Erdrutsche, Fluten und Erdbeben: Der Nordwesten Pakistans ist regelmäßig Naturkatastrophen ausgesetzt, welche die Lebensgrundlagen der betroffenen Menschen gefährden. Mit einem Projekt zur Katastrophenvorsorge unterstützt das DRK drei Gemeinden in abgelegenen Regionen, sich besser auf die wiederkehrenden Extremwetterereignisse vorzubereiten und große Schadenslagen abzuwenden.
Zwei der Gemeinden, Bindogol und Reshun im Hindukusch sind Teil einer schwer zugänglichen Hochgebirgsebene im Distrikt Chitral – eines der entlegensten Gebiete der Welt. Alle Pässe nach Chitral liegen über 3000 Meter hoch. Im Winter sind sie monatelang nicht passierbar und im Sommer häufig durch Überflutungen und Erdrutsche blockiert, z.B. infolge von Gletscherseeausbrüchen.
Gebäude und Straßen in den beiden Gemeinden werden durch hereinbrechende Schlammlawinen oft beschädigt oder zerstört; die Menschen selbst erleiden Verletzungen. Da die Zufahrtswege häufig unzugänglich und Einrichtungen zur medizinischen Versorgung mehrere Stunden Fahrtzeit entfernt sind, können solche Extremwetter zu schwerwiegenden, langanhaltenden Auswirkungen führen sowie die Katastrophenhilfe von außen erschweren.
Damit die dort überwiegend in einfachen Verhältnissen lebenden Familien sich im Notfall - und insbesondere dann, wenn ihre Dörfer zum Beispiel durch Überschwemmungen von der Außenwelt abgeschnitten sind - besser selbst helfen können, unterstützt das DRK sie beim Ausbau ihrer Kapazitäten in verschiedenen Bereichen der Katastrophenvorsorge.
Das vom Deutschen Roten Kreuz und dem Pakistanischen Roten Halbmond durchgeführte Projekt zur Vorbereitung auf den Katastrophenfall hat zum Ziel, die Selbsthilfekräfte der Gemeinden zu erhöhen. So können sich mehr als 30.000 Bewohner im Projektgebiet künftig besser vor den unmittelbaren Auswirkungen einer Naturkatastrophe schützen und selbst einen Teil der Katastrophenhilfe leisten.
In neu gegründeten Gemeindekomitees entwickeln engagierte Gemeindevertreterinnen und -vertreter Notfallpläne, die an die individuellen Bedingungen vor Ort und die Bedürfnisse der Menschen angepasst sind.
Für die Freiwilligen des Pakistanischen Roten Halbmonds finden Schulungen statt – ebenso wie in den Dörfern und Schulen – zum Beispiel zum Thema Vorbereitung auf den Katastrophenfall. Dabei erlernen die Teilnehmenden beispielsweise Erste Hilfe und erarbeiten Evakuierungsrouten.
Vorsorglich werden Hilfsgüter wie Decken und Küchensets zur Katastrophenhilfe eingelagert, um betroffene Familien im Katastrophenfall schnell mit dem Nötigsten versorgen zu können.
Auch Gesundheit und Hygiene – im Alltag und im Katastrophenfall – sind wesentlicher Teil des DRK-Projekts: Die Freiwilligen klären Familien über relevante Gesundheitsthemen auf und bieten Erste Hilfe-Schulungen an. So können die Menschen sich bei Unfällen medizinisch erstversorgen und hygienebedingten Krankheitsfällen, z. B. aufgrund von verschmutztem Wasser durch eine Überschwemmung, vorbeugen.
Zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Frauen bilden wir Gesundheitsfachkräfte aus, die Frauen während und nach der Schwangerschaft begleiten und im Notfall auch bei einer Geburt unterstützen können.
Auch in Pakistan haben in den letzten Jahren Hitzewellen zugenommen. 2022 wurden in einigen Regionen Temperaturen von bis zu 49°C gemessen. Das Risiko der Gletscherschmelze und damit auch die Gefahr von Gletscherseeausbrüchen erhöht sich damit dramatisch.
Sturzfluten, Überschwemmungen und Schlammlawinen sind lebensgefährlich, denn sie können ganze Dörfer mitreißen und wichtige Wasserquellen dauerhaft verunreinigen. Das DRK unterstützt die präventiven Maßnahmen zur Katastrophenhilfe des Pakistanischen Roten Halbmondes für besonders gefährdete Familien.
Gemeinden
Bindogol und Reshun im Distrikt Chitral
Matiltan im Distrikt Swat
Region
Provinz Khyber-Pakhtunkhwa
Laufzeit
01/2021 bis 12/2022
Finanzierung
Auswärtiges Amt und DRK/Spenden
Partner
Pakistanischer Roter Halbmond
Projektvolumen
690.000 €