Während sich in Deutschland die ersten Schneeglöckchen durch den Boden schieben und zaghaft den herannahenden Frühling ankündigen, ist es hier im Norden Ugandas sehr warm und trocken. Die Sonne blendet, als wir in Aliwara ankommen. Die Gemeinde mit etwa 150 Haushalten, in denen jeweils rund fünf Personen leben, nimmt teil an unserem Programm zur Sicherung der Lebensgrundlagen von Flüchtlingen aus dem Südsudan und bedürftigen Einheimischen. Armut, mangelnde Versorgung mit Wasser und die Auswirkungen des Klimawandels machen den Menschen hier sehr zu schaffen.
Gemeinsam mit dem Ugandischen Roten Kreuz haben wir in Aliwara einen Brunnen gebaut. Er stellt die Grundversorgung der Gemeinde mit Wasser sicher. Wasser, das nicht nur zum Trinken oder für die Hygiene wichtig ist, sondern auch als Voraussetzung für die Entwicklung der Gemeinde.
Wir schauen uns den neuen Brunnen an – das „borehole“, wie man hier sagt. In der Tat ist es kein Brunnen, wie ich mir das vorgestellt habe, sondern eine Pumpe, die am Ende eines 70 Meter tiefen Bohrlochs steht und mit der man das Wasser aus der Tiefe nach oben befördert. Rund um die Pumpe ist eine Art Becken aus Beton gegossen. Dessen Funktion erklärt mir der junge Dorfbewohner Godfrey Drichi: „Das Betonbecken sorgt dafür, dass wir das Wasser bei jedem Wetter gut an die Oberfläche bringen können, ohne dass es verschmutzt. Gerade ist es sehr trocken und staubig, aber in der Regenzeit sieht das schon anders aus.“ Auch beim Wäschewaschen sei es praktisch. Die Frauen können mit ihren Waschschalen direkt in der Nähe der Pumpe waschen und alles bleibt sauber.
Godfrey gehört zu den Dorfbewohnern, die die Verantwortung für die Wasserstelle übernommen haben. Er ist Vorstand des sogenannten Wasserkomitees, zu dem rund 20 Männer und Frauen gehören. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Stelle sauber zu halten. „Dazu haben wir verschiedene Werkzeuge wie Eimer, Besen und eine Hacke erhalten“, erzählt der 25-Jährige. „Jedes Komitee-Mitglied hat immer drei Tage Dienst.“
Doch auch die anderen Dorfbewohner beteiligen sich an der Wartung des Brunnens: „Jeder Haushalt zahlt pro Monat 1.000 Shilling (rund 0,20 Euro) in eine gemeinschaftliche Kasse. Von diesen Rücklagen können wir kleinere Reparaturen finanzieren“, erklärt Godfrey.
Weil er in Aliwara geboren und aufgewachsen ist, kennt sich Godfrey Drichi hier gut aus. Er betont, dass der Brunnen ein großer Gewinn für das Dorf ist. Die Bewohner verfügen nun über ausreichend sauberes Wasser zum Trinken und Waschen, können ihre Tiere versorgen und ihre Gärten wässern.
Godfrey ist stolz, dass das Wasserkomitee gut funktioniert, und glücklich über die Verbesserungen, die sein Dorf durch den Brunnen erreicht hat.
Fotos: Gero Breloer/DRK, Antje Brack/DRK