Wie viele andere Hilfsorganisationen auch bittet das Deutsche Rote Kreuz regelmäßig um Spenden für Hilfsbedürftige. Aber nicht alle Hilfs- und Spendenorganisationen sind seriös. Vorsicht ist geboten, wenn man sinnvoll spenden möchte. Seit Jahren berät das unabhängige "Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen" (DZI), wie Spender ihr Geld sinnvoll weitergeben können.
In diesem Interview von 2011 gibt der DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke seine wichtigsten Tipps zum Thema Spenden:
Normalerweise hat ein Spender nicht die Möglichkeit, sich einen Einblick in die Tiefe der Organisation zu verschaffen. Aber ziemlich leicht ist fehlende Seriosität an der Art der Werbung zu erkennen. Setzt sich da die Organisation klare Grenzen? Oder spielt man zu stark mit Emotionen? Jede Werbung hat natürlich mit Emotionen zu tun, aber es kann zu weit gehen, so dass ich mich bedrängt fühle.
Das kann zum Beispiel ein Brief sein mit Bildern von sterbenden Kindern. Oder wenn mein Schuldgefühl angesprochen wird. Wenn schon auf dem Umschlag steht "Bitte spenden Sie innerhalb von 10 Tagen!" und ich dann vier bis fünf Mal im eigentlichen Brief persönlich auf die Dringlichkeit meiner unmittelbaren Hilfe angesprochen werde, setzt mich das zu sehr unter Druck. Und das ist nicht seriös.
Es gibt wirklich eine riesige Auswahl. Man sollte nicht nach dem Gießkannenprinzip spenden. Sondern ein, zwei seriöse Organisationen pro Jahr wählen, die dann das Geld bekommen. So ist es einfach für den Spender, einen Überblick zu behalten. Und es macht auch die Hilfe effizienter. Jede Spende ist ja mit Verwaltung verbunden. Und die ist natürlich insgesamt höher, wenn ich zehn Organisationen je 10 Euro gebe, als wenn ich einer Organisation 100 Euro gebe.
Normalerweise ist eine zweckfreie Spende besser, die ich dann einer Organisation gebe, der ich vertraue. Wenn ich einer Organisation vertraue, dann kann ich auch sicher sein, dass sie effektiv und professionell mit meinem Geld umgeht und kompetent entscheidet, in welchem Projekt es gerade am dringendsten benötigt wird.
Es gibt aber auch den Fall, in dem zweckgebundene Spenden durchaus sinnvoll sind, zum Beispiel nach einer Katastrophe. Die Hungerkatastrophe in Ostafrika zum Beispiel. Wenn ich weiß, dass die Organisation gezielt dort hilft, dann kann es Sinn machen, zweckgebunden zu spenden. Mit zweckfreien Spenden bekommen jedoch Hilfsorganisationen auch Geld für Probleme, die nicht vordergründig populär sind. Langfristige Entwicklungshilfe zum Beispiel.
Eine Geldspende ist grundsätzlich flexibler, kostengünstiger und effizienter als eine Sachspende. Insofern ist die Geldspende die bessere Spende. Eine Sachspende ist nur dann sinnvoll, wenn gezielt dazu aufgerufen wird. In der Regel bitten die Organisationen dann eher Firmen um Sachspenden, die große Mengen von bestimmten Gütern spenden. Medikamente zum Beispiel.
Wenn ich als Privatperson Sachspenden geben will, Kleidung zum Beispiel, würde ich mich erstmal in meiner Nachbarschaft umgucken ob es eine Kleiderkammer gibt, wo ich die Sachen abgeben kann. Ansonsten gebe ich die Kleidung in einen Kleidercontainer, zu einer Organisation der ich vertraue.
Wir haben gewisse Kriterien, die finden Sie auf unserer Webseite. Grundsätzlich geht es darum, eine klare, eindeutige Spenderwerbung zu haben. Werbung, die den Spender nicht bedrängt. Es muss auch eine klare Trennung zwischen Aufsicht und Exekutive in der Organisation geben. Die Finanzen müssen transparent vorgelegt und es muss sparsam mit dem Geld umgegangen werden. Und wir verlangen seit Neuestem eine Wirkungskontrolle, das heißt, dass die Hilfsprojekte regelmäßig auf Erfolg und Misserfolg überprüft werden und dass darüber im Jahresbericht berichtet wird.
Nein, natürlich nicht. Das DZI-Siegel ist keine Lizenz zum Spendensammeln. Es soll eine Auszeichnung sein. 30 Prozent der Organisationen, die sich um das DZI-Spendensiegel bewerben, sind nicht erfolgreich. Trotzdem können diese Organisationen in gewissem Maße gute Arbeit leisten, aber es hapert eben im Einzelnen doch recht deutlich an der optimalen Qualität.
Aber wenn die Organisation kein Spenden-Siegel hat, dann muss ich mich als Spender ausführlicher informieren. Gerade im lokalen Umfeld kann und sollte ich natürlich Organisationen vertrauen, die ich persönlich kenne und von denen ich einen guten Eindruck habe. Zum Beispiel beim lokalen Sportverein.
Wenn ich hingegen eine Organisation nicht persönlich kenne, dann kann das DZI-Siegel eine entscheidende Hilfe sein. Denn mit dem Siegel weiß ich, dass die Organisation anspruchsvolle Kriterien nachweislich erfüllt. Im Übrigen finden sich auf unserer Website auch viele Auskünfte des DZI zu Organisationen ohne Spenden-Siegel.
Man sollte überlegt spenden. Nicht unter Druck und nicht zu spontan. Wenn Sie überraschend und drängelnd um Spenden gebeten werden, gerade dann sollten Sie nicht spenden.
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