Ein Trigger – oder auch Schwellenwert – (im Kontext von FbF) hilft uns, ein bevorstehendes Wetterereignis wie eine Kältewelle, Hitzewelle oder – im Sudan – Flussüberschwemmung vorherzusagen, bevor es die Bevölkerung trifft. Der Trigger ist der Punkt, an dem die Wahrscheinlichkeit, dass das Wetterereignis innerhalb einer bestimmten Zeitspanne zu schwerwiegenden Folgen für die Bevölkerung führt, so hoch ist, dass die Menschen sich aktiv schützen müssen. Kurz: Wird dieser Wert in einer Region erreicht bzw. überschritten, rollt die Rotkreuz- und Rothalbmond-Hilfe für die voraussichtlich gefährdeten Menschen an. Diese frühzeitige Unterstützung, auch „early action“, umfasst Maßnahmen, die für dieses spezielle Risiko als sinnvoll erachtet wurden und im sogenannten „Frühwarnprotokoll“ (EAP) festgehalten sind. Zu den Maßnahmen gehören häufig Frühwarnungen und andere humanitäre Hilfe.
Für gute vorausschauende humanitäre Hilfe ist es also sehr wichtig, dass ein Schwellenwert sorgsam ermittelt wird. Deshalb sind daran erfahrene Experten wie David MacLeod beteiligt. Seit drei Jahren wirkt der promovierte Experte für Klimavorhersagen auch über das Rotkreuz- und Rothalbmond-Klimazentrum mit. Aktuell arbeitet er daran, den Schwellenwert für Hochwasser bzw. Flussüberschwemmungen im Sudan zu ermitteln. Er weiß, dass die Entwicklung von Triggern sehr komplex ist.
Die Entwicklung von Schwellenwerten erfordert die Zusammenarbeit mit Betroffenen und Beteiligten, um die Naturgefahr und ihre potenziellen Auswirkungen zunächst zu verstehen“, sagt David. Gleichzeitig erstellen wir eine Übersicht über die möglichen Vorhersagequellen, die als Auslöser verwendet werden können.
David und seine Kollegen prüfen dann die gesammelten Quellen, um zu sehen, ob die einzelnen Informationsquellen bzw. Trigger anwendbar sind. Sie wollen herausfinden, ob sie beispielsweise für die jeweilige Gefahr relevant sind oder eine ausreichende Vorlaufzeit für frühe Hilfsmaßnahmen bieten würden. Entscheidend ist ebenso, dass sie verstehen, wie genau eine Vorhersage anhand dieser Werte ist.
Wenn wir uns zum Beispiel dafür entscheiden, bei Eintritt einer bestimmten Vorhersagebedingung, sagen wir 60 Prozent Wahrscheinlichkeit eines Hochwassers, Alarm bzw. Hilfe auszulösen, wie häufig würden wir dann auslösen und wie oft würde das zu einem Fehlalarm führen?
Für das FbF-Projekt im Sudan versuchen David MacLeod und seine Kollegen Hochwasser in Flüssen möglichst gut vorherzusagen.
Dafür ziehen wir neben den Vorhersagen der Pegelstände, die uns hydrologische Modelle liefern können, auch die Niederschlagsmengen in Betracht.
Das Team berücksichtigt dabei mehrere Informationsquellen, etwa Niederschlagsvorhersagen des sudanesischen Wetterdienstes, Stromabflussvorhersagen des Ministeriums für Bewässerung und Wasserressourcen, aber auch Vorhersagen regionaler Klimadienstleister und globale Hochwasservorhersagen.
David ergänzt: Das Vertrauen in das Auslösemodell ist stärker, wenn die Beteiligten ein Verständnis für den Grad der Prognosefähigkeit haben. Dies wiederum wird besser, wenn Beobachtungsdaten für die Bewertung der Vorhersage verfügbar sind. Bei Pegelstandsvorhersagen kann das eine Herausforderung sein. Aus diesem Grund arbeiten wir im Sudan mit Partnern zusammen, um Daten gemeinsam zu nutzen. Der gemeinsame Datenpool kommt allen Beteiligten zugute – wir haben eine bessere Datengrundlage, während unsere Partner unsere Daten ebenfalls nutzen können und bei einigen ihrer Projekte Unterstützung erhalten, etwa personell oder technisch.
Darüber hinaus hängen die Vorhersagen in Bezug auf Flüsse entscheidend von den Abflussdaten flussaufwärts ab. Internationale Vereinbarungen zum Datenaustausch – oder deren Fehlen – sind deshalb ein wichtiger Aspekt, den David MacLeod und sein Team bei ihrer Arbeit berücksichtigen müssen, erklärt der Experte.
Nachdem David mit allen wichtigen Beteiligten die Daten zusammengetragen und den Schwellenwert für Hochwasser in Flüssen evaluiert hat, berät der Experte den Roten Halbmond und relevante Interessensgruppen zur Verwendung der Prognosen im endgültigen Triggermodell, wenn sie – darauf aufbauend – ein Frühwarnprotokoll entwickeln und einreichen.
Ich mag es, zu helfen“, sagt David MacLeod über seine Arbeit. „Die Möglichkeit, mein Wissen für einen wichtigen praktischen Nutzen einzusetzen, ist sehr motivierend.
Bald wird seine Arbeit dazu beitragen, dass gefährdete Menschen sich mit Hilfe des Sudanesischen Roten Halbmondes frühzeitig und wirkungsvoll vor Hochwasser schützen können.