Die kolumbianische Karibikküste ist die Region Kolumbiens, in der extreme Wetterereignisse im Zusammenhang mit Klimawandel und den El-Niño- und La-Niña-Phänomenen die stärksten Auswirkungen haben. Die Region Guajira ist dabei besonders anfällig. Trinkwassermangel und verlorene Lebensgrundlagen durch zerstörte Felder nach langanhaltender Dürre und der gleichzeitigen Gefahr von Überschwemmungen bedrohen die zumeist indigene Bevölkerung. Um die Auswirkungen der Dürre und künftiger Wetterextreme zu lindern, unterstützt das DRK gemeinsam mit dem Kolumbianischen Roten Kreuz die Menschen dabei, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Von 2013 bis 2016 hielt in der Region Guajira eine Dürreperiode an, die durch das Wetterphänomen El-Niño weiter verstärkt wurde. Dieser Rückgang der Regenmengen hat schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der dort lebenden Bevölkerung. Aufgrund des Mangels an sauberem Wasser, unzureichender Hygiene, aber auch fehlender Sanitäreinrichtungen ist die Zahl der Atemwegs-, Durchfall- und Hauterkrankungen erheblich angestiegen. Vor allem Kinder sind betroffen. Hinzu kommt, dass Dürreperioden die Haupteinkommensquellen der Menschen – und damit ihre Ernährung – bedroht: den Ackerbau und die Viehhaltung. Die anhaltende Trockenheit führt zu Ernteausfällen, dem Verlust an Bodenqualität und Brachliegen der Böden. Auch ist ein Großteil der Nutztiere bereits erkrankt oder gestorben.
In 50 Gemeinden – mit etwa 900 Familien – verbessern wir die Wasserversorgung, schließen Brunnen an Wasserspeicher an und ermöglichen das Pumpen von Wasser durch Solar- oder Windenergie. In einigen Orten gibt es bereits Wassertanks, die wir nun an das Versorgungssystem anschließen. Parallel dazu erfahren die Familien in Workshops, wie sie sich besser vor Krankheiten schützen können. Sie lernen, wie man Wasser am besten lagert oder welches Hygieneverhalten wichtig ist, um Infektionen zu vermeiden.
Mit stabilen Lebensgrundlagen können die Menschen Wetterextremen besser trotzen, schwere Zeiten leichter überwinden. Deshalb unterstützen wir sie dabei, ihren Viehbestand zu stärken und zu schützen. Wir bauen Ställe und stellen vitaminreiches Futter bereit, damit die Tiere wieder gesund werden.
Zudem fördern wir den Anbau geeigneter Futterpflanzen. Auf einem eigens eingerichteten kleinen Modell-Bauernhof können die Bewohner neben praktischen Kenntnissen zu Tierhaltung, Tiergesundheit und Züchtung erfahren, wie man die Nutzpflanzen anbaut sowie Futtermittel herstellen und konservieren kann. Um das Futter lagern zu können, entstehen Silos, an deren Bau – wie an allen Baumaßnahmen des Projekts – sich die Gemeindemitglieder intensiv beteiligen.
Der gesunden Ernährung der Familien dienen zudem neu angelegte Hausgärten mit Getreide, Gemüse und Obst. Überdies legen wir in den Gemeinden Gärten an, die mit einem Bewässerungssystem versehen sind – etwa traditionellen Wasserkanälen. So verfügen die Menschen über einen Grundstock an Obst und Gemüse. Saatgutbanken und Werkzeuglager zum Austausch von Arbeitsmaterial sind der Bevölkerung bei ihrer landwirtschaftlichen Arbeit eine Unterstützung.
Durch seine Halbinsel-Lage ist das Department Guajira Extremwetterereignissen besonders schutzlos ausgesetzt. Es herrschen starke Winde, besonders im Norden ist es trocken. Gleichzeitig besteht Überschwemmungsgefahr. Um künftigen Notlagen durch Klimaextreme vorzubeugen, erarbeiten wirzusammen mit den Gemeindekomitees und der Bevölkerung Katastrophenvorsorgepläne, in denen der Schutz von Nutztieren und landwirtschaftlicher Produktion bei Dürre und Überschwemmung Schwerpunkte sind.