Berlin - Walter Magne Veliz, Botschafter der Republik Bolivien hat heute an die deutsche Bevölkerung appelliert, den Flutopfern in seinem Heimatland zu helfen. "Die bolivianische Regierung möchte sich mit diesem Appell an die deutsche Bevölkerung wenden, Bolivien im Kampf gegen die Naturgewalten zu unterstützen", so Botschafter Magne Veliz in seinem offenen Brief (siehe unten)
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) unterstützt den Appell des Botschafters und hat ein Spendenkonto für Bolivien eingerichtet. Alle Spenden, die auf diesem Konto eingehen, werden für die Hilfsmaßnahmen in Bolivien genutzt. Das Rote Kreuz in Bolivien geht momentan von 250.000 bis 350.000 betroffenen Menschen vor allem in ländlichen Regionen aus. "Mit den eingegangenen Spenden wollen wir den Familien zuerst Nahrungsmittelpakete zur Verfügung stellen. Langfristig wollen wir ihnen auch Werkzeug geben, damit sie ihre zerstörten Häuser und Felder aufbauen können", sagt Jürgen Heppe, DRK-Koordinator für die Südamerikahilfe. Ungewöhnlich viel Regen hat schwere Überschwemmungen in Bolivien verursacht. Überflutete Flüsse und Erdrutsche haben viele Menschen obdachlos gemacht. Gemäß Vorhersagen wird der Regen bis Mitte März andauern.OFFENER BRIEF DES BOTSCHAFTERS DER REPUBLIK BOLIVIEN, WALTER MAGNE VELIZ, AN DIE BEVÖLKERUNG DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Berlin, den 23. Februar 2007 Die Naturkatastrophe begann auf der Hochebene, das heißt in den Departementen La Paz, Oruro und Potosí mit einer ungewöhnlichen Dürre. Jetzt hat der Frost dort die Ernten der Quinua, Kartoffeln und Bohnen vernichtet. In den Tälern der Departamente Tarija, Chuquisaca und Cochabamba wurden die Strassen, durch die Wassermassen zerstört und viele Mais- und Kartoffelpflanzungen wurden unbrauchbar. Die Überschwemmungen im Osten des Landes, in den Departementen Beni, Santa Cruz und Pando haben Soja- und Reisfelder sowie Viehherden verschwinden lassen. In den Städten Boliviens haben die Behörden der Zivilverteidigung bereits mehr als 100 Tonnen Lebensmittel von Spendern entgegengenommen, da aber das Wetter aggressiv und gefährlich bleiben wird und neue Unwetter zu erwarten sind, muss diese Kampagne auf internationale Ebene ausgeweitet werden. Laut Voraussagen des Wetterdienstes ist das Schlimmste noch nicht eingetreten, da in den kommenden Wochen bis etwa Mitte März die Wasserpegel der Flüsse Mamoré in Beni und Orthon in Pando in noch gefährlicherer Weise ansteigen werden. Die Generaldirektion für Notfälle der bolivianischen Zivilverteidigung teilte gestern mit, dass diese Naturkatastrophe in acht der neun Departements des Landes bis jetzt 35 Menschen das Leben gekostet hat, sechs Vermisste und 350.000 Geschädigte zu beklagen sind. Ich glaube, die Menschheit muss gezwungenermaßen über die Konsequenzen des Klimawandels nachdenken. Der Regen fragt nicht, auf welchem Teil der Erde er niedergeht, die Kraft der Natur und seine Unwetter sind unvorhersehbar, die Flüsse steigen an und reißen alles mit sich, ob Straßen, Häuser, Äcker oder Viehherden. Die Katastrophen ereignen sich unerwartet und fordern Opfer: In diesen Momenten wird der Mensch demütig und lernt die "Mutter Erde" zu schätzen. Eine Familie, die von einem auf den anderen Tag ohne Dach über dem Kopf und ohne Nahrung dasteht, und noch dazu sich vorzustellen, dass Kinder frieren, Hunger und Durst leiden, ist vermeidbar; aber sich vorzustellen, dass 70.000 Familien von einem Tag zum anderen ihr Zuhause verlieren, hilflos auf unbestimmte Zeit, da fühlen wir uns machtlos und seelenlos. Deshalb möchte ich heute die Großzügigkeit und Solidarität der deutschen Bevölkerung im Namen der betroffenen bolivianischen Familien erbitten. Die bolivianische Regierung möchte sich mit diesem Appell an die deutsche Bevölkerung wenden, Bolivien im Kampf gegen die Naturgewalten zu unterstützen. Vielen Dank gez.
Walter Magne Veliz
Botschafter der Republik Bolivien © Deutsches Rotes Kreuz, Generalsekretariat