Der Sudan hat eine lange Geschichte voller Konflikte. Seit April 2023 gibt es wieder bewaffnete Auseinandersetzungen. Neun Millionen Menschen wurden vertrieben, davon sind zwei Millionen in Nachbarländer geflohen. Sie leben in überfüllten Aufnahmezentren ohne genug Essen, sauberes Wasser oder medizinische Hilfe. Wir arbeiten eng mit unseren Schwestergesellschaften vor Ort zusammen, um den notleidenden Menschen beizustehen.
Als vor 20 Jahren die Gewalt in Darfur im West-Sudan ausbrach, floh Fariha mit ihren Kindern in die Hauptstadt Khartum. Dort lebte die Familie bis vor einem Jahr – als im April 2023 ihre Welt ein zweites Mal zusammenbrach. Fariha ist 52 Jahre alt. Sie erinnert sich noch an eine Zeit, als ihre Heimat friedlich und relativ sicher war. Doch der Sudan, den sie als Kind und junge Mutter kannte, existiert nicht mehr. Unruhen und Gewalt haben die letzten 20 Jahre geprägt. Wenn die Waffen ruhten, hatten Fariha und ihre Landsleute etwas Hoffnung. Doch im April 2023 brach ein neuer Konflikt aus – noch gewalttätiger als viele Krisen zuvor.
Mittlerweile sind neun Millionen Menschen im Land auf der Flucht oder suchen Sicherheit in Nachbarländern wie Südsudan oder Äthiopien, die selbst von schweren Krisen betroffen sind. Die meisten Geflüchteten sind Frauen und Kinder. In manchen Regionen machen sie 90 Prozent aus. „Die humanitäre Situation ist besorgniserregend. Millionen Menschen sind von Hilfe abgeschnitten. In Städten wie El Fasher ziehen Menschen täglich um, um Schutz zu suchen“, berichtet Marius Schneider. Der DRK-Büroleiter für den Sudan organisiert vorübergehend von Nairobi in Kenia aus die komplizierte Hilfe.
Als in Sudans Hauptstadt Khartum die bewaffneten Auseinandersetzungen begannen, musste Fariha mit ihren Kindern fliehen. „Immer wieder sind die Versorgungswege unterbrochen und der Transport ist oft nur unter lebensbedrohlichen Umständen möglich. Der Schutz von Helfenden wird nicht gewährleistet, so hat der Sudanesische Rote Halbmond (SRCS) allein im ersten Halbjahr 2024 vier Freiwillige verloren. Trotzdem liefern wir, was möglich ist, denn die Not ist groß und es mangelt an allem.“ Für den gesamten August sind auch noch übermäßige Regenfälle angekündigt. Es drohen wasserbedingte Epidemien wie Cholera – in einem Land, in dem fast 80 Prozent der Gesundheitseinrichtungen nicht mehr funktionieren.
Der SRCS, das Deutsche Rote Kreuz und weitere Schwestergesellschaften arbeiten eng zusammen, um angemessen auf das extreme Ausmaß der Krise reagieren zu können. Unsere Nothilfe-Aktivitäten in den Bundesstaaten Nord-Darfur und Blue Nile ermöglichen Binnenvertriebenen Wasser, eine Sanitärvers orgung, Medikamente, Sachleistungen und Bargeldhilfen, um lebensnotwendige Güter zu erwerben.
Dem SRCS mit seinen freiwilligen Helferinnen und Helfern kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Trotz eigener Not und gefährlicher Arbeitsbedingungen sind über 4.000 Freiwillige täglich im Einsatz und helfen z.B. in Gesundheitszentren aus oder setzen Sanitäranlagen instand. „Wir unterstützen unsere Kolleginnen und Kollegen vom SRCS auch organisatorisch und strukturell. Die Nationalgesellschaft ist selbst extrem von der Krise betroffen: Sie musste das Büro vorübergehend nach Port Sudan verlegen, weil ihr Zentrum in der Hauptstadt Khartum zerstört, die Lagerhallen vieler Zweigstellen geplündert und auch der Fuhrpark gestohlen wurden“, berichtet Marius Schneider.
Der mutige Einsatz der Freiwilligen macht Hoffnung. Und auch Fariha hat sich ihre Zuversicht bewahrt, dass die Zukunft ihrer Kinder eine glückliche sein kann:
„Meine Mutter war eine Frau von großer Stärke, eine Stärke, die ich an meine Töchter weiterreichen werde.“
In Äthiopien verschlechtern bewaffnete Auseinandersetzungen und extreme Wetterbedingungen zusehends die Lage der Bevölkerung. Gleichzeitig flüchten mehr Menschen aus dem Sudan ins Land. „Die Lage ist sehr instabil“, berichtet Adrian Dost, DRK-Länderreferent für Äthiopien. „21,4 Millionen Menschen benötigen dringend Hilfe, über die Hälfte sind Kinder.“
Das DRK steht den Notleidenden in der Grenzregion Benishangul-Gumuz bei. Hier haben die Menschen durchschnittlich weniger als sechs Liter Wasser pro Tag zum Trinken, Kochen und Wäschewaschen sowie zur Körperpflege zur Verfügung. Gemeinsam mit dem Äthiopischen Roten Kreuz sanieren wir Wasser stellen sowie Latrinen und unterstützen 644 Haushalte mit Bargeldhilfen beim Aufbau ihrer Unterkünfte. Zusätzlich bilden wir junge Menschen aus. So verbessern wir ihre Zukunftschancen und stärken die Gemeinschaft.
Auch Zahabu konnte dank Bargeldhilfen eine neue Unterkunft für sich und ihre drei Kinder bauen. Mit der neuen Regentonne kann Zahabu in der Regenzeit Wasser sammeln. Außerdem erhielt sie Unterstützung zum Bau einer eigenen Latrine. Dies trägt maßgeblich zur Gesundheit ihrer Familie und zur Sauberkeit der Umgebung bei.
3.600 Trinkwasserbehälter und Lösungen zur Wasseraufbereitung
3.960 Haushalts-Kits mit Kochutensilien, Decken, Beleuchtung u.a.
3.000 Hygiene-Pakete
Nach Ausbruch des bewaffneten Konflikts ist die 30-jährige Gisma Jaber mit ihren Kindern aus dem Sudan in den Südsudan geflohen. Wie die junge Mutter suchen Hunderttausende im Nachbarland Schutz. Viele leben in überfüllten Notunterkünften, oft unter katastrophalen Bedingungen. Der Zugang zu Nahrung, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung ist stark eingeschränkt. Der Südsudan ist selbst von jahrelangen Konflikten und Gewalt gezeichnet. Fast drei Viertel der Bevölkerung benötigen dringend Unterstützung.
Das DRK unterstützt das Südsudanesische Rote Kreuz (SSRC), die Grundbedürfnisse von Rückkehrenden, Geflüchteten und den Menschen in den Aufnahmegemeinden zu decken und ihre Gesundheit zu schützen. Auch Gisma Jaber hat vom SSRC Schlafmatten, Decken, Plastikplanen, Seifen, Wasserkanister, Moskitonetze und Küchengeräte erhalten.