Im Jahr 2017, als bewaffnete Konflikte rund um die Stadt Mossul erneut eskalierten, war der Chirurg und DRK-Delegierte Dr. Johannes Schad für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) zwei Monate im Nordirak im Einsatz.
Ich habe mich der Katastrophenmedizin verschrieben und unternehme bereits seit 2009 Auslandseinsätze für das Rote Kreuz. Das IKRK bat um meine Mitarbeit, als sich durch die Kämpfe um Mossul die Flüchtlingsbewegungen verstärkten.
Ursprünglich sollte ich die Notaufnahme im Rohzawa-Hospital in Erbil neu strukturieren. Aber es gab zu viele Patienten, die unmittelbar versorgt werden mussten. Unter ihnen waren viele Menschen mit lebensbedrohlichen Verletzungen und Infektionen – in dieser hohen Konzentration habe ich das vorher nicht erlebt. Damit die Schwerverletzten es bis ins Hospital schaffen konnten, habe ich auch in einem Erstversorgungs-Center in Hammam Al-Ali, südlich von Mossul, gearbeitet.
Wir waren ein 25-köpfiges internationales Mediziner-Team und haben von morgens um halb acht bis in die späten Abendstunden gearbeitet. Auch das Krankenhaus wurde in hohem Maße vom Roten Kreuz unterstützt. Zum Beispiel ist ein OP-Saal eingerichtet worden. Trotzdem hatten wir nicht genug Kapazitäten. Die Menge an hilfsbedürftigen Menschen war einfach zu groß. Und die Unterversorgung hält an.
Nach einiger Zeit waren die Abläufe eingespielt. Dabei half mir auch ein glücklicher Zufall: Ich bin 2011 schon einmal im Irak gewesen und habe dort Ärzte für Notaufnahmen trainiert. Zwei habe ich in Erbil wiedergesehen. Unsere Wiedersehensfreude war riesig. Die beiden haben mir geholfen, organisatorische Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Außerdem war es toll zu sehen, wie sie das damals Erlernte Jahre später sicher angewendet haben.
Das IKRK achtet sehr darauf, nur ein kalkulierbares Risiko einzugehen. Ich fühle mich den humanitären Grundsätzen der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaft sehr verbunden. Ich empfinde die Arbeit als sinnvoll. Und ich lerne bei jedem Einsatz eine Menge – medizinisch, aber auch persönlich.