Das Leben in Uganda ist geprägt von Migration, Klimawandel, Missernten und Epidemien. Gleichzeitig ist das ostafrikanische Land Zufluchtsort für geflohene Menschen z.B. aus Südsudan. Doch Uganda kommt bei der Versorgung der Flüchtlinge an die Grenzen seiner Kapazitäten. Das DRK unterstützt das Ugandische Rote Kreuz, diese Herausforderungen besser abfangen zu können.
Uganda ist dasjenige Land Afrikas, das die höchste Zahl an Flüchtlingen beherbergt. Seit Jahren suchen immer wieder Menschen Schutz im Land – zuletzt vor allem Frauen, Männer und Kinder aus dem konfliktgeschüttelten Südsudan und der Demokratischen Republik Kongo. Dabei sind mehr 60 Prozent der Flüchtlinge unter 18 Jahre alt. Laut Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks leben etwa 1,4 Millionen Geflüchtete in Uganda, das macht es zu einem der wichtigsten Aufnahmeländer weltweit.
Dabei ist Uganda selbst gezeichnet von Konflikten. Die Regionen Karamoja und Teso etwa waren Jahrzehnte lang Schauplätze bewaffneter Konflikte verschiedener Ethnien. Viele Menschen mussten ihr Zuhause verlassen und kehren nun – da die Gewalt ein Ende hat – in ihre Heimat zurück. Ihre einstigen Dörfer jedoch sind inzwischen verwildert, grundlegende Infrastruktur wie Gesundheitszentren und Schulen fehlen.
Doch Uganda hat nur begrenzte Ressourcen. Neben chronischer Nahrungsmittelknappheit in einzelnen Regionen ist die Wasser- und Sanitärversorgung der Menschen nicht flächendeckend und durchgehend gesichert. Schlechte Hygienebedingungen führen dazu, dass immer wieder Haut- und Durchfallerkrankungen, Cholera und Hepatitis, aber auch Ebola auftreten. Hinzu kommt der Klimawandel, der die Menschen durch regelmäßige Sturzfluten, Erdrutsche und Dürren vor weitere Probleme stellt.
Ob Wasserversorgung, Sicherung der Lebensgrundlagen oder Katastrophenvorsorge: Mit unseren Maßnahmen in Uganda wollen wir die Selbsthilfekapazitäten der Menschen stärken. So können sie besser mit unzureichenden hygienischen Bedingungen, Folgen des Klimawandels oder auch gewaltvoller Auseinandersetzungen umgehen. Durch den Aufbau wichtiger Lebensgrundlagen und Strukturen unterstützen wir Geflüchtete und aufnehmende Gemeinden. Wir stärken Kapazitäten, auf die die Gemeinden langfristig zurückgreifen können, genauso wie auf das Wissen und die Fähigkeiten, die die Menschen sich im Laufe unserer Projektaktivitäten aneignen.
Ohne medizinische Betreuung und Wissen können harmlose Erkrankungen und Alltagsverletzungen wie Schnittwunden lebensbedrohlich werden. Und wer Gesundheitsrisiken nicht kennt, kann sie nicht vermeiden. Deshalb schulen wir Gesundheitshelfer, die die Menschen in den Dörfern beraten, Erste Hilfe leisten, aber vor allem gezielte Gesundheitsaufklärung betreiben.
Vor allem die überfüllten Flüchtlingssiedlungen sind stark durch die Pandemie bedroht. In der Region West Nile leben derzeit etwa eine Million Geflüchtete aus dem Südsudan. Vor allem hier ist die Gefahr einer Ausbreitung sehr hoch. Die soziökonomischen Bedingungen und das Leben im Lockdown erschweren die Umsetzung vorbeugender Maßnahmen. Es ist umso wichtiger, Gesundheitsrisiken und praktische Ansätze zu deren Vermeidung zu kommunizieren.
An vielbesuchten Orten wie Marktplätzen erhöht sich die Gefahr einer raschen Ausbreitung des Virus. Deshalb ist es enorm wichtig, hier weitere Infektionen durch Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit zu vermeiden.
An den Eingängen wird durch Rotkreuzmitarbeiter informiert und Fieber gemessen. Auch durch die Bereitstellung von Handwaschstationen können wir das Ausmaß eines Ausbruches so gering wie möglich halten.
In den Flüchtlingssiedlungen verteilen wir Seife und reparieren Wasserpumpen. Mittels der vom AA und dem DRK zur Verfügung gestellten Mittel werden Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen durch das Ugandische Rote Kreuz durchgeführt, insbesondere dank der vielen Freiwilligen, die mobilisiert und geschult werden.
Der Ackerbau ist für den Großteil der ugandischen Bevölkerung die Haupteinnahmequelle. Um ihre Ernährung trotz des Klimawandels zu sichern, fördern wir nicht nur den Erfahrungsaustausch untereinander und die gegenseitige Hilfe. In Schulungen erfahren die Bäuerinnen und Bauern, wie sie dank moderner Anbaumethoden ihre Ernten steigern können, während sie Wasser und Platz sparen. Sie lernen, dass der integrierte Anbau verschiedener Nutzpflanzen und Gemüsesorten das Risiko kompletter Ernteausfälle verringert. Auch bei der Ausrüstung helfen wir: Die Kleinbauern erhalten zertifiziertes Saatgut und Werkzeug wie Spaten, Hacken oder Eimer. Zugochsen und Pflüge helfen beim Bearbeiten der Felder.
„Wonder Bags“ sind Stoffsäcke, die mit Schaumstoffflocken gefüllt wurden, welche durch ihre Isolierfähigkeit Hitze speichern und Energie sparen, wie bei uns früher die Kochkisten. In unserem Projekt werden die Wonder Bags an Flüchtlingsgemeinden und aufnehmende Gemeinden verteilt. Gleichzeitig gibt es Infos zu einer vielfältigeren und besseren Ernährung. Rund 5000 Menschen profitieren von diesem Angebot. Beispielsweise können die Mütter abends den Frühstückbrei vorkochen, der über Nacht im Wonder Bag verbleibt, und morgens ist die Mahlzeit dann fertig und noch warm. Neben der Einsparung von Holzkohle bleibt so mehr Zeit für andere Dinge.
Viele Menschen in Uganda – ob Einheimische, Rückkehrer oder Flüchtlinge – haben keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser. Neue Brunnen sowie reparierte Wasserquellen und Schutzdämme sind deshalb wichtige Verbesserungen. Regenwasserspeicher stabilisieren darüber hinaus die Versorgung in Schulen und kommunalen Einrichtungen. Neben der Wasserverfügbarkeit sind saubere Sanitäreinrichtungen und gutes Hygieneverhalten wesentlich, um gesund zu bleiben. Deshalb unterstützen wir die Menschen beim Bau von Haushaltslatrinen mit Handwaschbecken – dafür stellen wir Material, Werkzeug und Knowhow bereit.
Durch Hygienekampagnen, Schulungen und Theaterstücke erfahren die Mitglieder der Projektgemeinden, wie sie sich dank einfacher Hygieneregeln vor COVID-19, Durchfall- und Atemwegserkrankungen schützen können. Und damit die Verbesserungen lange fortwirken, sorgen neu gegründete Wasser-, Sanitär- und Hygienekomitees nicht nur dafür, dass die Wasserquellen gewartet werden und sauber bleiben, sie vermitteln ebenso wertvolles Wissen rund um Hygiene.
Damit die Bevölkerung besser mit den Folgen des Klimawandels umgehen kann, klären wir sie über dessen Risiken auf. Dank gemeinsam mit den Gemeinden entwickelter Frühwarnsysteme und Notfallpläne erfahren die Menschen rechtzeitig von Wetterextremen und wissen, wie sie sich im Notfall verhalten sollten. So können die Betroffenen sich, ihre Angehörigen und ihre Besitztümer besser schützen.
Darüber hinaus unterstützen wir den Bau überschwemmungssicherer Unterkünfte und setzen uns dafür ein, dass die Verschlammung von Dämmen und Wasserstellen reduziert wird. Energiesparende Methoden – etwa beim Kochen – helfen, die Abholzung, und damit die Bodenerosion, zu verringern.
Überschwemmungen und Erdrutsche infolge von anhaltendem Starkregen haben in Uganda seit Oktober 2019 Leid und Zerstörung gebracht. Mehr als 12.000 Haushalte wurden durch die Überschwemmungen vertrieben. Viele Menschen haben ihre Häuser und ihren kompletten Hausstand verloren. Mangel an sicheren Unterkünften, Nahrungsmittelknappheit, unzureichende Sanitärinfrastrukturen und Wasserversorgung waren die Folge. Wir unterstützen das Ugandische Rote Kreuz bei Soforthilfemaßnahmen, um den humanitären Bedarf der Betroffenen zu decken. Insgesamt wurden rund 7.000 Menschen im Westen des Landes mit Verteilungen von Notfall-Planen und Non-Food-Artikeln, wie Decken, Moskitonetzen, Küchensets, Seife, etc. versorgt sowie der besondere Bedarf für Mädchen und Frauen adressiert. Die Maßnahmen erfolgten zum Teil über direkte Bargeldleistungen bzw. über Sachleistungen.
Hat die Bevölkerung in Uganda nicht genug Kapazitäten, um Notsituationen selbst zu meistern, unterstützen wir sie dabei – zuletzt bei der Nothilfe für die Flüchtlinge aus dem Südsudan. Nachdem der bewaffnete Konflikt im Nachbarland ausbrach, haben Hunderttausende – vor allem Frauen und Kinder – Zuflucht in Uganda gesucht. Wir haben das Ugandische Rote Kreuz z.B. bei der medizinischen Notfallversorgung und dem Bau von Unterkünften sowie mit Hilfsgütern wie Hygienekits oder Kochutensilien unterstützt. Dank des Einsatzes einer mobilen Trinkwasser-Aufbereitungsanlage konnten wir bis zu eine Million Liter Wasser pro Tag bereitstellen und die Wasserversorgung stabilisieren. Unsere Hygieneschulungen halfen, die hygienischen Bedingungen in den Camps zu verbessern. Aber auch bei der Soforthilfe nach Erdrutschen oder Überschwemmungen steht das DRK der Schwestergesellschaft URCS bei.
Auch längerfristig unterstützt das DRK die Bevölkerung. Ob Wasserversorgung, Sicherung der Lebensgrundlagen, Krankheitsbekämpfung oder Katastrophenvorsorge: Mit unseren Maßnahmen in Uganda wollen wir die Selbsthilfekapazitäten der Menschen stärken. So können sie z.B. besser den Folgen des Klimawandels begegnen. Und damit Geflüchtete selbst für ihre Ernährung sorgen können, erhalten sie landwirtschaftliches Werkzeug, robustes Saatgut sowie Schulungen rund um effektiven landwirtschaftlichen Anbau. Mit selbst hergestellten energiesparenden Öfen können Flüchtlinge und Anwohner darüber hinaus holzsparend und energieeffizient kochen.
Region: Westnile, Flüchtlingssettlements Imvepi, Bidi Bidi und Palorinya
Projektvolumen: 1.110.000 €
Finanzierung: BMZ
Projektdauer: 06/2018 – 12/2020
Partner: Ugandisches Rotes Kreuz (URCS)
Region: Uganda, 4 Distrikte im Osten (Tororo, Butaleja, Busia und Kumi/Bukedea
Projektvolumen: 106.400 €
Laufzeit: Dezember 2019 – Februar 2020
Finanzierung: Auswärtiges Amt
Partner: Ugandisches Rotes Kreuz (URCS)