Auf einem Podium stehen viele Menschen

Resilienz gelingt nur gemeinsam: Bericht von der Fachtagung Katastrophenvorsorge

 - Berlin

im Angesicht globaler Entwicklungen und gesellschaftlicher sowie geopolitischer Konflikte diskutierten Nichtregierungsorganisationen, Universitäten, Forschungseinrichtungen und Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland über Katastrophenvorsorge und Bevölkerungsschutz weltweit. Dabei schaffte die Konferenz im April 2024 immer wieder den Sprung aus der Konzeption und Analyse in die wahre Geschichte: Die „Stories from the field“, machten die zwei Tage anschaulich und bunt – manchmal auch erschreckend realistisch.

Resilienz gelingt gemeinsam wird mit Filzstift auf ein Plakat geschrieben

On the Edge? Katastrophenvorsorge in unsicheren Zeiten

Unter diesem Thema kamen am 22. und 23. April 2024 ca. 1200 Präsenz- und Onlineteilnehmerinnen und -teilnehmer im Tagungswerk Berlin zum Austausch zusammen. Finanziert durch das Auswärtige Amt, durchgeführt vom Deutschen Roten Kreuz und im Angesicht aktueller nationaler und globaler Entwicklungen wie Klimaveränderung, Gesundheitskrisen und gesellschaftlicher sowie geopolitischer Konflikte, diskutierten Nichtregierungsorganisationen, Universitäten, Forschungseinrichtungen und Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland über Herausforderungen und innovative Ansätze der Katastrophenvorsorge und des Bevölkerungsschutzes weltweit. Das hybride Format erleichterte den Kontakt zwischen dem nationalen Bevölkerungsschutz und der internationalen Katastrophenvorsorge.

Tanz am Rande des Vulkans

„Wir müssen besser vorbereitet sein, um schneller und effektiver helfen zu können“, meinte Christof Johnen, Bereichsleiter Internationale Zusammenarbeit des DRK in seinen Begrüßungsworten. Er wies auf die anwesende Grafikerin, die die Inhalte der gesamten Tagung aufzeichnete. Und da stand in großen schönen Buchstaben „Resilienz gelingt nur gemeinsam.“   Sozusagen das Leitmotiv dieser Fachtagung. Dr. Peter Reuss, Referatsleiter für Grundsatzfragen Humanitärer Hilfe im Auswärtigen Amt, hielt die Eröffnungsrede. Er bedankte sich dabei nicht nur beim Deutschen Roten Kreuz für die jahrelange gute Zusammenarbeit, sondern er verwies auch auf den Titel der Fachtagung „Auf Messers Schneide […]“ und verglich die derzeitige humanitäre, aber auch politische und gesellschaftliche Arbeit mit einem Tanz am Rande des Vulkans. Sein Plädoyer für vorausschauende, antizipative und kooperative Arbeit zur Steigerung regionaler, nationaler und globaler Resilienz wurde im Anschluss in einem nationalen und einem internationalen Panel sowie in 33 Workshops und Sessions aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet. Ein amüsantes Szenariospiel zum Thema „Hitze“ testete unter großem Hallo die diesbezügliche antizipative Kompetenz der Teilnehmenden – während außerhalb der Tagungsräume ein Schneeschauer den nächsten jagte…

Poetische und grafische Chronologien

Wie ein roter Faden zog es sich durch die Konferenz: Die Forderung, den Menschen ins Zentrum unterschiedlichster Katastrophenvorsorge- und Bevölkerungsschutz-Maßnahmen zu stellen. Denn der „Tanz am Rande des Vulkans“ schien nicht zuletzt auch ein Tanz um das goldene Kalb und um heilige Bürokratien zu sein. So jedenfalls fassten es sowohl die grafische als auch die poetischen Chronisten und Chronistinnen dieser Tagung zusammen:

Es ist ja nicht so als würden wir nicht wissen/ Was wir wann und wie tun müssen/ Wir können auch wie Kassandra in die Zukunft sehen/ Was wir haben ist leider ein Umsetzungsproblem/ ….Also: Handeln statt Schwätzen/Prioritäten setzen/ Wem soll der Schutz nützen?/ Wen und was wollen wir schützen?

Oder im Englischen anders ausgedrückt:

But Prevention is not inaction/ Prevention is action/Prevention is not avoiding risk/ It is found in countering it,/  defeating it with tactics in a chess match with chance/It’s not crossing your fingers in a thunderstorm and praying for sun/ Prevention is taking a raincoat or an umbrella/ or checking the weather app on your phone/ It’s knowing not to go into danger alone/ Prevention is not never climbing the tree/ Prevention is a harness and rope/I t’s community hope and urgency/ It’s figuring out how to conquer the giant redwood safely/ How to fly without the fall/How to get the magic pinecone/Without having to risk it all.

Die Workshops und Sessions

Ob der derzeitige Bevölkerungsschutz noch zeitgemäß sei oder die Sicherheit humanitär Helfender in Krisensituationen gewährleistet werden könne; Ob Datenquellen und -genauigkeit von Nutzen oder mehr eine Gefahr darstellen; Ob wir als Katastrophenvorsorgegemeinschaft hinreichend lokales Wissen stärken – das waren einige der Themen. Es ging aber auch um psychosoziale Notfallversorgung, vor allem der ehrenamtlich Tätigen, um Künstliche Intelligenz und um Frühwarn- und Krisenpräventionssysteme der Zukunft.

Das Lernen aus vergangenen Krisen wurde thematisiert, ob unsere Strategien wirklich alle Menschen miteinbeziehen und um Klima- und Katastrophenrisiko-Minimierung für Menschen in bewaffneten Konflikten – die Fachtagung hat alle nur möglichen Aspekte angesprochen, erörtert und zum Teil Lösungen präsentiert. National und international illustre Namen, Universitätsprofessoren und -professorinnen, Politiker und Politikerinnen, Betroffene und Helfende waren anwesend oder zugeschaltet. Dabei schaffte die Konferenz immer wieder den Sprung aus der Konzeption und Analyse in die wahre Geschichte: Die „Stories from the field“, Schilderungen nationaler und internationaler Ansätze der Katastrophenvorsorge, machten die zwei Tage anschaulich und bunt – manchmal auch erschreckend realistisch.

Zwei Frauen lächeln

Exklusiver Workshop für Unternehmen und Stiftungen

Des weiteren fand ein exklusiver Workshop für Unternehmen und Stiftungen statt, in welchem das Deutsche Rote Kreuz (Team Unternehmenskooperationen und Team Fachliche Entwicklung und Innovation) an das Thema Katastrophenvorsorge heranführte und aktuelle Fördermöglichkeiten vorstellte. Persönlich vor Ort mit dabei waren Vertreterinnen und Vertreter der Unternehmen B. Braun Melsungen, Cosnova, Pfizer AG, Tchibo und Volkswagen AG sowie der Stiftung Munich Re Foundation.

Zum guten Schluss

Ein Sprecher steht auf einem Podium, im Sall sitzen Zuschauer und auf dem Bildschirm sind vier virtuelle Teilnehmer projeziert.
Oben: Oberst i.G. Armin Schaus, Kommandeur, Kompetenzzentrum der Bundeswehr für Zivil-Militärische Zusammenarbeit, Susanne Fries-Gaier, Beauftragte für Humanitäre Hilfe, Auswärtiges Amt, unten: Dr. Elke Löbel, Beauftragte für Flüchtlingspolitik, BMZ, Dr. Christoph Hübner, Stellv. Leiter der Abteilung Krisenmanagement, BMI.

Die digitale Abschlussveranstaltung mit den Vertretern und Vertreterinnen aus dem Bundesentwicklungsministerium, dem Territorialen Führungskommando, dem Bundesinnenministerium und dem Auswärtigem Amt hat zusammengefasst, was getrost im Rahmen der Katastrophenvorsorge und des Bevölkerungsschutzes staatlicherseits und sehr persönlich als Statement mit nach Hause genommen werden konnte. Das lautete dann von der letzten Sprecherin, der Beauftragten für Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, Frau Susanne Fries-Gaier so: „Unser Ziel ist es, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln für die auf Hilfe angewiesenen Menschen einen wirklichen Unterschied zu machen. Nur so können wir unserer humanitären Verantwortung nach den humanitären Prinzipien gerecht werden.“

Alles in allem kann man sagen, dass diese 8. vom Deutschen Roten Kreuz organisierte und vom Auswärtigen Amt finanzierte Fachtagung Katastrophenvorsorge zusammengeführt hat, was zusammengehört: nationales und internationales Wissen, Lehrende und Lernende, die große Politik und regionale Bedürfnisse, Bürokraten und Praktiker und nicht zuletzt: Poeten und Realisten. Sie alle wurden gehört – wieviel verstanden wurde, wird die Zukunft zeigen.

Das Programm und die Aufzeichnungen der Sessions und Panels finden Sie auf der Veranstaltungs-Webseite:


Fachtagung Katastrophenvorsorge