Ein Mädchen läuft eine Straße entlang und trägt zwei gelber Wasserkanister

Jemen: Seham holt täglich Wasser

 - Jemen

Mit nur 12 Jahren hat die in Jemen lebende Seham eine sehr wichtige Aufgabe, auf die ihre ganze Familie angewiesen ist: Jeden Tag nimmt Seham ihre Plastikbehälter und wartet in einer langen Schlange, um sie mit Wasser zu füllen, bevor sie die schweren Kanister nach Hause trägt.

Zwei Mädchen mit Kopftüchern stehen in einer Gasse und halten Wasserkanister in der Hand

Wichtige Aufgabe vor der Schule: Wasserholen

Auf den folgenden Fotos nimmt Seham uns mit auf ihren täglichen Weg durch die Altstadtstraßen von Sana’a. Im Herzen der jemenitischen Hauptstadt müssen viele Kinder wie Seham Extremes leisten, um das Nötigste zum Überleben zu haben.

Gleich am Morgen macht sich Seham mit ihrer Freundin Fatima auf den Weg. Ihre Aufgabe: möglichst früh zum Hauptwassertank des Viertels zu kommen, damit sie in der langen Schlange vorn steht. Seham versucht, so schnell wie möglich genug Wasser zum Trinken, Wäschewaschen und Kochen für ihre Familie zu holen, damit sie es rechtzeitig zur Schule schafft.

Oft kommt sie jedoch zu spät, muss allein gehen oder kann nicht einmal am Unterricht teilnehmen. Doch seit der Jemenitische Rote Halbmond geholfen hat, eine neue Wasserquelle in ihrem Viertel zu installieren, ist ihr täglicher Weg einfacher geworden. Dennoch braucht sie Durchhaltevermögen und Geduld. „Zu oft stehe ich in der Wasserschlange, anstatt an meiner Schulbank zu sitzen“, sagt Seham.

Ein halbes Leben im Schatten des Krieges

„Krieg und Angst sind die Dinge, die wir als Kinder im Hinterkopf haben, zusammen mit der Verantwortung, die uns auferlegt wird, wie z. B. viele Stunden an den Wasserstellen stehen zu müssen“, sagt Seham. „Leider ist das unser Alltag und wir kennen es gar nicht anders.“

Mehr als die Hälfte ihres Lebens hat Seham im Schatten des Krieges verbracht. Sie ist eines von etwa 15 Millionen jemenitischen Kindern, die das erleben, was viele humanitäre Organisationen als die größte humanitäre Katastrophe der Welt bezeichnen. Das Projekt zum Bau von Wasserstellen, an dem der Rote Halbmond beteiligt ist, soll jemenitischen Familien in Stadtvierteln mit mangelhaftem Zugang zu sicherem Trinkwasser etwas Erleichterung verschaffen.

Am Wasserhahn: „Ein Moment, der mich immer glücklich macht“

Ein Moment des Triumphs! Das ist der Moment, in dem Seham in der langen Warteschlange für Wasser ganz vorn steht. „Diesen Moment dokumentiere ich mit meinem Handy, und ich teile ihn sogar auf Facebook. Es ist ein Moment, der mich immer glücklich macht“, erzählt Seham.

Mehr als 20 Millionen Menschen in Jemen benötigen dringend sauberes Wasser und Zugang zu sanitären Einrichtungen sowie Hygieneartikeln. Im Rahmen seiner Nothilfe hat der Jemenitische Rote Halbmond in sieben Gouvernements – Sana’a Municipality, Sana’a Governorate, Dhamar, Amran, Hajja, Al Mahwit, Ibb – Wasserstellen eingerichtet und damit jedes Jahr fast 33.000 Familien geholfen.

Schatzsuche am Waschtag

Als Seham mit der Schule fertig ist, macht sie sich zum zweiten Mal an diesem Tag auf den Weg und trägt so viele Wasserkanister auf ihrer Schubkarre, wie sie kann. Diesmal geht sie von Viertel zu Viertel und versucht, genug Wasser zu sammeln, damit die Familie Wäsche waschen kann.

„Der Waschtag ist wie eine Schatzsuche, bei der ich versuche, in den verschiedenen Vierteln Wasser zu finden. Ich betrachte meine Schubkarre mit den wassergefüllten Kanistern als Schatz, den ich am Ende des Tages gewonnen habe.“

Sorge, dass das Wasser nicht reicht

Nachdem Seham das Wasser nach Hause gebracht hat, sorgt sie sich auch darum, dass es effizient genutzt wird.

„Ich erinnere mich noch an die Zeit, als Corona kam und alle davon sprachen, dass man sich häufig die Hände waschen sollte. Es war schwierig für uns, genug Wasser zum Händewaschen zu haben. Wir hatten Mühe, Wasser für andere wichtige Dinge zu Hause zu sparen.“

Nothilfe des Jemenitischen Roten Halbmonds

Der Jemenitische Rote Halbmond und seine Partner führen im gesamten Land Jemen Hilfs- und Katastrophenschutzprogramme durch. Dazu gehören die Bereitstellung von sauberem Wasser, die Verteilung von Hygienesets mit Seife, Handtüchern, Eimern und Wasserkanistern sowie die Durchführung von Maßnahmen in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene zur Unterstützung gefährdeter Menschen.