Die Menschen im Sudan sehen sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, darunter die Auswirkungen bewaffneter Konflikte, Wassermangel und eine Wirtschaftskrise. Erfahren Sie hier mehr über die Situation im Land und wie das Deutsche Rote Kreuz in enger Zusammenarbeit mit dem Sudanesischen Roten Halbmond Hilfe leistet.
Die humanitäre Lage im Sudan ist besorgniserregend: Die Gesundheitsversorgung ist größtenteils zusammengebrochen, und geflüchtete Menschen haben kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser oder sicheren Sanitäranlagen. Folglich treten vermehrt Cholera-Ausbrüche in der Ostregion auf, einer Gegend, in der sich viele Binnenvertriebene befinden. In vielen Teilen des Landes ist die Wirtschaft weitgehend zum Erliegen gekommen. Eine sehr hohe Inflation macht Lebensmittel für den Großteil der Bevölkerung unerschwinglich. Die Menschen sind somit dringend auf Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente und andere lebensnotwendige Güter angewiesen.
Die Folgen bewaffneter Konflikte, Wassermangel, chronische Armut und Ernährungsunsicherheit treffen im Sudan aufeinander. Eine starke Wirtschaftskrise und wiederkehrende Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürren, bedingt durch den Klimawandel, verschärfen die ohnehin schon prekäre Situation der Bevölkerung sogar noch weiter.
Bereits vor der Eskalation des Konflikts war die Versorgung mit Lebensmitteln prekär. Seitdem sind 17,7 Millionen Menschen von ernsthafter Ernährungsunsicherheit betroffen – fast 40% der gesamten Bevölkerung, die unter akutem Hunger leidet. Die Hauptanbaugebiete sind stark vom Konflikt betroffen, was zu einem weitgehenden Zusammenbruch der lokalen Produktion geführt hat. Daher wird besonders ab Juni eine der schwersten Hungersnöte der jüngsten Vergangenheit erwartet.
Aufgrund der kritischen Sicherheitslage im ganzen Land ist der humanitäre Zugang erschwert. Die anhaltenden Gefechte führen dazu, dass zu wenig Hilfsgüter die betroffenen Gebiete erreichen. Hilfsorganisationen sind gezwungen, ihre Arbeit aufgrund der Gefahrenlage immer wieder einzuschränken oder sogar vollständig einzustellen.
Im April 2023 brach im Sudan ein bewaffneter Konflikt zwischen der Armee und der paramilitärischen Einheit „Rapid Support Forces“ (RSF) aus, der bis heute andauert. Seitdem ist die Zahl der Todesfälle und Verletzten stetig gestiegen. Der Konflikt, der sich rasch von der Hauptstadt Khartum auf weitere Regionen, einschließlich Darfur, ausdehnte, hat zur größten Vertreibungskrise weltweit geführt. Über 8 Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen und haben in anderen Teilen des Landes oder in benachbarten Ländern wie dem Tschad, Äthiopien oder Südsudan Zuflucht gefunden. Etwa 25 Millionen Menschen sind auf humanitäre Unterstützung angewiesen.
Sudan hat lange unter Katastrophen und bewaffneten Konflikten gelitten. Bis zur Eskalation des aktuellen Konflikts galt die Hauptstadt Khartum als ein Ort relativer Sicherheit, wo sich das politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes befand. Doch diese Situation hat sich nun grundlegend geändert. Der Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung und der Versorgungsstrukturen ist das Resultat dieser Veränderung.
Als Konsequenz des Konflikts wurden die Städte Wad Madani und Port Sudan zu den neuen Regierungszentren erklärt. Seit dem 15. Dezember 2023 steht auch Wad Madani unter der Kontrolle der RSF. Diese Entwicklung hat gravierende Auswirkungen, da die Region eine wesentliche Rolle für die Ernährungssicherheit des Landes spielt und als „Brotkorb“ des Sudans bekannt ist.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist besonders in den vom Konflikt schwer betroffenen Bundesstaaten Nord-Darfur und Blue Nile aktiv, die beide hohe Zahlen an Binnenvertriebenen beherbergen. Um die medizinische Versorgung zu verbessern, unterstützt das DRK den Nothilfeeinsatz des Sudanesischen Roten Halbmonds (SRCS) durch Bereitstellung von medizinischer Ausrüstung, Medizintechnik und Schutzausrüstung für das Krankenhauspersonal. Zudem werden gut ausgebildete Freiwillige des SRCS eingesetzt, um in den Gesundheitseinrichtungen zu helfen. Hunderte dieser Freiwilligen leisten in El Fasher, Nord-Darfur und weiteren Regionen unermüdlich Erste Hilfe und unterstützen das medizinische Personal.
In Kooperation mit dem SRCS und mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes setzt das DRK Soforthilfemaßnahmen für Menschen um, die vor den Kämpfen fliehen müssen. Binnenvertriebene erhalten in Aufnahmezentren Bargeldhilfen und/oder Sachleistungen sowie Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung.
Um die humanitäre Lage im Sudan zu verbessern, ist das DRK seit mehr als 30 Jahren aktiv im Einsatz und arbeitet dabei eng mit dem Sudanesischen Roten Halbmond (SRCS) zusammen.
Das DRK unterstützt auch den SRCS beim Ausbau und der Anpassung seiner eigenen Kapazitäten. Besonders effektiv in schwierigen Situationen sind Bargeldhilfen. Dabei unterstützt das DRK den SRCS bei der schnellen und gezielten Auszahlung von Geldern an Bedürftige. Aufgrund der stark steigenden Lebenshaltungskosten und der Schwierigkeit für humanitäre Hilfsorganisationen, Güter in die Region zu transportieren, haben Bargeldhilfen Vorrang. Sie ermöglichen es den Notleidenden, die für sie relevanten und notwendigen Güter zu erwerben. Der Großteil der Geflüchteten lebt bei aufnehmenden Familien, auch hier ist vor allem die finanzielle Unterstützung entscheidend.
In Anbetracht der katastrophalen Lage verfolgen wir in unserer Zusammenarbeit mit dem Sudanesischen Roten Halbmond (SRCS) zwei Hauptziele: Erstens, die Institution zu stärken und ihre Einsatzfähigkeiten zu erhöhen. Zweitens, Nothilfe-Aktivitäten zu unterstützen, die darauf abzielen, das akute Leid der Zivilbevölkerung so gut wie möglich zu lindern. Dem SRCS mit seinen freiwilligen Helferinnen und Helfern kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Gemeinsam arbeiten wir daran, wichtige Sanitäranlagen in Aufnahmezentren zu rehabilitieren und unterstützen mit Medizin, freiwilligen Helfenden sowie ausgebildetem Pflegepersonal.
Darüber hinaus bieten wir technische und wirtschaftliche Expertise. Auch der SRCS selbst ist stark von der Krise betroffen: Nachdem viele der Büros, Lagerhallen und der Fuhrpark größtenteils geplündert wurden und die Hauptstadt seit Beginn der bewaffneten Auseinandersetzungen betroffen ist, mussten die Kolleginnen und Kollegen das Hauptbüro von Khartum nach Port Sudan verlegen.