Dabei habe ich in viele nette Gesichter gesehen: Es sind Hebammen, Pflegekräfte, Freiwillige, Wassertechniker, Psychologen, Kinderärzte und Sozialarbeiter aus vielen Ländern angereist.
Aktuell sind ein Krankenpfleger, ein Übersetzer und ich als Allgemeinarzt aus Deutschland für das deutsch-finnische Team tätig. Am Mittwoch war meine erste Teambesprechung. Die Impfprogramme in den Camps waren erfolgreich, so konnte der Ausbruch einer Gelbsuchtepidemie (Hepatitis A) durch rechtzeitiges Impfen verhindert werden. Von griechischer Seite gibt es mehrere Krankenschwestern, eine Verwaltungskraft, eine Kinderärztin und einen Allgemeinmediziner im Team. Einer davon wird mich morgen in die medizinische Dokumentation einführen.
Das Lager in Cherso wurde mittlerweile geschlossen. Die Gesundheitsstationen in Nea Kavala und auch Kordelio haben letzte Woche alle Container bekommen, und die internationalen Teams sind gerade dabei, die winterfesten dichten Container mit Strom und Heizung zu versorgen. Alle Gesundheitsstationen haben also jetzt beheizbare Patientenräume – teils mit 3 bis 5 neuen kleinen Behausungen bestückt.
Viele Zelte gibt es in den Flüchtlingslagern auch nicht mehr. Sie wurden seit dem Herbst gegen feste Container ausgetauscht. Dort wohnen dann etwa sechs Personen auf acht Quadratmetern. Eine dort lebende Familie aus Kurdistan haben wir heute besucht. Die Mutter hatte eine schwere Bronchitis und eine Depression sowie Magenbeschwerden. Wir haben den Fall mit unserer neuen griechischen Kinderärztin Kiki besprochen. Alle schlafen auf dem Fußboden – aber eine Heizmöglichkeit mit Strom ist nun vorhanden. Das ist auch sehr nötig, denn draußen wird es sehr kalt, teilweise um 2 Grad minus nach Sonnenuntergang – tags etwa bei 8 bis 10 Grad – falls die Sonne wie heute scheint.
Waschen geht nur in speziellen Badecontainern. Blaue Plumpsklos und Stacheldraht zieren die Umzäunung. Die Wäsche hängt über dem Stacheldrahtzaun.
Was gab es vor Weihnachten besonderes? Die finnischen Kollegen sind dabei, ein finnisches Weihnachtsessen vorzubereiten. Töpfe und Apfelsinen stapeln sich zwischen den Dienstcomputern.
Das Lager in Kordelio macht auf mich immer noch einen sehr traurigen Eindruck mit seinen Zelten in einer grauen Fabrikhalle. Ich bin mit unserem Übersetzer hinein gegangen und war erstaunt, dass es hier kleine Läden gab. Am letzten Stand hat ein kleiner kurdischer Junge Brot für uns gebacken, mit Kichererbsen und Kartoffeln, für 2.50 Euro sehr schmackhaft und mein heutiges Mittagessen.
Um die durchgehende Versorgung sicher zu stellen, bin ich gerade jetzt für das DRK hier. Akute Fälle wie der des sechsjährigen Kindes mit schlimmer Rhinitis und trockenem Husten, das gerade in der Klinik von unserem griechischen Allgemeinarzt mit Antibiotika und Fiebermitteln versorgt wurde, hätten ansonsten keine medizinische Versorgung.
Der Teamleiter aus Finnland hat unsere Schichten über die Feiertage gerade für alle Mitarbeiter eingeteilt. Einzelne freie Tage sind zu unserer Freude trotz allem für jeden geplant. Wir versuchen das beste aus der freien Zeit hier zu machen, wenngleich man in der kleinen Neubaustadt Kilkis nicht so viel unternehmen kann. Das Wichtigste für uns ist aber, dass die Flüchtlinge ohne Unterbrechung auch über die Feiertage versorgt sind.
Herzliche Grüße aus Kilkis!
Fotos: Dr. Martin Steinert/ DRK, Rose Ansorge/ DRK, Socrates Baltagiannis/ IFRC, DRK