Der Libanon ist eines der Länder, das am stärksten von der Syrienkrise betroffen is

Libanon: Ein Land mit multiplen Krisen

Im Zuge des bewaffneten Konflikts in Israel und den Palästinensischen Gebieten ist auch der Libanon zunehmend von Kampfhandlungen betroffen. Täglich kommt es im Süden des Landes, an der Grenze zu Israel, zu Kampfhandlungen, die das Leben der Menschen erheblich beeinträchtigen. Zusätzlich leidet das Land unter einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise.

Das Libanesische Rote Kreuz (LRK) und seine Freiwilligen arbeiten daran, lebensrettende Hilfe für die Betroffenen zu leisten und laufende soziale Dienstleistungen für die Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Informationen zu den Hilfsmaßnahmen finden Sie auf dieser Seite.

DRK-Hilfsgütertransport: Hilfe für die Zivilbevölkerung im Libanon

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat eine Hilfslieferung mit fast sieben Tonnen dringend benötigter medizinischer Ausrüstung in den Libanon auf den Weg gebracht. Der Transport erfolgt in Kooperation mit der Bundeswehr, die die Hilfsgüter von Köln nach Beirut fliegt. Die Ausrüstung umfasst unter anderem Infusionsgeräte, Verbandsmaterial und Ballonkatheter – Materialien, die dringend benötigt werden, um verwundete und verletzte Menschen medizinisch zu versorgen.

Aufgrund der angespannten Lage in der Region ist die Durchführung ziviler Hilfsflüge aktuell äußerst schwierig. Der Hilfsgütertransport des DRK ist daher ein entscheidender Beitrag, um die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung in den von Konflikten betroffenen Gebieten sicherzustellen. Die Lieferung ist Teil der kontinuierlichen Unterstützung des DRK für das Libanesische Rote Kreuz (LRK) in seiner wichtigen Arbeit vor Ort.

Ermöglicht wird die Hilfe des DRK im Nahen Osten durch die Förderung des Auswärtigen Amts, der Europäischen Union und Spendenmittel.

Unsere Schwestergesellschaften in der Region haben angesichts der aktuellen humanitären Krise dringend um Hilfe gebeten, und es ist unsere Pflicht, sie mit bedarfsgerechter Hilfe zu unterstützen.

Christian ReuterDRK-Generalsekretär

Konflikt im Nahen Osten: Auswirkung auf den Libanon

Der Libanon steht unter enormem Druck aufgrund des anhaltenden bewaffneten Konflikts in Israel und den Palästinensischen Gebieten. Für rund eine Million Menschen im Libanon hat sich das Leben von einem Moment auf den anderen geändert. Sie alle sind auf der Flucht vor der Gewalt.

Insbesondere im Süden des Landes, an der Grenze zu Israel, führen tägliche Kämpfe zu massiven Gefahren für die Zivilbevölkerung und verschlechtern die ohnehin schwierigen Lebensbedingungen. Auch Beirut, die Hauptstadt des Landes, ist stark betroffen: Hunderte Menschen haben bereits ihr Leben verloren, und etwa Tausende wurden verletzt.

Gefährdung für die Zivilbevölkerung

Mit der fortschreitenden Eskalation der Gewalt in Nahost wächst die Bedrohung für die libanesische Bevölkerung weiter. Das Libanesische Rote Kreuz (LRK) ist rund um die Uhr im Einsatz, um den Menschen in Not zu helfen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) unterstützt das LRK seit vielen Jahren und hat seine Hilfe angesichts der aktuellen Situation deutlich ausgeweitet. Zusätzlich hilft das DRK dem Syrischen Arabischen Roten Halbmond (SARC) bei der Versorgung von nach Syrien geflüchteten Menschen.

Die Zivilbevölkerung in der Region ist dringend auf Hilfe angewiesen. Wir werden alles dafür tun, unseren Partnern vor Ort dabei zu helfen, bestmöglich Hilfe leisten zu können. 

DRK-Generalsekretär Christian Reuter

Jetzt mit einer Spende helfen!

Mitarbeiter vom Libanesischen RK demonstrieren einen Notfalleinsatz vor den Besuchern und Bewohnern der Umgebung.
Mitarbeiter vom Libanesischen Rotes Kreuz demonstrieren einen Notfalleinsatz vor den Besuchern und Bewohnern der Umgebung.

Aktivitäten des Libanesischen Roten Kreuzes vor Ort

Unser Partner, das Libanesische Rote Kreuz (LRK), ist einer der wichtigsten humanitären Akteure im Land und arbeitet daran, Menschen in Not zu helfen. Die oberste Priorität liegt im Schutz der Bevölkerung. Zu den wesentlichen Tätigkeiten des LRK zählen:

  • Erste Hilfe und medizinische Notfallversorgung: Das LRK stellt rund 80 % des Rettungsdienstes im Land und ist die einzige Organisation, die diesen Dienst landesweit zur Verfügung stellt.
Foto: Eine junge Frau aus Syrien hält ihr Kleinkind auf dem Arm
Die 20-jährige Fadia ist Ehrenamtliche im libanesischen Zahlé. Das Libanesische Rote Kreuz hat sie und andere syrische Flüchtlinge im Rahmen des MADAD-Programms in Erster Hilfe ausgebildet. "Die Menschen fühlen sich jetzt viel sicherer," sagt sie.
  • Unterstützung des Gesundheitssystems und anderer Einrichtungen im Gesundheitsbereich: Mobile Gesundheitseinrichtungen werden eingesetzt, um die Versorgungskapazitäten zu erhöhen. Mobile Gesundheitseinheiten unterstützen Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen, um die erhöhte Anzahl von Patientinnen und Patienten zu versorgen.
  • Verteilung von lebenswichtigen Hilfsgütern: Bereitstellung von Lebensmitteln, Wasser und Unterkünften an vertriebene Familien.
  • Schutz von gefährdeten Personen: Besondere Aufmerksamkeit gilt Kindern, Frauen und älteren Menschen, um deren Sicherheit und Wohlergehen zu gewährleisten.
Zwei Rotkreuz-Helferinnen und eine Frau im Libanon

Aktivitäten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK)

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist seit mehr als einem Jahrzehnt im Libanon aktiv und arbeitet eng mit dem Libanesischen Roten Kreuz (LRK) zusammen. Diese langjährige Partnerschaft konzentriert sich auf folgende Bereiche, die auch im aktuellen Konflikt von höchster Relevanz sind:

  • Katastrophenvorsorge: Das DRK unterstützt das LRK bei der Vorbereitung und Umsetzung von Maßnahmen zur Bewältigung von Naturkatastrophen und bewaffneten Konflikten. Durch Schulungen und Übungen werden die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden gestärkt und Vorsorgemaßnahmen etabliert.
  • Rettungsdienst: Unterstützung bei der Bereitstellung von Rettungsdiensten und medizinischer Nothilfe. Das DRK trägt dazu bei, dass das LRK rund 80 % des Rettungsdienstes im Land stellen kann.
  • Mobile Gesundheitsversorgung: Einsatz mobiler Gesundheitseinheiten zur Unterstützung von Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen. Diese mobilen Einheiten sind entscheidend, um die erhöhte Anzahl von Patientinnen und Patienten zu versorgen.
  • Blutbanken: Betrieb und Modernisierung des Blutbanksystems im Libanon. Das DRK hilft bei der Beschaffung von notwendigen Materialien und Geräten sowie bei der Durchführung von Blutspendenaktionen.

Unterstützung durch Syrisch-Arabischen Roten Halbmond (SARC)

Durch die Eskalation der Gewalt sind inzwischen mehr als 100.000 Menschen auf der Flucht und auf Hilfe angewiesen. Im angrenzenden Syrien kümmert sich der Syrische-Arabische Rote Halbmond (SARC) um die aus dem Libanon Ankommenden. Mobile Kliniken an den Grenzen unterstützen die medizinische Versorgung der Betroffenen, während Hilfsgüter wie Decken, Schlafmatten, Lampen, Winterjacken, Nahrung und Hygienesets verteilt werden. Das DRK unterstützt diese lebensrettenden Maßnahmen finanziell, ermöglicht durch Mittel der Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe (ECHO).

Das DRK hat seine Unterstützung 2024 bereits intensiviert. Diese flexible und bedarfsgerechte Unterstützung ermöglicht es dem LRK, seine Hilfe allein nach dem Maß der Not zu leisten und die vulnerablen Personen bestmöglich zu schützen. 

Jetzt unsere Arbeit unterstützen!

Reaktion des Libanesischen Roten Kreuzes auf den Konflikt

Rettungsdienst

Das Libanesische Rote Kreuz (LRK) stellt mit 80 % den überwiegenden Teil des Rettungsdienstes im Libanon und ist die einzige Organisation, die diesen Dienst landesweit unentgeltlich zur Verfügung stellt. Um auf die steigende Zahl an Notfällen, insbesondere im Süden des Landes, effizient reagieren zu können, hat das LRK seine Kapazitäten weiter ausgebaut. Die Rettungsdienstteams bestehen aus hunderten qualifizierten Sanitäter/-innen und sind mit modern ausgerüsteten Krankenwagen ausgestattet.

Urban Search and Rescue Teams (USAR)

In Anbetracht der Herausforderungen, die bewaffnete Konflikte in städtischen Gebieten mit sich bringen, erweitert der Libanesische Rote Halbmond (LRC) seine Such- und Rettungseinsätze in den betroffenen Städten. Das Ziel dieser Einsätze ist es, verletzte oder verschüttete Personen aus beschädigten oder eingestürzten Gebäuden zu bergen und ihnen schnellstmöglich Hilfe zu leisten.

Bluttransfusionssektor

Auch der Bluttransfusionssektor des Libanesischen Roten Kreuzes reagiert auf die aktuelle Lage, indem er seine Kapazitäten ausbaut und wichtige Vorräte an medizinischem Material aufstockt. Das LRK gewährleistet dabei eine effiziente Koordination von Lagerung und Verteilung an Patienten und Krankenhäuser. Gleichzeitig werden verstärkt Blutspenden gesammelt, um den gestiegenen Bedarf zu decken.

Foto: Ein Helfer gibt Flüssigseife auf die Hand einer Helferin beim Kindertraining

Medizinisch-soziale Dienste

Im Rahmen der medizinisch-sozialen Dienste hat das Libanesische Rote Kreuz (LRK) mobile medizinische Einheiten und Gesundheitszentren in konfliktbetroffenen Gebieten ausgerüstet. Diese Dienste unterstützen zahlreiche Menschen im Süden des Libanon, darunter auch direkt vom Konflikt betroffene Personen. Auch in anderen Regionen des Landes kommt diese umfassende medizinische Unterstützung zum Einsatz.

Foto: Portrait einer Rotkreuzfreiwilligen

Katastrophenvorsorge im Libanon

Der Ansatz der gemeindebasierten Katastrophenvorsorge ist so einfach wie effektiv: Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Freiwillige des Libanesischen Roten Kreuzes werden darin ausgebildet, Gefahren und Risiken besser zu erkennen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbst angemessen auf diese zu reagieren. Das Libanesische Rote Kreuz führt landesweit Evakuierungsübungen und Erste-Hilfe-Trainings an Schulen durch und unterstützt die Gemeinden am Anfang mit Kleinstprojekten zur unmittelbaren Verbesserung der Gefährdungslage.

Das LRK hilft den Gemeinden dabei, sich selbst besser zu vernetzen und eigene Vorsorgemechanismen zu etablieren, die im Ernstfall vor allem besonders Schutzbedürftigen zugutekommen sollen. So haben nicht nur die direkt Angesprochenen eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegenüber identifizierten Gefahren, sondern können ihre Erfahrungen und ihr Wissen auch an ihre Familien und Freunde weitergeben.

Die komplexe Krisenlage im Libanon

Flüchtlingskrise

Flüchtlinge aus Syrien in Qob Elias (Kob Elias) in der Bekaa Ebene im Libanon. Provisorische Unterkünfte in einem Flüchtlingslager
Flüchtlinge aus Syrien in Qob Elias (Kob Elias) in der Bekaa Ebene im Libanon. Provisorische Unterkünfte in einem Flüchtlingslager.

Der Libanon ist eines der Länder, das am stärksten von der Syrienkrise betroffen ist. Laut UNHCR hat der Libanon mit 1,5 Millionen syrischen Geflüchtete im Verhältnis zur eigenen Bevölkerung die meisten Geflüchtete weltweit aufgenommen. Im Land ist eine von sechs Personen geflohen. Offizielle Zahlen zu erhalten ist herausfordernd, da die offizielle Registrierung 2015 eingestellt wurde. Zusätzlich leben ungefähr 250.000 palästinensische Geflüchtete sowie über 11.000 Menschen aus anderen Ländern wie dem Irak im Libanon.

Dieser Zustrom ist eine große Herausforderung für das Land, welches ohnehin unter einer Wirtschaftskrise, Inflation, hoher Arbeitslosigkeit und einer maroden Infrastruktur leidet. Die steigenden Preise führen dazu, dass immer mehr Menschen in extremer Armut leben. Im Jahr 2023 leben 88 % der syrischen Familien unterhalb der extremen Armutsgrenze, während es 2019 noch 55 % waren. Diese prekäre Situation erhöht das Risiko sozialer Spannungen und gefährdet die Stabilität im Land.

Über die Hälfte der registrierten Geflohenen im Libanon ist jünger als 18 Jahre, und 37 % der Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren gehen nicht zur Schule (Stand Ende 2023, UNHCR). Seit Beginn der Kämpfe in Gaza Ende 2023 flohen etwa 90.000 Menschen aus dem Gebiet entlang der südlichen Grenze zu Israel, darunter auch syrische und palästinensische Geflüchtete.

Bewaffnete Konflikte und Naturkatastrophen

Der Libanon hat eine lange Geschichte bewaffneter Konflikte und wird zudem durch die anhaltenden Konflikte in seinen Nachbarländern enorm beeinträchtigt. Darüber hinaus ist das Land auch Risikogebiet für zahlreiche Naturkatastrophen wie Erdbeben, Waldbrände und Kältewellen.

Explosion im Hafen von Beirut im Libanon mit Druckwelle und Rauchwolke
Explosion im Hafen von Beirut im Libanon mit Druckwelle und Rauchwolke

Wirtschaftliche Lage und Explosion in Beirut

Der Libanon leidet unter einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise, die durch die verheerende Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 sowie die Covid-19 Epidemie weiter verschärft wurde. Die Lebensmittelpreise sind so stark gestiegen, dass die Mehrheit der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt.

Verwandte Themen

Ein Mann trägt ein Kind vor zerstörtem Gebaüde in Gaza am 7. Oktober 2023

Der Gewaltausbruch fordert zahlreiche zivile Opfer. Das DRK appelliert, das Humanitäre Völkerrecht zu achten und die Zivilbevölkerung zu schützen. 

Helfer des Roten Kreuzes im Libanon

In der libanesischen Hauptstadt Beirut hat sich eine gewaltige Explosion ereignet. Durch die Wucht der Explosion und die Druckwelle wurde der Hafen zerstört und umliegende Gebiete schwer beschädigt. Nach aktuellen Angaben wurden etwa 5.000 Menschen verletzt und mindestens 135 Personen getötet.

Helferin im Gespräch mit einem Rollstuhlfahrer

Nach 12 Konfliktjahren ist die Not in Syrien größer denn je: Rund 15 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. Das Erdbeben am 6. Februar 2023 hat tausende Menschenleben gekostet und die ohnehin unzureichende Infrastruktur weiter zerstört. Bereits seit 2012 unterstützt das DRK den Syrischen Arabischen Roten Halbmond bei der Versorgung notleidender Menschen.

Ein Mann trägt ein Kind vor zerstörtem Gebaüde in Gaza am 7. Oktober 2023

Der Gewaltausbruch fordert zahlreiche zivile Opfer. Das DRK appelliert, das Humanitäre Völkerrecht zu achten und die Zivilbevölkerung zu schützen. 

Helfer des Roten Kreuzes im Libanon

In der libanesischen Hauptstadt Beirut hat sich eine gewaltige Explosion ereignet. Durch die Wucht der Explosion und die Druckwelle wurde der Hafen zerstört und umliegende Gebiete schwer beschädigt. Nach aktuellen Angaben wurden etwa 5.000 Menschen verletzt und mindestens 135 Personen getötet.

Helferin im Gespräch mit einem Rollstuhlfahrer

Nach 12 Konfliktjahren ist die Not in Syrien größer denn je: Rund 15 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. Das Erdbeben am 6. Februar 2023 hat tausende Menschenleben gekostet und die ohnehin unzureichende Infrastruktur weiter zerstört. Bereits seit 2012 unterstützt das DRK den Syrischen Arabischen Roten Halbmond bei der Versorgung notleidender Menschen.

Unterstützen Sie jetzt ein Hilfsprojekt mit Ihrer Spende