Vielschichtige Krisen prägen das Leben im Sudan. Neben politischen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Herausforderungen müssen die Menschen ökologische Probleme bewältigen. So bedrohen Überschwemmungen und Dürren die Lebensgrundlagen der sudanesischen Bevölkerung regelmäßig. Das DRK unterstützt den Sudanesischen Roten Halbmond dabei, Mechanismen der vorausschauenden humanitären Hilfe im Land einzuführen. So werden Menschen künftig schon vor einer Katastrophe Unterstützung erhalten, um sich zu schützen.
Rund die Hälfte der Sudanesinnen und Sudanesen lebt unterhalb der Armutsgrenze, 14,3 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen (Stand Dezember 2021). Sie leiden unter Ernährungsunsicherheit und Unterernährung, unzureichender Wasser- und Sanitärversorgung sowie einem schwachen Gesundheitssystem. Anhaltende politische Instabilität steht einer Verbesserung der Lebensbedingungen entgegen. Vor allem für die zahlreichen Binnenvertriebenen und Menschen in Geflüchtetenlagern ist die Situation prekär.
Der Alltag der Bevölkerung wird durch die zunehmenden Folgen des Klimawandels erschwert. So steigen nicht nur die Temperaturen, auch die saisonalen Niederschlagsmengen werden zunehmend unberechenbarer. Dürren oder Überschwemmungen treten häufiger auf, ihre Folgen werden schwerwiegender. Der Sudan gilt als eines der von Naturrisiken am meisten bedrohten Länder, er belegt Rang 15 im globalen INFORM Risiko-Index 2022 der Europäischen Kommission. Gründe dafür sind neben der wirtschaftlichen Anfälligkeit der Bevölkerung auch die fehlende Widerstandsfähigkeit für die Bewältigung von Katastrophen.
Da Landwirtschaft und Viehzucht zu den wichtigsten Lebensgrundlagen in den ländlichen Gebieten zählen, haben klimatische Veränderungen weittragende Konsequenzen für viele Sudanesinnen und Sudanesen.
Um die Folgen von Naturereignissen zu verringern, unterstützt das Deutsche Rote Kreuz mit Unterstützung der Deutsche Bank Stiftung den Sudanesischen Roten Halbmond dabei, seine Katastrophenvorsorgeaktivitäten und -kapazitäten zu stärken sowie „Forecast-based Financing (FbF)“ einzuführen. Ziel ist es, die humanitäre Hilfe im Land um vorausschauende Aktivitäten zu erweitern. Bisher hat man oft nach dem Eintreten einer Katastrophe reagiert. Künftig sollen Hilfsmaßnahmen bereits stattfinden, wenn mögliche schwerwiegende Wetterereignisse vorhergesagt werden. So kann die Bevölkerung sich auf die Naturgefahr vorbereiten und Leben und Lebensgrundlagen schützen.
Zunächst konzentriert sich das Projekt auf die am häufigste auftretende Naturgefahr, Überschwemmungen. Bis zum Projektende sollen Maßnahmen der vorausschauenden humanitären Hilfe auch Anwendung im Katastrophenrisikomanagement der Behörden finden.
In „Forecast-based Financing“- Projekten spielen verlässliche Wettervorhersagen eine entscheidende Rolle. Um beispielweise bei einer Überschwemmung vorbereitend helfen zu können, ermitteln Fachleute neben Wasserpegelwerten unter anderem kritische Niederschlagsmengen, die ein hohes Überschwemmungsrisiko mit sich bringen. Werden diese Schwellenwerte in den Vorhersagen überschritten, läuft Hilfe für die Menschen in den betroffenen Gebieten schon vor Eintritt des Unwetters an. Wie diese Hilfe genau aussieht – ob Moskitonetze und Wasserreinigungstabletten verteilt werden oder/und Trinkwasser bereitgestellt wird –, kann regional verschieden sein und ist in sogenannten Frühwarnprotokollen festgehalten. Frühwarnprotokolle beschreiben den gesamten Ablauf der Hilfe, ihre Voraussetzungen, Bedingungen, die Hilfsmaßnahmen selbst und deren Finanzierung. Beispielsweise ist darin niedergeschrieben, wie die Begünstigten ausgewählt werden, welche Beteiligten für welche Aufgaben zuständig sind und in welchem Zeitrahmen sie diese erledigen sollten.
Während dieser Arbeitsansatz in afrikanischen Nachbarländern bereits Anwendung findet, ist er im Sudan noch unerprobt. Das DRK unterstützt den Sudanesischen Roten Halbmond deshalb bei der Einführung, Aktualisierung und Ausweitung der vorausschauenden humanitären Hilfe. Dabei arbeiten die Schwestergesellschaften eng mit Wetterdiensten, Forschungseinrichtungen sowie der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften und dem Rotkreuzklimazentrum zusammen.
Folgende Aktivitäten finden im Zuge des Projekts unter anderem statt:
Aufgrund der aktuellen Situation können die Projektaktivitäten im Sudan nicht wie geplant durchgeführt werden und wurden daher vorerst ausgesetzt. Die Arbeit an der besseren Vorhersagbarkeit von Naturgefahren und an den Frühwarnprotokollen wird soweit wie möglich aus der Ferne fortgesetzt (Stand Juni 2023).
Region
Sudan
Finanzierung
Deutsche Bank Stiftung
Partner
Sudanesischer Roter Halbmond