Im Norden von Myanmar liegt das Kachin-Bergland, ein Ausläufer des Himalayas. Seit 1962 haben bewaffnete Konflikte den gleichnamigen nordöstlichen Bundesstaat Kachin nicht zur Ruhe kommen lassen. Im Jahr 2011 und 2018 kam es zu einem besorgniserregenden Anstieg der Gewalt, der die Menschen zur vorübergehenden Flucht zwang. Mehr als 106.400 Menschen leben in Lagern, und weitere 20.000 leben in Gastgemeinden, sowohl in Kachin als auch in den nördlichen Teilen des benachbarten Shan-Staates, wo es ebenfalls bewaffnete Auseinandersetzungen gibt.
Zwischen 2020 und 2022 hat das DRK seine Schwesterorganisation, das Myanmarische Rote Kreuz, unterstützt, Binnenvertriebenen zur Seite zu stehen. Die Hilfe erfolgte auf mehreren Ebenen – von der Stärkung des Roten Kreuzes vor Ort bis hin zu humanitären Geldleistungen und Bau von Sanitäranlagen für die notleidenden Menschen.
Zusätzlich zu den Auswirkungen des Konflikts bergen Naturgefahren wie Überschwemmungen und Erdrutsche ein erhöhtes Risiko für die Bevölkerung in Kachin. Mitarbeitende und Freiwillige des Roten Kreuzes wurden im Zuge des Projekts befähigt, noch besser auf solche Katastrophen reagieren zu können. So haben zehn Gemeinden um die Städte Myitkina, Waingmaw und Chipwi Kits zur gemeindebasierten Katastrophenvorsorge. Die Kits erleichtern es den Menschen in – Verbindung mit Schulungen zum Katastrophenrisiko – aktiv an der Verringerung des Risikos von Überschwemmungen und anderen häufigen Gefahren in ihren Dörfern mitzuwirken.
Den Vertriebenen und Rückkehrenden in Kachin mangelte es an sicheren Unterkünften und sanitären Einrichtungen. Sie haben deshalb neben Hygieneartikeln Bargeldhilfen für die Reparatur und den Ausbau ihrer Häuser und für den Bau von Latrinen und Waschgelegenheiten sowie Wassertanks erhalten. Die konkrete Hilfe setzt sich wie folgt zusammen:
Vielen Menschen in Kachin mangelt es an einem sicheren Lebensunterhalt. Die finanzielle Förderung vertriebener Landwirte in Waingmaw, die dafür Geschäftspläne vorlegten, ermöglicht es 41 Familien, kleine landwirtschaftliche Tätigkeiten wie den Anbau von Saisonpflanzen (schwarzer Sesam) und die Schweinezucht weiterzuführen.
Außerdem ist die Grenzregion zu China durch COVID-19 besonders gefährdet. Die Freiwilligen des Myanmarischen Roten Kreuzes führten zusammen mit dem Gesundheitsministerium Kampagnen durch und klärten die Bevölkerung in Kachin über entsprechende Hygienemaßnahmen auf. Das Projekt umfasste gleichzeitig die Bereitstellung persönlicher Schutzkleidung und einer Krankenversicherung für Mitarbeitende/Freiwillige.
Zudem erhielten 39 Rückkehrerinnen aus China, die zwei Wochen lang im Myitkyina General Hospital in Quarantäne waren, Hygieneartikel.
In den Schulen Myitkinas, Waingmaws und Chipwis wurden Lehrende sowie Schülerinnen und Schüler über die Risiken durch Katastrophen aber auch zu Covid-19 sensibilisiert. Zielgruppengerechte Katastrophenschutz- und Erste-Hilfe-Übungen sowie Infoveranstaltungen an insgesamt zehn Schulen haben dazu beigetragen, dass die Kinder im Ernstfall gezielt handeln können. Eigens entwickeltes Informationsmaterial und die nötige Grundausstattung wie Erste-Hilfe-Kits, Megafone und persönliche Schutzausrüstung hat das DRK ebenfalls bereitgestellt.
Land
Myanmar
Region
Kachin
Laufzeit
07/2020 bis 12/2022
Projektvolumen
600.000 €
Partner
Myanmarisches Rotes Kreuz, Dänisches Rotes Kreuz, ICRC
Finanzierung
Auswärtiges Amt, DRK/Spenden