Nach Ende jahrelanger schwerer Kämpfe sind im Irak immer noch mehr als 1,2 Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht. Fast 5 Millionen zuvor vertriebene Menschen konnten zwar in ihre Heimat zurückkehren, haben aber ihr Hab und Gut verloren und finden ihr Zuhause oft zerstört vor. Viele von ihnen suchen weiterhin Schutz in der autonomen Region Kurdistan im Nord-Irak, wo auch rund 240.000 syrische Flüchtlinge Zuflucht gefunden haben. Weil die Lebenssituation vieler Vertriebener prekär ist, unterstützt das Deutsche Rote Kreuz die Nothilfe des Irakischen Roten Halbmonds.
Den Schwerpunkt der DRK-Hilfe bildet die Deckung von Grundbedürfnissen für Rückkehrende, Geflüchtete, Binnenvertriebene und aufnehmende Gemeinden durch geldbasierte humanitäre Hilfe im Nord- und Nordwestirak (Kurdische Autonomiegebiete, Ninewa). Ein besonderes Augenmerk gilt Menschen mit Behinderung, Schwangeren und Frauen oder Kindern, die alleinig Haushalte führen. Durch einmalige oder wiederholte Geldleistungen ermöglicht das DRK den Menschen, ganz persönliche Bedürfnisse zu decken: Eine Familie benötigt z.B. Medikamente für die Behandlung einer Krankheit, während eine andere die Monatsmiete begleichen muss. Gleichzeitig tragen diese Zahlungen dazu bei, die Eigenständigkeit und Würde der Betroffenen zu erhalten.
„Geldleistungen geben mir die Möglichkeit, genau das zu kaufen, was ich wirklich benötige!", berichtet Sharmin Ibrahim Mohammed. Die alleinerziehende 39-jährige Mutter aus der nordirakischen Stadt Dohuk versorgt damit ihre Familie: „Mit der Unterstützung konnte ich meine Tochter zum Arzt bringen und Nahrungsmittel kaufen“.
Die Corona-Pandemie hat auch den Irak schwer getroffen. Gemeinsam mit dem Irakischen Roten Halbmonds führt das DRK Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen in den Gemeinden durch, damit sich die Menschen vor Ort bestmöglich schützen können. Hierzu wurden beispielsweise 10.000 medizinische Masken verteilt.
Nachdem das DRK Freiwillige des Irakischen Roten Halbmondes zu Erste-Hilfe-Trainern ausgebildet hat, geben diese ihr Wissen in den Flüchtlingslagern weiter. So lernen die vertriebenen Familien, selbst Maßnahmen zu treffen, um Leben zu retten und Gefahren abzuwenden oder zu minimieren, bis professionelle Hilfe eintrifft. Die neuen Ersthelfer erhalten notwendige Erste-Hilfe-Materialien und tragen zur verbesserten Erstversorgung in den Flüchtlingslagern bei.
Hunderttausende Flüchtlinge im Irak leben unter sogenannten kritischen Wohnbedingungen – etwa in unfertigen Gebäuden. Gleichzeitig herrschen teils extreme Wetterbedingungen –von Temperaturen am Gefrierpunkt im Winter bis zu Hitze von über 50° C im Sommer. Behelfsmäßige Behausungen bieten davor wenig Schutz. Deshalb unterstützt das DRK die Menschen mit lebensnotwendigen Hilfsgütern. So haben die Helfer des Irakischen Roten Halbmonds in den letzten Jahren im Winter vor allem Gutscheine für Kerosin, aber auch Heizöfen, Isoliermatten oder Decken verteilt. Im Sommer schützen die Luftkühlgeräte vom DRK die Menschen vor Hitzefolgen. Nun wird die gleiche Hilfe hauptsächlich durch Bargeldhilfen geleistet. Besonders für Kinder und ältere Menschen ist das eine große Erleichterung.
Region: Ninewa Gouvernorat (Telafar und Mosul) und Autonome Region Kurdistan (Dohuk und Erbil)
Projektvolumen: 7.466.362,14 EUR
Finanzierung: Auswärtiges Amt, Spenden
Partner: Irakischer Roter Halbmond (IRH)
"Ursprünglich sollte ich die Notaufnahme im Rohzawa-Hospital in Erbil neu strukturieren. Aber es gab zu viele Patienten mit lebensbedrohlichen Verletzungen und Infektionen – in dieser hohen Konzentration habe ich das vorher nicht erlebt. "