Am zweiten Weihnachtstag 2004 verursachte ein Erdbeben der Stärke 9,3 vor der indonesischen Halbinsel Sumatra riesige Flutwellen, die insbesondere die Küsten der Länder Sri Lanka, Indonesien und Indien überfluteten. Die Zerstörung und das Leid nach den Tsunamis lösten auf der ganzen Welt Bestürzung und ein hohes Maß an Solidarität aus. Mit einer umfangreichen Hilfsaktion unter der Prämisse „Die Flut geht – wir bleiben.“ verknüpfte das DRK Soforthifemaßnahmen, Wiederaufbau und Entwicklungszusammenarbeit.
Durch ein unterseeisches Erdbeben im Indischen Ozean wurden am 26. Dezember 2004 Tsunamis bis zu 30 Metern Höhe an den dortigen Küsten ausgelöst. Mit einer Geschwindigkeit von über 600 Stundenkilometern trafen sie auf Tausende unvorbereitete Küstenorte. Die Flutwellen zogen verheerende Folgen nach sich: Über 230.000 Menschen verloren ihr Leben, es gab 110.000 Verletzte. Häuser und Infrastruktur wurden zerstört und mehr als 1,5 Millionen Menschen wurden obdachlos. Von der Katastrophe betroffen waren besonders die südostasiatischen Länder Sri Lanka, Indien und Indonesien, aber auch Thailand, Malediven, Tansania, Seychellen, Somalia, Kenia, Malaysia und Myanmar.
Binnen Stunden startete das DRK - in Zusammenarbeit mit der Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung - Aktionen zur humanitären Soforthilfe: Innerhalb von 48 Stunden richtete das DRK-Generalsekretariat in Berlin ein Führungs- und Lagezentrum (FÜLZ) ein. 28 DRK-Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen – Länderreferentinnen und -referenten, Logistikpersonal, Finanzexpertinnen und -experten sowie Pressemitarbeitende – werteten rund um die Uhr eingehende Informationen aus und koordinierten die Hilfe. In enger Abstimmung mit den nationalen Schwestergesellschaften sowie den Kommunen und Regierungen der betroffenen Länder wurden Teams mit medizinischem Personal entsendet und Hilfsmaßnahmen initiiert.
Sieben nationale Rotkreuzgesellschaften, darunter das DRK, entsendeten Emergency Response Units (ERUs), Hilfsgüter und Rotkreuz-Delegierte. Insgesamt schickte das DRK fünf von 18 Nothilfeeinheiten in das Katastrophengebiet, darunter ein Krankenhaus, eine Gesundheitsstation und drei Trinkwasseranlagen. Das DRK transportierte mit 42 Hilfsflügen mehr als 1.300 Tonnen Hilfsgüter, u.a. mit Zelten, Hygienepaketen und Wasserkanistern, in die betroffenen Gebiete.
Bereits nach kurzer Zeit wurde mit dem Wiederaufbau-Programm begonnen – mit dem Ziel, Lebensgrundlagen und Infrastruktur wiederherzustellen und die Vorbereitung der Bevölkerung auf künftige Katastrophenrisiken zu verbessern. Das DRK half vor Ort durch den Bau von Häusern, unterstützte Menschen dabei, neue Erwerbsgrundlagen zu finden, führte Schulungen und Ausbildungen zur Katastrophenvorsorge durch und half bei der Wiederherstellung eines Gemeindewesens.
Die große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung führte zu einem der höchsten Spendenbeträge, der dem DRK für seine Auslandshilfe zur Verfügung gestellt wurde: 124,6 Millionen Euro. Eineinhalb Millionen Menschen und rund 500 Unternehmen in Deutschland spendeten für die Tsunami-Hilfe und ermöglichten damit Projekte in vielen Ländern:
Heute hat sich die Situation in den meisten betroffenen Gebieten nachhaltig verbessert. Auch beim Katastrophenschutz gibt es erhebliche Fortschritte – dies zeigte sich zum Beispiel nach dem schweren Erdbeben im Oktober 2009 in Indonesien. Jede der entsendeten Nothilfeeinheiten blieb nach ihrem Einsatz vor Ort und stärkte so nachhaltig das Selbsthilfepotenzial der Nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften. Die Katastrophenvorsorge ist in vielen Regionen stärker verankert und die Nationalen Gesellschaften sind gut aufgestellt. Das Indonesische Rote Kreuz (PMI) beispielsweise zählt mittlerweile mehr als 1 Million Freiwillige, die im ganzen Land aktiv sind.