Kunduz Karybekowa und ihre Familie führen ein einfaches Leben. Im Dorf Tash-Bashat, rund 30 Kilometer östlich von Naryn-Stadt, wohnen sie nicht nur in der größten Provinz Kirgistans, sondern auch in einer armen abgelegenen Gemeinde. Etwa 40 Prozent der Bevölkerung in Tash-Bashat leben unter der Armutsgrenze, die bei 900 Soms – knapp 12 Euro – pro Monat liegt. Als Arbeitslose gehört auch die 30-jährige Kunduz Karybekowa dazu. Ihr Mann Taelaytek arbeitet im Dorf als Bauarbeiter, doch sein Einkommen reicht nicht aus, um die Familie zu ernähren. Deshalb erhalten sie vom Staat Beihilfe für ihre Kinder.
Treten in Kirgistan schwere Kältewellen ein, die Temperaturen bis zu -35 Grad Celsius erreichen können, ist Kunduz Karybekowas Familie akut gefährdet, da sie nicht ausreichend Material und Lebensmittel für solche Notfälle vorrätig hat. Weil sie damit nicht allein ist, führen das DRK und der Kirgisische Rote Halbmond mit finanzieller Unterstützung der Deutsche Bank Stiftung ein Projekt zur vorausschauenden Katastrophenhilfe durch. Ziel ist es, bedürftigen Familien schon vor Wetterextremen Hilfe zukommen zu lassen – wie Mitte Januar 2020, als die Temperaturen auf -23 °C zu fallen drohten. Noch vor dem Kälteeinbruch erhielt Kunduz Karybekowa für ihre Familie wärmende Matratzen, Decken und Bodenisolierungsmaterial, aber auch eine elektrische Heizung, Fensterisolierungsmaterial und 245 Kilogramm Kohle. „Ich bin so dankbar, dass ich meine Kinder nun besser vor der Kälte schützen kann“, sagt die 30-Jährige erleichtert.
Ein Grund für die Armut in der Region rund um Tash-Bashat sind die langen, harten Winter. Mit dem Klimawandel dauern die Kältephasen länger an und die Erträge in der Landwirtschaft als Haupteinkommensquelle der Landbevölkerung sind gering. Selbst Bäume können in der Region schwer wachsen. Die klirrende Kälte macht auch Kunduz Karybekowa und ihrer Familie zu schaffen: „Die Kohle ist einfach zu teuer für uns. Im Winter nutzen wir deshalb nur einen Raum im Haus, den wir zweimal pro Tag mit getrocknetem Dung heizen.“
Trotz aller Herausforderungen im Alltag schauen Kunduz Karybekowa und ihr Mann Taelaytek nach vorn – sie haben ein Ziel: Mit dem, was sie irgendwie aufbringen können, bauen Vater und Sohn nach und nach ein neues Haus für die Familie, das den Winterbedingungen besser trotzen kann. Schließlich sollen die Kinder – vier Mädchen und ein großer Sohn – in einem sicheren Zuhause leben. Bis das neue Haus fertig ist, haben sie es dank DRK-Hilfe zumindest etwas wärmer in ihren gemieteten Räumen.
Fotos: S. Abdujabarov/DRK; N. Chynalieva/DRK
Text: Marina Schröder-Heidtmann