Von Clemens Graf von Waldburg-Zeil, DRK-Generalsekretär
Als Vorstand des DRK stehe ich im ständigen Kontakt zu den Projekten in aller Welt. Aber auch für mich ist es etwas ganz Besonderes, wenn ich die Rotkreuzarbeit vor Ort hautnah miterleben kann.
So habe ich die Einladung von Bundesentwicklungshilfeminister Dirk Niebel gern angenommen, der sich im Erdbebengebiet von Haiti mit mir gemeinsam einen Eindruck der Arbeit der Hilfsorganisationen verschaffen wollte. Haiti ist eigentlich eine karibische Schönheit, aber heute? Selten habe ich Menschen gesehen, die sich unter so elenden Umständen auf engem Raum drängen. Und dann diese Hitze. Da wirkt unser Zeltkrankenhaus wie ein Lichtblick von Ordnung und Funktionalität.
Seit einem halben Jahr hoffen die Menschen dort, aus ihren Plastikplanen-Hütten in feste Unterkünfte umziehen zu können. Viele Kinder haben verbrannte Haut, weil diese Planen so schnell Feuer fangen. So traf ich in unserer Krankenstation einen kleinen Jungen, dessen Haut über und über Verbrennungsstellen zeigte. Eigentlich war er völlig traumatisiert. Mit einem kleinen gelben Ball haben wir miteinander Kontakt aufgenommen. Es hat lange gedauert, bis in seinem unendlich traurigen Gesicht ein kleines Lächeln erschien. Mir ist dabei das Herz aufgegangen.