Vor rund einem Jahr haben wir mit unserem FbF-Projekt in Kirgistan begonnen. Seither sind wir viele Schritte weiter, um die vorausschauende Katastrophenhilfe einzuführen: Zum Beispiel hat unser Partner, der Nationale Hydrometeorologische Dienst, umfangreiche Wetterdaten analysiert und Schwellenwerte definiert, etwa Temperaturen, die Kälte- oder Hitzewellen anzeigen. Sind diese Temperaturen in Wetterprognosen absehbar, erhalten unsere Projektteams eine Warnung, sodass wir Hilfsmaßnahmen für besonders gefährdete Menschen einleiten können – bevor die Wetterextreme eintreffen. Welche Hilfe in welcher Situation am dringendsten gebraucht wird, haben wir vorher genau geprüft. In Umfragen beispielsweise haben uns bedürftige Familien mitgeteilt, welche Dinge ihrer Meinung nach bei Kältewellen fehlen.
Damit im Ernstfall alles reibungslos läuft und unsere Hilfe die gewünschte Wirkung zeigt, testen wir unsere Vorgehensweise vorab. Im Januar bot sich ein Probelauf für Kältehilfe in der Provinz Naryn an, denn die Temperaturen sanken dort nahe an unseren Schwellenwert für Kältewellen, der bei -28 °C liegt. Nachdem der Hydrometeorologische Dienst vorausgesagt hatte, dass die Temperaturen innerhalb weniger Tage auf -23 °C fallen würden, begann am 13. Januar unser Einsatz. Ziel war es, rechtzeitig Kohle, Lebensmittel und andere wichtige Hilfsgüter wie Decken und Heizkörper in ausgewählten Dörfern zu verteilen. Dabei wollten wir unter anderem prüfen, wie schnell wir in Zusammenarbeit mit allen beteiligten Akteuren reagieren können. Schließlich sind viele Menschen involviert – verschiedene Niederlassungen des Roten Halbmonds und Vertreter lokaler Behörden genauso wie Lieferanten und Dienstleister.
Nach allen Vorkehrungen sind wir mit den Hilfsgütern und Lebensmittelpaketen am 16. Januar in der Provinz Naryn angekommen. Noch am selben Tag konnten Freiwillige die Verteilung von Kohle in drei Gemeinden abschließen. In zwei Unterdistrikten, Naryn und At-Bashi, haben wir am folgenden Tag parallel Lebensmittel und Wärmepakete, die unter anderem Matratzen, Decken, Isolierungsmaterial und Heizkörper umfassten, verteilt. Insgesamt haben die 100 bedürftigsten Familien, rund 400 Personen, in sechs Dörfern diese Hilfsgüter erhalten, um sich vor Kälte schützen zu können.
Diesen ersten Kälteeinsatz im Rahmen unseres FbF-Projekts werden wir in Kürze mit allen Beteiligten auswerten, um uns zu verbessern und Erkenntnisse zu sammeln, die im Ernstfall entscheidend sein können. Doch mein erstes persönliches Fazit ist positiv. Die Zusammenarbeit mit allen Akteuren lief reibungslos. Innerhalb von drei Tagen haben wir es geschafft, Hilfsgüter zu organisieren und in die entlegenen Gemeinden zu transportieren – bevor die schwere Kälte einsetzte. Bei der Verteilung haben wir alle möglichen Wege angewendet: Während einige Familien direkt zu Hause beliefert werden konnten, haben wir die Hilfsgüter in anderen Dörfern an zentralen Orten bereitgestellt und lokale Transportmöglichkeiten genutzt. Es war schön zu sehen, wie sich die Dorfbewohner gegenseitig geholfen haben – sie kamen mit Pferden, Eseln und Schlitten.
Natürlich würde ich mir wünschen, dass wir noch schneller helfen und mehr Menschen erreichen können, aber das ist immer abhängig von der Art der Bedrohung, der Beschaffenheit der Region und vielen anderen Faktoren. Dieser erste Kälteeinsatz ist allerdings ein motivierender Auftakt.
Fotos: S. Abdujabarov/DRK
Übersetzung und Redaktion: Marina Schröder-Heidtmann