Shavkat Abdujabarov ist der Mann, der die Fäden fest in der Hand hält. In enger Zusammenarbeit mit dem Leiter des DRK-Büros in Zentralasien bringt der 36-Jährige Projektbeteiligte zusammen, plant und organisiert, um die vorhersagebasierte Katastrophenvorsorge in Kirgistan einzuführen. „Mit unserem Forecast-based-Financing-Projekt, das auch Tadschikistan einbezieht, unterstützen wir die lokale Bevölkerung frühzeitig, damit sie ihr Hab und Gut vor extremen Naturkatastrophen schützen kann”, erklärt er das Vorhaben. So werden Schäden und Leid verhindert oder wenigstens minimiert.
Was einfach klingt, ist gekoppelt an verschiedene Einzelmaßnahmen, die am Ende wie Zahnräder ineinandergreifen. Verfügbare Vorhersagen für extreme Naturereignisse und zuverlässige Risikoanalysen, die Gefahren, aber auch Potenziale wie Ersthelfer oder erdbebensichere Häuser in den einzelnen Gemeinden dokumentieren, sind dabei nur zwei Beispiele. „Das Projekt ist einzigartig, weil es ermöglicht, auf extreme Naturkatastrophen zu reagieren, bevor sie auftreten”, fasst Shavkat Abdujabarov zusammen. „Der Forecast-based-Financing-Mechanismus ist völlig neu – nicht nur für die Projektgemeinden oder den Roten Halbmond in Kirgistan, sondern für unsere gesamte Region.” Deshalb soll das Projekt gleichermaßen den Weg bereiten, um die vorausschauende Katastrophenvorsorge in Zentralasien auszuweiten.
Wenn Shavkat Abdujabarov über seine Arbeit spricht, redet er sachlich, klar und kompetent. Und doch ist immer wieder spürbar, wie sehr ihm seine Arbeit am Herzen liegt: „Seit November 2017 arbeite ich für das DRK, in dieser Zeit habe ich fast alle Gemeinden in Kirgistan und Tadschikistan besucht, in denen wir arbeiten. Die Begegnungen mit den Menschen vor Ort und Behörden, aber auch die Besuche an Orten, die für die Durchführung humanitärer Maßnahmen geeignet sein könnten, haben mir bestätigt, wie bedeutend und notwendig die Arbeit in diesen abgelegenen, gefährdeten Gemeinden ist.“
Und obwohl das Projekt erst seit Januar 2019 läuft, weiß Shavkat Abdujabarov einiges zu berichten. „Schon jetzt haben wir viel Arbeit geleistet, die den Menschen zugutekam. Als der gesamte zentralasiatische Raum in diesem Sommer von einer Hitzewelle erfasst wurde, informierten unsere Projektteams die Menschen unter anderen, wie sie sich am besten vor Hitze schützen können.” Shavkat Abdujabarov ist zufrieden, weil die lokale Bevölkerung sich aktiv daran beteiligt hat und die Regierungsbehörden die Aktion sofort unterstützt haben. Ohnehin ist er begeistert über den Zusammenhalt im Projekt: „Sowohl in Kirgistan als auch in Tadschikistan herrscht ein ausgeprägtes Gefühl für Teamarbeit und die Rothalbmondhelfer erfüllen ihre Aufgaben mit großer Begeisterung”, resümiert er die ersten Monate.
Natürlich schaut der Projektkoordinator auch in die Zukunft: Er ist gespannt auf den Abschluss des ersten Frühwarnprotokolls. Darin ist genau festgelegt, was alles zu tun ist, wenn ein extremes Naturereignis bevorsteht. Die Ergebnisse teilt er mit anderen Ländern, um so zur Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes beizutragen. „Ich bin davon überzeugt, dass andere gefährdete Länder in Zentralasien vom Projekt profitieren können und auf Grundlage unserer Erfahrungen ihr Katastrophenrisiko minimieren beziehungsweise ihre Notfallreaktion verbessern können“, sagt er. Hoffnungsvolle Aussichten für viele Menschen.
Fotos: N.Chynalieva/DRK; Karte: DRK
Text: Marina Schröder-Heidtmann