Die Flüchtlingssiedlung Bidibidi - mit rund 200.000 Bewohnern eine der größten der Welt - wirkt eher wie ein weitläufiges Dorf mit Feldern und grünen Wiesen. Die Geflüchteten bekommen hier nach ihrer Ankunft Land zugeteilt, errichten eigene Häuser und auch Kleinbetriebe. Es ist beeindruckend, wie sich die Familien hier ein neues Leben aufbauen.
Das DRK unterstützt das Ugandische Rote Kreuz vor Ort in den Bereichen Wasserversorgung & Hygiene, Ernährungssicherung, Gesundheitsförderung und Katastrophenvorsorge. Ein Grund dafür: Uganda ist seit Jahren in Afrika dasjenige Land, das die meisten Geflüchteten aus anderen Ländern aufnimmt. 2022 lebten über 1,5 Mio. Geflüchtete dort, allen voran aus dem Südsudan. Über 80% von ihnen sind Kinder und Frauen.
Besuche und Treffen finden oft im Freien statt. Man setzt sich auf Decken oder Plastikstühle in den Schatten großer Bäume und bespricht wichtige Angelegenheiten. Hier verabreden auch die gegründeten Wasserkomitees, wie sie die vom Roten Kreuz geförderten Brunnen warten und sauber halten; hier vermittelt das Projektteam vom Ugandischen Roten Kreuz wertvolles Wissen rund um Sanitärversorgung und Hygiene sowie nachhaltige Landwirtschaftspraktiken.
Und hier treffen wir auch die Familien, denen unsere Arbeit gilt, einerseits Geflüchtete wie Celina, von der ich noch berichte, aber auch Mitglieder der ansässigen Gemeinden. Sie haben sich in der Kleinspargruppe und anderen Initiativen organisiert.
Besonders beeindruckt bin ich von Celina, einer jungen Mutter mit vier Kindern. Sie erzählt, wie sie gemeinsam mit den Familien um sie herum in Aktivitäten eingebunden ist, und wie sie versuchen, hier ihren Alltag zu bestreiten. Begegnungen wie diese motivieren mich im Büroalltag, unsere DRK-Projekte weiter voranzutreiben.
In ihrem handgeschriebenen Brief, den ich aufgehoben habe, beschreibt Celina, wie selbständig sie jetzt ist, und wie sie sich aktiv beteiligt.
„Mein Name ist Celina Lingo und ich musste vor einigen Jahren aus meiner Heimat Südsudan nach Uganda fliehen. Ich lebe dort jetzt in der Zone 5 des Flüchtlingslagers Bidibidi im Yumbe-Distrikt.
Schon 2018 bekam ich als Geflüchtete Hilfe durch das Rote Kreuz. Seit 2021 habe ich mich in meiner neuen Gemeinde organisiert, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Als alleinstehende Witwe mit vier Kindern war das keine einfache Aufgabe. Zwischenzeitlich erhielt ich z.B. keine Lebensmittel aus den Mitteln anderer Organisationen, weil ich in der Kategorie eingestuft war, in der diejenigen Familien eingeordnet wurden, die selbst Einkommen generieren können.
Letztes Jahr bin ich in eine gemeindebasierte Kleinspargruppe eingetreten und habe von der Ausschüttung die Schulgebühren für meine Kinder bezahlen können.
(Außerdem baut sie Lebensmittel auf einem kleinen Stück Land an.) Seitdem mangelt es mir nicht mehr an Lebensmitteln. Zwei meiner Kinder können jetzt in Koboko in einem Internat zur Schule gehen. Die dafür nötigen Unkosten kann ich selbst bezahlen.
Früher hat mich meine schwierige Situation sehr niedergeschlagen. Heute fühle ich mich ermutigt und stark durch den Zusammenhalt in der Gruppe. Ich bin sogar stellvertretende Vorsitzende unserer Kleinsparguppe.
Herzlichen Dank an das Rote Kreuz und alle Spenderinnen und Spender für diese wertvolle Unterstützung!
SLA oder Kleinspargruppe:Village and Savings Loan Associations (SLA) sind gemeindebasierte Kleinspargruppen, in der Menschen gemeinsam sparen und zusammen ihr Geld verwalten. Nach einer Grundlagenschulung sind sie in der Lage, sich als Spargruppe Ziele zu setzen, das Geld zu verwalten und dann je nach Bedarf auszuschütten. Innerhalb der Kleinspargruppe gibt es verschiedene Funktionen, mindestens zwei haben einen Schlüssel zum kleinen Safe, eine/r führt Buch. |
Celina ist auch dabei, als die Nachbarn sich neugierig um eine schwarze und eine weiße Ziege scharen. Bereits eine kleine Starthilfe in Form von ein paar Nutztieren hilft den Familien, verschiedene Einkommensquellen zu entwickeln (z.B. Verkauf von Eiern und Küken oder Milch). Auf dem ihnen zugeteilten Land können Nutztiere gehalten werden und tragen so zur Selbstversorgung bei.
Bereits im Jahr 2022 haben wir gemeinsam mit dem Ugandischen Roten Kreuz und der Unterstützung des Auswärtigen Amtes eine Anlage zur Produktion von Trinkwasser errichtet. Das Besondere daran ist, dass das Wasser mit selbst erzeugtem Solarstrom hochgepumpt wird. Für schlechtes Wetter gibt es aber einen Generator. Nach der Aufbereitung des Trinkwassers wird es an Wasserkioske weitergepumpt, wo die Familien sich frisches Wasser in Kanistern abholen.
Die Hilfe zur Selbsthilfe ist ein tragendes Element der Rotkreuz-Projekte. Damit die Verbesserungen fortwirken und Verantwortung gemeinsam getragen wird, unterstützen wir die Gründung verschiedener Komitees und Arbeitsgruppen und schulen die Teilnehmenden.
Ohne die tolle Zusammenarbeit mit den Freiwilligen vor Ort wäre das nicht möglich. Sie sind das Rückgrat unserer Arbeit und das Bindeglied zu den Menschen in einem der größten Flüchtlingslager der Welt und den angrenzenden Gemeinden.
Ich war beeindruckt, wie weitläufig das Wassersystem ist und wie leistungsstark die Pumpen sind, um das Wasser so weit zu befördern. Sobald man den Wasserhahn aufdreht, kommt frisches Wasser herausgesprudelt. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Menschen in Bidibidi.
Und die Begegnung mit Celina und den anderen Menschen, denen wir ganz praktisch und mit einfachen Maßnahmen helfen konnten, bestärkt mich. Gemeinsam mit dem Rotkreuz-Team vor Ort finden wir gute Lösungen.
Fotos und Text: Charlotte Sielicki, DRK