In der Andenregion Puno leben die Menschen in über 4.000 Metern Höhe. Die Armut ist groß und – verschärft durch den Klimawandel – leidet die Bevölkerung immer wieder unter den Folgen von plötzlichem Frost, schweren Kältewellen, starkem Schneefall, Dürren oder Hagelstürmen, die sie und ihre Lebensgrundlagen bedrohen. Das Deutsche Rote Kreuz setzt sich mithilfe wissenschaftlicher Fortschritte in der Wettervorhersage dafür ein, die Auswirkungen dieser Extremwetterereignisse auf die Bevölkerung zu verringern.
Puno ist eine wichtige Region für Landwirtschaft und Viehzucht. Auf seinen weiten Hochebenen grasen Alpakas. Doch die extremen Wetterbedingungen bedrohen ihr Überleben. Besonders folgenreich ist das für Züchter kleinerer Viehherden. Sie erwirtschaften ihr gesamtes Einkommen aus dem Handel mit Wolle, Fleisch und Fellen. Sterben die Alpakas, leiden ganze Familien oder gar Dorfgemeinschaften.
Das Projekt ist Teil des „Maßnahmenpakets des Auswärtigen Amts zur humanitärgeprägten Anpassung an den Klimawandel“ mit Projekten in sechs Ländern. Das DRK macht sich in diesem und den anderen Pilotprojekten zunutze, dass Klimaforscher und Wetterexperten das Eintreten von Extremwetterereignissen immer exakter vorhersagen können. Ziel ist es, auf der Basis von verbesserten Vorhersagen, Hilfsmaßnahmen so früh zu ergreifen, dass Leid und Verluste der Bevölkerung deutlich vermindert werden, also eine Art „vorausschauende“ humanitäre Hilfe zu leisten.
Zusammen mit den peruanischen Zivilschutzbehörden wird eine Software entwickelt, die automatische Textnachrichten an die Gemeinden sendet, wenn eine bestimmte Gefahrenstufe angekündigt wird – zum Beispiel: „Gefahr von Schneefällen. Bis zu 30 cm Schnee in der Region, gefolgt von vier Tagen extremer Kälte“. Tritt der Ernstfall ein und die Vorhersagen deuten auf ein Wetterereignis in einer Größenordnung hin, die in der Vergangenheit zu gravierenden humanitären Folgen geführt hat, werden die Freiwilligen des Peruanischen Roten Kreuzes mit Vorsorgemaßnahmen aktiv. Sie beginnen bei Eintreffen der Wetterwarnung speziell angepasste Hilfspakete an die Menschen zu verteilen, damit die Schäden im Katastrophenfall deutlich geringer ausfallen und Menschenleben geschützt werden.
Die Betroffenen lernen darüber hinaus, im Ernstfall selbst die richtigen Schritte einzuleiten. So analysieren Rotkreuzmitarbeiter zusammen mit Gemeindemitgliedern, was im Falle einer Kältewelle kritisch ist und welche Ressourcen das Dorf hat – etwa bei wem die Frühwarnung eintrifft, wie die Meldung am schnellsten verbreitet wird, aber auch wer eine Erste-Hilfe-Ausbildung hat. Ziel ist es, dass es am Ende des Projekts in jeder Gemeinde einen konkreten Notfallplan mit klar festgelegten Zuständigkeiten, Aufgaben und vorbereitenden Maßnahmen gibt, der das Leben von Menschen und Tieren schützt.