Man flieht vor einer Situation, die es einem nicht mehr erlaubt ein Leben ohne Furcht zu leben. Ein Leben in ständiger Angst, dein Haus könnte das nächste sein, das getroffen wird, dein Kind das nächste, das erfriert oder verhungert. Man flieht vor den Bomben, vor dem Tod, vor der ständigen Angst.
Und was nimmt man dann mit? Was würde ich mitnehmen? Alles müsste in einer kleinen Tasche Platz haben, in einem Rucksack – oder sonst im Zweifel zurück gelassen werden. In meinen Gedanken packe ich den Rucksack weiter: wichtige Papiere, meinen Pass, mein Telefon, das Ladegerät. Vielleicht noch ein, zwei Fotos und die Hoffnung. Die Hoffnung, dass ich bald wieder zurück könnte in die Heimat oder zumindest Sachen nachholen lassen.
Hygieneartikel waren nicht im Rucksack, dachte ich den Gedanken weiter, während ich den Freiwilligen des Hellenischen Roten Kreuzes zusah, wie sie Flüchtlingen, die sich gerade registriert hatten, ihr individuelles Hygienepaket übergaben.
Eine kleine Tüte mit dem Nötigsten: Waschmittel, Seife, Shampoo, Zahnbürste und Zahnpasta, ein kleines Handtuch, Spiegel und Kamm ist die „Basisausrüstung“; Frauen bekommen dazu noch eine Körperlotion und Binden; Männer Rasierschaum und Rasierklingen und für die Babys gibt es natürlich Windeln. Innerhalb von fünf Stunden ist an diesem Tag alles verteilt – über 500 individuelle Pakete für die Menschen, die so vieles in ihrer Heimat zurücklassen mussten.
Ab nächster Woche werden weitere Hilfsgüter hinzukommen, Jacken, Rucksäcke und Babytragen. Eigentlich hätte alles schon ab dieser Woche an die Flüchtlinge verteilt werden sollen, zumindest ein Teil davon, aber die Fähren haben gestreikt und die Güter mussten in Athen bleiben, konnten nicht auf die Insel befördert werden. Aber nächste Woche dann werden wir wieder viele Menschen mit ein paar Dingen ausstatten können, die ihnen etwas Würde zurückgeben. Und die Woche danach mit Sicherheit auch.