Nord-Irak

Hilfsprojekte für Binnenvertriebene, Geflüchtete und Rückkehrende

Rothalbmond-Freiwillige im Gespräch mit Frau in Flüchtlingslager

Nach jahrelangen schweren Kämpfen sind im Irak immer noch mehr als 1,2 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben. Fast fünf Millionen konnten zwar in ihre Heimat zurückkehren, haben aber ihr Hab und Gut verloren und finden ihr Zuhause oft zerstört vor. Viele von ihnen suchen weiterhin Schutz in der autonomen Region Kurdistan im Nord-Irak, wo auch rund 240.000 Geflüchtete aus Syrien Zuflucht gefunden haben. Weil die Lebenssituation vieler Familien prekär ist, unterstützt das Deutsche Rote Kreuz die Nothilfe des Irakischen Roten Halbmonds.

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Situation für Rückkehrende im Irak

Für hunderttausende Menschen sind die Lebensumstände auch nach der Rückkehr noch dramatisch. Große Teile des Landes wurden zerstört oder schwer beschädigt. Wichtige Infrastruktur, beispielsweise für die Strom- und Wasserversorgung, wurde großflächig zerstört. Eine unübersichtliche Anzahl von Minen und Blindgängern sowie die allgemein angespannte Sicherheitslage erschweren die Rückkehr, den Wiederaufbau und die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts enorm. Denn auch auf sozialer Ebene hat der Konflikt Spuren hinterlassen und das Vertrauen innerhalb der Bevölkerung erschüttert. Dies erschwert eine Rückkehr zusätzlich oder schließt diese aus der Perspektive der Familien ganz aus.

Hilfe durch Geldleistungen

Grundbedürfnisse sichern und Würde geben

Den Schwerpunkt der DRK-Hilfe bildet die Deckung von Grundbedürfnissen für Rückkehrende, Geflüchtete, Binnenvertriebene und aufnehmende Gemeinden durch geldbasierte humanitäre Hilfe im Nord- und Nordwestirak. Ein besonderes Augenmerk gilt Menschen mit Behinderung, Schwangeren und Frauen oder Kindern, die alleinig Haushalte führen.

Durch einmalige oder wiederholte Geldleistungen ermöglicht das DRK den Menschen, ganz persönliche Bedürfnisse zu priorisieren und zu decken: Eine Familie benötigt z.B. Medikamente für die Behandlung einer Krankheit, während eine andere die Monatsmiete begleichen muss. Gleichzeitig tragen diese Zahlungen dazu bei, die Eigenständigkeit und Würde der Betroffenen zu erhalten.

Geldleistungen geben mir die Möglichkeit, genau das zu kaufen, was ich wirklich benötige!", berichtet Sharmin Ibrahim Mohammed. Die alleinerziehende 39-jährige Mutter aus der nordirakischen Stadt Dohuk versorgt damit ihre Familie: „Mit der Unterstützung konnte ich meine Tochter zum Arzt bringen und Nahrungsmittel kaufen.

Schutz vor COVID-19

Freiwillige sensibilisieren die Gemeinden
Irakische Rothalbmond-Helfer bringen Plakat an
Die Corona-Pandemie hat auch den Irak schwer getroffen. Gemeinsam mit dem Irakischen Roten Halbmond führt das DRK Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen in den Gemeinden durch, damit sich die Menschen vor Ort bestmöglich schützen können. Hierzu wurden beispielsweise 10.000 medizinische Masken verteilt.

Selbsthilfekapazitäten stärken

Ersthelfende in den Flüchtlingscamps
Irakischer Rothalbmond-Freiwilliger leistet Erste Hilfe im Flüchtlingslager

Nachdem das DRK Freiwillige des Irakischen Roten Halbmondes zu Erste-Hilfe-Trainern ausgebildet hat, geben diese ihr Wissen in den Flüchtlingslagern weiter. So lernen die vertriebenen Familien, selbst einfache Maßnahmen zu ergreifen, um Leben zu retten und Gefahren abzuwenden oder zu minimieren, bis professionelle Hilfe eintrifft. Die neuen Ersthelfenden erhalten notwendige Erste-Hilfe-Materialien und tragen so zur verbesserten Erstversorgung der Familien bei.

Winter- und Sommerhilfen

Schutz bei extremen Wetterbedingungen
Irakische Helfer verteilen Decken an Flüchtlinge

Hunderttausende Geflüchtete im Irak leben unter sogenannten „kritischen Wohnbedingungen“ – etwa in unfertigen Gebäuden. Gleichzeitig herrschen extreme Wetterbedingungen – von Temperaturen am Gefrierpunkt im Winter bis zu Hitze von über 50° C im Sommer. Behelfsmäßige Behausungen bieten davor wenig Schutz.

Zusammen mit dem DRK haben Freiwillige des Irakischen Roten Halbmonds in den letzten Jahren im Winter Gutscheine für Kerosin, aber auch Heizöfen, Isoliermatten oder Decken verteilt. Im Sommer schützen die Luftkühlgeräte die Menschen vor Hitzefolgen. Nun wird die gleiche Hilfe hauptsächlich durch Bargeldhilfen geleistet. Besonders für Kinder und ältere Menschen ist das eine große Erleichterung.

Bau sicherer Unterkünfte

Finanzielle Unterstützung für Material

Die Situation der Menschen im Flüchtlingslager Gawilan in Dohuk ist besonders schlimm. Dort wohnen rund 1.400 besonders benachteiligte Familien unter einfachsten Bedingungen in Zelten, die jährlich erneuert werden müssen.

Um die Lebensumstände dieser Familien zu verbessern, unterstützt das DRK sie mit Gutscheinen für Baumaterial, damit sie sich feste, schützende Unterkünfte errichten können. Um weitere Grundbedürfnisse zu decken, erhalten die Familien einmalige Barzahlungen.

Die Hilfsprojekte

Projekt 2 (2020-2022)

Region: Ninewa Gouvernorat (Telafar und Mosul) und Autonome Region Kurdistan (Dohuk und Erbil)
Partner: Irakischer Roter Halbmond (IRH)
Projektvolumen: 6.977.907,36 EUR
Finanzierung: Auswärtiges Amt, Spenden

Projekt 1 (2018-2019)

Region: Nord- und Nordwest-Irak (Kurdische Autonomiegebiete, Sindschar, Telafar, Mosul Stadt)
Partner: Irakischer Roter Halbmond (IRH)
Finanzierung: Auswärtiges Amt und Spenden
Projektvolumen: 5.178.860 Euro

Mehr Infos zur Hilfe im Irak

Foto: Ein Ärzteteam behandelt einen Iraker im Krankenhaus.

Interview: „Ich habe das so vorher nicht erlebt“

Im Jahr 2017, als bewaffnete Konflikte rund um die Stadt Mossul erneut eskalierten, war der Chirurg und DRK-Delegierte Dr. Johannes Schad für das Internationale Komitee des Roten Kreuzes zwei Monate im Nordirak im Einsatz. Im Interview berichtet er über seine Erfahrungen.

Ältere Frau im Irak trägt Hilfspakete

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