Die Mitarbeitenden in Aufnahmeunterkünften kümmern sich aufopferungsvoll um Menschen auf der Flucht. Manchmal benötigen sie auch selbst Hilfe.
Rita* und ihr Team sind am Limit. Sie arbeiten in einer Einrichtung für ukrainische Geflüchtete. Täglich sind sie mit Leid konfrontriert. Denn viele Menschen, die aus der Ukraine nach Deutschland geflohen sind, haben auf ihrer Seele unsichtbares Gepäck mitgenommen: Immer wieder durchleben sie in ihren Träumen die Gewalt, die sie erfahren mussten. Beim Aufwachen durchdringt sie der Schmerz bei der Erinnerung an die Verwandten, Freundinnen und Freunde, die sie verloren haben.
Und genau dieses Gepäck belastet auch Helfende wie Rita. Weil ihnen die Bewohnerinnen und Bewohner am Herzen liegen, nehmen sie deren Geschichten und Gefühle auf. Aber es ist manchmal schwierig, damit klarzukommen. Dann fühlen sie sich überfordert und wissen nicht, wie sie mit ihrem eigenen Stress umgehen sollen
Zum Glück gibt es beim DRK-Landesverband Nordrhein auch für die Helfenden Unterstützung: „Wir haben 2015 im Rahmen der Syrien-Krise gemerkt, dass Mitarbeitende in den Unterkünften über ihre Belastungsgrenzen gehen müssen und angefangen, erste Schutzmaßnahmen zu entwickeln“, berichtet Gladys Pietz, Referentin für Psychosoziale Notfallversorgung im DRK Nordrhein. „Aus diesen Erfahrungen haben wir ein umfassendes Konzept entwickelt.“
Mittlerweile hat der DRK Nordrhein über 30 Workshops und Schulungen durchgeführt, an denen etwa 700 Menschen teilgenommen haben, um ihre eigene Belastungsgrenze zu erkennen und zu lernen, wie sie Stress und Konflikte verarbeiten. „Diese psychosoziale Unterstützung bietet spezielle Kurse an, um mit der eigenen Belastung besser umzugehen. Es gibt auch Schulungen, die tiefer ins Detail gehen und die Hintergründe beleuchten: Warum reagieren traumatisierte Menschen so, wie sie es tun? Was passiert in ihren Köpfen? Oder wir erklären Unterschiede zwischen der ukrainischen und der deutschen Kultur, um Missverständnisse auszuräumen“, erklärt Dr. Julia Lukomska.
Als psychosoziale Fachkraft organisiert Dr. Lukomska viele der Schulungen. Sie steht auch für Teamaussprachen, die sogenannten Supervisionen, und für individuelle Gespräche bereit. Dabei helfen ihr auch ehrenamtliche Kräfte, die in spendenfinanzierten Fortbildungen als psychosoziale Notfallversorgende ausgebildet wurden.
„Die Maßnahmen haben schon vielen Mitarbeitenden geholfen. Besonnene und ausgeglichene Kräfte sind besonders empathisch und leisten zielgerichtete Hilfe. Wenn wir das Personal stabilisieren, stärken wir also gleichzeitig die Hilfe für Geflüchtete“, freut sich Gladys Pietz.