DRK-Winterhilfe

Der Tag geht vorbei – unsere Helfer nicht

DRK-Helfende an nächtlicher Kreuzung

Im Winter ist jeder Tag für Menschen ohne Obdach ein Kampf: um einen Platz zum Aufwärmen, eine heiße Mahlzeit und einen Funken Hoffnung für die bevorstehende Nacht. Das DRK hilft ihnen durch diese harte und gefährliche Jahreszeit.

Es dämmert und die nasse Kälte zieht durch die Straßen. Faris Shehabi und sein Team überqueren wenig später den Münsterplatz in Mainz. Noch zeigt das Thermometer null Grad an. Im Eingangsbereich einer Einkaufspassage entdecken sie einen jungen Mann. Er steht häufig dort und telefoniert – vielleicht nur zum Schein.

„Als wir näher kommen, erkennen wir, dass etwas nicht stimmt“, erzählt Shehabi. Der Mann lehnt kreidebleich in einer Ecke, seine Jacke ist viel zu dünn. „Können wir Ihnen helfen?“, fragt der 31-jährige Ehrenamtliche vorsichtig. Der Angesprochene zögert, denn Hilfe anzunehmen fällt ihm und vielen anderen ohne Obdach schwer. Er lässt sich schließlich ein warmes Getränk und ein Sandwich reichen und bedankt sich leise. Es ist das Erste, was er an diesem Tag zu sich nimmt. Während Faris Shehabi ihm zuhört, besorgt ein anderer Helfer eine warme Jacke aus dem Bus.

Es kann jeden treffen

Er erzählt, dass er früher einen festen Job und eine Wohnung hatte, doch als er seine Arbeit verlor, geriet sein Leben völlig aus dem Takt. „Es kann einfach jeden treffen“, sagt Shehabi. Er kennt viele Geschichten und weiß, wie schwer es Menschen ohne Obdach gerade im Winter haben: Ohne Schutz erleiden sie oft Erfrierungen oder Lungenentzündungen. Jeden Winter sterben sogar einige von ihnen.

Nicht wegschauen

„Oft machen Menschen einen Bogen um sie, ohne groß nachzudenken. Man will nicht so genau hinschauen, auf die Menschen, auf ihre Schlafplätze“, erklärt Faris Shehabi. Doch hinzusehen ist entscheidend, um ihnen im Kampf gegen Kälte, Einsamkeit und Ausgrenzung zu helfen.

#HINSCHAUEN

Um dies möglich zu machen, rief er mit dem DRK-Ortsverein Mainz-Hechtsheim 2023 das Projekt „#HinSchauen“ ins Leben. Ein- bis zweimal pro Woche suchen er und sein Team abends nach Hilfsbedürftigen.

Mit Winterjacken, Schlafsäcken, Heißgetränken und warmen Mahlzeiten schenken sie Wärme und Hoffnung in frostigen Nächten. „Die Menschen sind so dankbar für unsere Hilfe und dafür, einfach gesehen zu werden.“

Mehr Hilfe dringend nötig

Laut Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe lebten bei der letzten Erhebung im Jahr 2022 deutschlandweit 52.000 Menschen ohne Obdach. Heute sind es vermutlich mehr. „Auch in Bochum spüren wir das“, sagt Hauke Grischek vom dortigen DRK-Kreisverband.

Helfer an Ausgabestelle für warme Mahlzeiten
Wir helfen Menschen ohne Obdach, aber auch anderen Bedürftigen: allen, die sich sonst in eisigen Zeiten kein warmes Getränk und Essen leisten können.

Immer pünktlich

Deswegen hat er im November vorletzten Jahres mit rund einer Handvoll Ehrenamtlichen die Kältehilfe ins Leben gerufen. Heute umfasst sein Team 38 Helfende, die sicherstellen, dass das Angebot bisher nicht einmal ausgefallen ist. Diese Zuverlässigkeit ist besonders wichtig, da sie eine Konstante im Leben jener ist, die oft schwere Schicksalsschläge erlitten haben. „Jeden Montag bauen wir unseren Stand vor dem Hauptbahnhof auf und verteilen ab 19 Uhr Dinge des täglichen Bedarfs wie Seife und Zahnpasta und geben warme Mahlzeiten und Getränke aus“, führt Hauke Grischek aus. Meist werden sie schon erwartet und wenn es Kartoffelsuppe gibt, könnte man meinen, die Schlange ist noch etwas länger als sonst. „An einem Abend versorgen wir zwischen 80 und 100 Menschen.“

DRKlerin hält einen Pullover mit Herzmotiv
Eva Joniak kümmert sich um die Verteilung der Winterkleidung. Sie hat immer vier prall gefüllte Reisetaschen dabei. Am Ende des Abends findet sich darin oft nicht mehr als eine einzelne Socke.

Wärme zum Anziehen

Damit die gewonnene Wärme nicht gleich wieder verloren geht, gibt Eva Joniak Winterkleidung aus. Die Ehrenamtliche nimmt auch „Bestellungen“ auf. „Eine Woche vor Weihnachten kam ein Mann in einer verschlissenen Jacke zu mir. Er brauchte dringend eine neue – in Größe 54! Die hat man nicht mal eben so dabei“, erinnert sie sich lächelnd. Doch schon eine Woche später konnte sie ihm das schönste Weihnachtsgeschenk machen: eine Winterjacke in seiner Größe.

Dankbarkeit als Antrieb

Die ehrliche und spürbare Dankbarkeit dieses Mannes, wie auch die vieler anderer, ist das, was Eva Joniak, Hauke Grischek und das gesamte Team antreibt. Ihr Engagement für Menschen ohne Obdach endet übrigens nicht mit dem Winter, denn: Herzenswärme hat immer Saison. 

Solche und ähnliche Projekte bietet das DRK an vielen Orten bundesweit an.

Vielen Dank!

Jede Spende schenkt Menschen ohne Obdach Wärme und Hoffnung.

Titel der Publikation

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