Auch mehr als zehn Jahre nach seiner Unabhängigkeitserklärung ist der junge Staat von bewaffneten Konflikten und deren Folgen gezeichnet. Klimatische Extremereignisse verschärfen die Ernährungsunsicherheit und erschweren es Gemeinden, sich selbst zu versorgen. 7,5 Millionen Menschen im Südsudan sind auf humanitäre Hilfe angewiesen - mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Seit 2020 engagiert sich das DRK gemeinsam mit dem Südsudanesischen Roten Kreuz vor Ort, um den Menschen mit Nothilfe-Maßnahmen und langfristig angelegten Projekten zu helfen, ihre Lebenssituation zu verbessern.
Trotz des Friedensabkommens im Jahr 2018 schwelen weiterhin Konflikte im ganzen Land.
Etwa 1.6 Millionen Südsudanes*innen wurden intern vertrieben. Zusätzlich sind weitere 2.2 Millionen Menschen aus dem Südsudan in Nachbarländer geflohen, insbesondere nach Uganda.
Die unsichere Lage in vielen Regionen sowie Nahrungsmittelmangel, Armut und eine unzureichende Infrastruktur hindern die Geflüchteten oft an einer Rückkehr in ihre Heimat.
Der chronische Nahrungsmittelengpass ist eine der größten Herausforderungen im Südsudan. Die Erträge aus der Landwirtschaft – der wichtigste Einkommenszweig der meisten Familien – sind nur gering. Viele Familien können weder genug Nahrung für den Eigenbedarf anbauen noch ihren Lebensunterhalt durch ein regelmäßiges Einkommen sichern.
Obwohl Frauen im Südsudan den größten Teil der landwirtschaftlichen Arbeitskraft stellen und ihre Familie letztendlich ernähren, sind sie oft am stärksten von Unterernährung betroffen und können selten selbst über das erwirtschaftete Geld verfügen.
In Zusammenarbeit mit dem Südsudanesischen Roten Kreuz unterstützt das DRK einkommensschwache, kleinbäuerliche Haushalte, dort v.a. Frauen und Jugendliche. So werden beispielsweise Saatgut und Werkzeuge verteilt und landwirtschaftliche Schulungen durchgeführt. Um langfristig ihre Existenzgrundlage zu sichern, lernen Bäuerinnen und Bauern in Feldschulen beispielsweise ihre landwirtschlichen Erträge zu erhöhen und auf Umwelteinflüsse und Klimaveränderungen angemessen zu reagieren.
Mehr als die Hälfte der südsudanesischen Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und muss weite Fußmärsche zurücklegen, um Trinkwasserquellen zu erreichen. Viele Menschen, vor allem Kinder, leiden an Durchfallerkrankungen wie Cholera oder anderen Infektionskrankheiten, da sie auf verunreinigtes Wasser zurückgreifen müssen.
Auch die Trinkwasserversorgung ist oft Aufgabe der Frauen; oft sind sie auf den stundenlangen Fußwegen allerdings Gefahren wie gewaltvollen oder sexualisierten Übergriffen ausgesetzt.
Wir unterstützten das Südsudanesische Rote Kreuz dabei, Handpumpen und Brunnen instand zu setzen, Latrinen zu bauen und Schulen mit sanitären Anlagen auszustatten.
Hygieneschulungen gehören zu den Maßnahmen, die während der Corona-Pandemie zusätzlich an Bedeutung gewonnen haben. Außerdem werden Mädchen und Frauen Menstruationshygiene-Kits zur Verfügung gestellt.
Die Arbeitslosigkeit unter jungen Südsudanes*innen ist sehr hoch: Schätzungsweise 38 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen haben noch nie eine Schule besucht. So fehlt es den Menschen oft an marktrelevanten Fähigkeiten, um in der Arbeitswelt überhaupt Fuß zu fassen. Junge Männer und Frauen haben im Südsudan daher kaum eine Chance auf eine stabile Berufstätigkeit und Weiterbildung.
In Zusammenarbeit mit dem Südsudanesischen Roten Kreuz rehabilitieren wir Ausbildungszentren und statten diese neu aus. Zudem ermöglichen wir es Menschen aus ländlichen Gebieten, besonders Frauen, eine Ausbildung zu absolvieren. Auf diese Weise werden die Einnahmequellen von Familien diversifiziert, wird die Position von Frauen in ihren Familien und Gemeinden gestärkt und die Resilienz der Landbevölkerung langfristig erhöht.
Aufgrund der vergangenen Erfahrungen leiden viele Menschen unter posttraumatischen Belastungsstörungen – die wenigsten erhalten psychosoziale Hilfe. Auseinandersetzungen und Konflikte aufgrund von fehlenden Ressourcen gehören weiterhin oft zum Alltag. Zudem haben sich durch Fluchtbewegungen neue Gemeinschaften ergeben, deren innerer Zusammenhalt noch schwach ist.
In Zusammenarbeit mit dem Südsudanesischen Roten Kreuz investieren wir in Aktivitäten, welche Gemeinden zusammenführen und das friedliche Zusammenleben stärken. Hierbei werden Sport- und Kulturveranstaltungen zusammen mit den Gemeindemitgliedern organisiert, und „Peace Clubs“ für gemeinsame Aktivitäten und Hobbies in Schulen gegründet. Außerdem werden Trainings zu Mediation, Konfliktbewältigung und gewaltfreier Kommunikation angeboten. Hierbei ist es zentrales Anliegen, die Kapazitäten vor Ort so auszubauen, dass das neu erworbene Wissen dem Südsudanesischen Roten Kreuz, seinen Freiwilligen und den Gemeinden, in denen sie arbeiten, langfristig erhalten bleibt.
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit beinhaltet psychosoziale Unterstützung.
Der Südsudan hat eine der höchsten Kindersterblichkeitsraten weltweit. Beinahe jedes zehnte Kind stirbt vor Vollendung des fünften Lebensjahres - vorwiegend aufgrund von vermeidbaren Krankheiten. Weitere gesundheitliche Risiken entstehen durch die weitverbreitete Unterernährung.
Wir unterstützen das Südsudanesische Rote Kreuz dabei, Gesundheitszentren zu rehabilitieren, um so die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung zu verbessern.
Ein besonderer Fokus liegt dabei darauf, auch Menschen mit Behinderungen den Zugang zu diesen Zentren zu ermöglichen.