Kein Geld für Turnschuhe, die Klassenfahrt oder einen Theaterbesuch mit der Schule? Der Kinderhilfsfonds des DRK-Ortsvereins Ratzeburg unterstützt Kinder aus Familien, die nicht die finanziellen Mittel dazu haben.
Ihre Eltern können ihnen nicht ohne Weiteres die Klassenfahrt bezahlen, geschweige denn den Schulbesuch einer Theateraufführung. Selbst eine neue Schuhgröße stellt ein Problem dar.
Gegenwärtig ist jedes siebte Kind in Deutschland von Armut betroffen.* Das sind fast 2,1 Millionen Kinder, die nicht so am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, wie es ihnen zu wünschen wäre. Sie erleben das bittere Gefühl, von Erlebnissen ausgeschlossen zu sein, die für andere ganz normal sind und zum Alltag dazugehören. Im schlimmsten Fall werden sie zudem von Mitschülerinnen und Mitschülern gemobbt.
Wir wollen, dass kein Kind ausgegrenzt wird.
Björn Urbschat, stellvertretender Vorstandsvorsitzender im DRK-Ortsverein Ratzeburg
Björn Urbschat vom DRK-Ortsverein Ratzeburg und ein Team Ehrenamtlicher haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Folgen von Armut für Kinder und Jugendliche in und um die schleswig-holsteinische Kleinstadt zu mildern. „Wir wollen, dass kein Kind ausgegrenzt wird“, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, der 2011 den vorrangig aus Spenden finanzierten Kinderhilfsfonds etabliert hat, um bedürftigen Kindern und Jugendlichen zielgerichtet zu helfen.
Mal ermöglicht das DRK einen finanziellen Zuschuss zum Klassenausflug oder zu einer Kulturveranstaltung, mal sorgt es dafür, dass Schulbedarf wie Ranzen, Stifte oder Bücher angeschafft wird. Immer dann, wenn kein staatlicher Fördertopf zur Verfügung steht.** „Es geht oft nur um 15 oder 20 Euro. Für manche Eltern ist das aber so viel, dass ein Kind bei einem Ausflug mit der Klasse deshalb nicht mitkommen kann“, berichtet Björn Urbschat.
Oder es fehlt an Alltagsgegenständen – wie Turnschuhen. „Einem Lehrer ist zum Beispiel im Sportunterricht aufgefallen, dass ein Junge viel zu kleine und ausgetretene Schuhe trug“, schildert Björn Urbschat. Der Pädagoge wies die Eltern darauf hin, wissend um deren schwierige finanzielle Situation. Und tatsächlich konnten sie sich den Kauf neuer Schuhe nicht leisten. So stellte der Lehrer einen Antrag beim DRK und bekam grünes Licht.
Maximal 100 Euro zahlt der Kinderhilfsfonds für einen Zweck aus. Doch der Vorstand drückt im Einzelfall auch mal ein Auge zu und gewährt einen höheren Betrag, sagt Björn Urbschat.
Anträge dürfen nur die pädagogischen Bezugspersonen in Kindertagesstätten, Schulen und Betreuungseinrichtungen stellen. Sie kennen und erkennen die Bedürftigkeit von Kindern, die sie über Monate und Jahre hinweg betreuen.
Das Verfahren selbst ist dann unkompliziert. Ein paar Zeilen, wofür die finanzielle Hilfe benötigt wird, Kontonummer, Unterschrift und Stempel – fertig.
Zwar ist das Angebot in und um Ratzeburg schon bekannt, so Björn Urbschat, doch geht sein Team immer wieder in Konferenzen von Lehr- und Erziehungskräften, um den Kinderhilfsfonds in Erinnerung zu rufen und für das Thema Kinderarmut zu sensibilisieren. Denn der Bedarf ist da und dürfte bei genauerem Hinsehen noch größer sein, schätzt Björn Urbschat die Lage ein.
Er und das DRK-Team jedenfalls werden sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass Kinder und Jugendliche die Chance auf eine bessere Zukunft haben. Ohne Ausgrenzung.
* Statistisches Bundesamt
** z. B. Ausgaben, die nicht oder nur anteilig vom Bildungspaket gedeckt werden