Es ist immer noch Ramadan. Die meisten Menschen im Nordosten Kenias würden um diese Zeit also fasten. Momentan sind deshalb eigentlich auch Schulferien. Aber wegen der Auswirkungen der Dürre in diesem Teil des Landes sind viele Schulen offen, damit die Kinder weiterhin eine Mahlzeit erhalten.
"Wir haben erst vor zwei Woche damit begonnen Unimix, einen sehr nahrhaften Brei, an unsere Schüler auszugeben. Jetzt schon kann ich Anzeichen für eine Besserung bei den Kindern erkennen", erklärt Schulleiter Omar von der Raya Grundschule. Die meisten Kinder in diesem Teil des Landes können zu Hause nur sehr begrenzt mit Lebensmitteln versorgt werden. Daher stellt das Kenianische Rote Kreuz an 52 Schulen in der Region Garissa Nahrungsmittel und energiereiche Ergänzungsmittel zur Zubereitung von Schulspeisen zur Verfügung. "Dank der Unterstützung aus der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung, werden wir das Programm bald auf alle 153 Schulen in der Region erweitern", freut sich Kontoma Abdinasir, der für das Kenianische Rote Kreuz die Hilfsmaßnahmen koordiniert. "Einige Teile der Region haben hier seit gut vier Jahren keinen Regen gesehen." An der Raya Grundschule untersucht eine Krankenschwester die Kinder auf Anzeichen von Unterernährung. Diejenigen, die besonders schwer erkrankt sind, verweist sie an eine lokale Klinik. Bevor in der Schule damit begonnen wurde Nahrungsergänzungsmittel auszugeben, waren mehr als 100 der insgesamt 370 Kinder mangelernährt „Nun ist diese Zahl wesentlich geringer“ erklärt Schulleiter Omar. "Wir geben den Kindern zwei Mahlzeiten am Tag: Brei mit Unimix am Morgen und nachmittags dann eine Mahlzeit aus Bulgur und Bohnen. Das Traurige ist, dass die Gemeinschaften hier eigentlich in der Lage sein könnten, ihre Ernährung selbst zu sichern. Aber den Menschen fehlen die nötigen Kenntnisse für Anbaumethoden, um sich selbst zu versorgen. Nicht weit gibt es einen Fluss, in dem auch immer noch Wasser fließt. So könnten wenigstens einige Pflanzen bewässert werden.", fügt der Schulleiter hinzu. Amina Mohamed, Ernährungsberaterin der Kenianischen Roten Kreuzes stimmt ihm zu: "Wir müssen die Mentalität vieler Gemeinden ändern, um ihnen zu zeigen, dass die Landwirtschaft eine gute Option für sie sein könnte."Schulleiter Omar leistet dazu seinen eigenen Beitrag. "Ich habe angefangen, Landwirtschaft bei mir zu Hause zu betreiben. So habe ich eine Menge darüber gelernt, was in diesem Klima wächst. Wir unterrichten jetzt auch Landwirtschaft an der Schule und haben einige Beete. Dort können die Kinder selbst lernen, Gemüse anzubauen. "Wenn es ein Bewässerungssystem gäbe, um Wasser aus dem Fluss auf die Felder abzupumpen, würden mehr Familien ihr Glück beim Anbau versuchen. Vielleicht werden sie dazu ermutigt, wenn der nächste Regen im November kommt.", fügt er optimistisch hinzu. Das Schulspeisungsprogramm hat auch den Vorteil, die Kinder an der Schule zu halten. Oft finden Eltern während der Trockenzeit Aufgaben für ihre Kinder, wie Wasserholen oder Feuerholz sammeln, die sie am Schulbesuch hindern. Herr Omar ist zuversichtlich, dass es in diesen Ferien so weniger Schulabbrecher gibt. Die Kinder sind auch zufrieden und rennen in ihren Klassenraum. Dort beginnen sie das Alphabet in Englisch aufzusagen, um ihre Besucher zu beeindrucken. Denn sie wissen, dass Bildung langfristig auch beim Umgang mit der Dürre hilft und ihnen eine besser Zukunft verspricht.