Hilfe dort. Das Honduranische Rote Kreuz (HRK) hat gerade sein sogenanntes Frühwarnprotokoll für die mit dem Wetterphänomen El Niño verbundene bevorstehende Dürre aktiviert. So soll rund 2000 Familien geholfen werden, damit sie das Klimaextrem besser überstehen können.

Letzte Meldungen

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· Blog
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· Blog · Natalie Acosta
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