Das Deutsche Rote Kreuz und die Bayer AG haben sich zusammen geschlossen, um Familienplanung in humanitären Krisen zu fördern.
Die freie Entscheidung darüber, ob, wann und wie viele Kinder wir bekommen, ist ein Menschenrecht. Aber Krisensituationen können selbstbestimmte Familienplanung einschränken oder unmöglich machen.
Laut WHO haben 270 Millionen Frauen im reproduktiven Alter keinen ausreichenden Zugang zu Verhütungsmitteln. In Krisensituationen steigt die Zahl der ungewollten Schwangerschaften, unsicheren Abtreibungen und Geburtskomplikationen. Familienplanung kann in diesem Zusammenhang lebensrettend sein.
Diesem humanitären Bedarf gerecht zu werden, ist eine Aufgabe, die keine Gemeinde und Hilfsorganisation, kein Unternehmen, keine Regierung oder Forschungsinstitution allein bewältigen kann. Hier sind starke Partnerschaften gefragt, um wirkungsvoll den wachsenden humanitären Bedarf zu decken. Das DRK und die Bayer AG haben sich zusammengeschlossen, um Familienplanung in der Soforthilfe zu fördern.
Familienplanung in humanitären Krisen
Das DRK entwickelte zwischen 2020 und 2022 in enger Zusammenarbeit mit der Bayer AG ein Modul für die Einsätze des DRK in der humanitären Sofort- und Nothilfe und in langanhaltenden Krisensituationen. In Zusammenarbeit mit dem Kolumbianischen Roten Kreuz wurde das Familienplanungsmodul in verschiedenen Regionen Kolumbiens erprobt, um Frauen den Zugang zu Familienplanungsdiensten zu ermöglichen.
Lokale Freiwillige halfen bei der Bedarfsermittlung in den Gemeinden, und das medizinische Team bot den Frauen kostenlose Beratungen und eine Reihe von Verhütungsmitteln an. So wurden mehr als 7.000 Personen (Frauen und Männer) beraten und mehr als 4.000 Frauen erhielten Zugang zu einer Verhütungsmethode ihrer Wahl. Über die Kooperation wurden außerdem 100 Freiwillige und 28 Personen aus dem medizinischen Fachpersonal zum Thema Familienplanung trainiert.
Zugang zu selbstbestimmter Familienplanung in Krisenzeiten
Die Bayer AG unterstützt bereits seit über 50 Jahren Bildungsprogramme und selbstbestimmte Familienplanung in mehr als 130 Ländern, insbesondere hinsichtlich des Zugangs zu modernen Verhütungsmethoden. Im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie will Bayer bis 2030 jährlich 100 Millionen Frauen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen den Zugang zu moderner Empfängnisverhütung ermöglichen. Dabei liegt der Fokus darauf, sowohl Wissen über eine selbstbestimmte Familienplanung zu vermitteln als auch die Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Verhütungsmitteln zu gewährleisten.
Das Projekt vereinte somit die Expertise des DRK in der humanitären Hilfe mit der Fachkompetenz der Bayer AG auf den Gebieten der Familienplanung und des Lieferkettenmanagements, um Menschen in größter Not zu unterstützen. Dank der Partnerschaft konnte das Thema Familienplanung dauerhaft in die humanitäre Hilfe des DRK integriert werden.
Das DRK und die Bayer AG setzten sich im Rahmen verschiedener Konferenzen, wie dem World Health Summit 2023 in Berlin gemeinsam für das Thema ein.
Das Thema wurde außerdem im BBC-Special "The Climate and Us" im Beitrag "Why climate disaster relief needs to include women’s reproductive health" in einer neuen Perspektive dargestellt.
Die Neupositionierung von Familienplanung als ein unverzichtbares und lebensrettendes Angebot in der humanitären Hilfe ist in der aktuellen Version des SPHERE-Handbuchs und den Standards für medizinische Notfallteams der WHO festgelegt. Diese gelten als wichtigste Referenzen für die Festlegung von Mindeststandards in der humanitären Hilfe.
Das neue Angebot zur Familienplanung ergänzt das Grundversorgungsprogramm des DRK im Bereich der Reproduktions-, Mutter-, Kind-, und Neugeborenen-Gesundheit. Nach erfolgreicher Pilotierung mit dem Kolumbianischen Roten Kreuz kann das Modul innerhalb der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ausgeweitet werden – sowohl im Rahmen weltweiter humanitärer Sofort- und Nothilfeeinsätze als auch im Kontext der längerfristigen Gesundheitsarbeit in Gemeinden.
Jana Lowsky
Referentin
Sexuelle und reproduktive Gesundheit in der Not- und Katastrophen
+49 (0)30 85 404 194
j.lowsky(at)drk(dot)de