Nigeria: Siamesische Zwillinge kehrten getrennt nach Hause zurück

Am Freitag (22. Februar) sind die - vormals miteinander verwachsenen - Zwillinge Mercy (Gnade) und Goodness (Güte) mit ihrer Mutter Cordelia Egwuindu vom Frankfurter Flughafen in ihre Heimat Nigeria zurückgeflogen. Drei Monate zuvor waren sie erfolgreich getrennt worden.

"Den Kindern geht es prächtig, sie können fast schon alleine laufen und alles ist gut gegangen", bilanziert Professor Dr. Dietrich von Schweinitz, Direktor der Kinderchirurgischen Klinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital des Universitäts-Klinikums München. Dort waren die Kinder am 21. November 2007 in einer 4,5-stündigen Operation unter seiner Leitung getrennt worden. Karin Meincke, die Oberin der DRK-Schwesternschaft Krefeld, die die Operation und die Finanzierung der Hilfsaktion organisiert hatte, begleitet Mutter und Töchter auf dem Heimflug. Sie ist glücklich über die Entwicklung der beiden Kinder: "Sie fangen an zu laufen, krabbeln, drehen sich und holen alles an Bewegung nach, was vorher nicht möglich war." Auch in ihrer psychischen Entwicklung machten beide Riesenfortschritte – ihre unterschiedlichen Naturen, die sich schon kurz nach der Trennung deutlich abzeichneten, entwickeln sich weiter. "Diese Entwicklungen beobachten zu können, ist überwältigend", sagt die Oberin der Krefelder Schwesternschaft. Der Vater der beiden Mädchen wird am Samstag seine Kinder erstmals als eigenständige Lebewesen in den Arm nehmen können, bislang hat er sie nach der Operation nur auf Fotos sehen können. Nachdem Goodness in den ersten Wochen nach der Operation noch Probleme mit der Ernährung hatte, geht es jetzt beiden Mädchen gut. Sie wurden vor knapp einem Monat aus der stationären Behandlung entlassen und kamen seither nur zur ambulanten krankengymnastischen Behandlung in die Kinderklinik. Allerdings sind die Behandlungen noch nicht ganz abgeschlossen: Mercy, die etwas kleinere der beiden 16 Monate alten Mädchen, muss in etwa zwei Jahren noch einmal zur Operation nach Deutschland kommen: Sie hat einen "Bauchdeckenbruch", weil die Fläche der Bauchdecke für die Abdeckung der Operationswunde nicht groß genug war. "Außerdem haben beide noch eine Kielbrust durch die unnatürliche Haltung während der Zeit, als sie im unteren Brust- und Bauchbereich zusammen gewachsen waren. "Wir müssen abwarten, wie sich das über die Krankengymnastik beheben lässt", erklärt von Schweinitz. Diese eher kosmetische Operation könne aber noch gemacht werden, wenn die Mädchen im Jugendlichen-Alter sind. Oberin Karin Meincke hatte im Juni 2007 ein Foto der beiden siamesischen Zwillinge erhalten und spontan die Hilfsaktion organisiert. Vor allem die Krefelder Sängerin Andrea Berg hatte es durch eine beachtliche Spende ermöglicht, die Operation zumindest zum Teil zu finanzieren, denn "letztlich sind die Kosten mit mehr als 50 000 Euro aber viel höher, als wir erwartet haben. Wir benötigen Unterstützung – auch mit Blick auf die weiteren Operationen" so Meincke. In Enugu/Nigeria erwarten Samstagnachmittag (23. Februar) viele Menschen die Zwillinge und ihre Mutter. Am nächsten Tag geht es dann weiter ins Dorf Nkpologwu, dort kommt dann der größte Empfang: "Ein ganzes Dorf wird den Erfolg feiern, auch viele Regierungsvertreter und Rotkreuz-Verantwortliche haben sich angesagt", schildert Meincke. Auch eine Krankengymnastin erwartet die Kinder schon: Leonie Stassen aus Krefeld-Hüls arbeitet dort ehrenamtlich bis Mitte April in einem von der Krefelder Schwesternschaft betreuten Krankenhaus und wird Mutter und Töchter in die Übungen einweisen. Sie hatte sich gezielt in der Münchner Uni-Klinik auf die beiden Mädchen vorbereitet.

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