Dürren, Überschwemmungen und Zyklone – das südliche Afrika ist immer wieder Schauplatz von Extremwettereignissen. Doch Wettervorhersagen zu kennen und frühzeitig zu handeln, kann Leid verhindern. Mit einem Projekt zu vorausschauender humanitärer Hilfe ist das DRK in Mosambik, Lesotho und Namibia aktiv.
Ob Zyklon Idai im Jahr 2019 in Mosambik oder die Dürren im Norden Namibias und in Lesotho 2019/2020 - das südliche Afrika ist immer wieder Schauplatz von durch den Klimawandel verursachten Extremwetterereignissen, die das Leben und die Existenzgrundlage vieler Menschen bedrohen.
Wettervorhersagen zu nutzen, um Wetterextreme vorherzusagen und frühzeitig zu handeln, kann viel Leid verhindern. Das Deutsche Rote Kreuz hilft im südlichen Afrika in den Ländern Mosambik, Namibia und Lesotho dank eines vom Auswärtigen Amt finanzierten regionalen Projektes, dieses vorausschauende Handeln anhand von Wetterprognosen umzusetzen.
Forecast-based Financing (FbF) ist ein auf Wettervorhersagen basierendes Frühwarnsystem, das ab einem vordefinierten Schwellenwert Alarm auslöst. Das Ziel von FbF ist es, Katastrophen vorherzusagen, ihre Auswirkungen, wenn möglich, zu minimieren – und menschliches Leid zu verhindern.
Anhand historischer Daten kann man beispielsweise abschätzen, welche Regenmenge in den vergangenen Jahren in einer bestimmten Region zu Überschwemmungen führte und welche Regionen bei einer gewissen Niederschlagsmenge voraussichtlich betroffen sein werden. Basierend auf Risikoanalysen und Vorhersagen ist ein bestimmter Schwellenwert (Trigger) definiert; wird dieser erreicht, wird das FbF-System aktiviert. Dadurch werden finanzielle Mittel für vorher definierte frühzeitige Maßnahmen, so genannte Early Actions, freigegeben und entsprechende Aktivitäten bereits vor dem Ereignis durchgeführt. Diese bestehen z. B. in der Sicherung von Unterkünften, der Verteilung von Hilfsgütern oder der Evakuierung von Dörfern. Zentral dafür ist das so genannte Early Action Protocol (EAP), das die wichtigsten Abläufe von FbF zusammenfasst und Zuständigkeiten klar festlegt. Auf diese Weise können die Widerstandsfähigkeit von Gemeinden gestärkt und die Auswirkungen von Extremwetterereignissen reduziert werden.
Das regionale FbF-Projekt im südlichen Afrika wird in den Ländern Mosambik, Lesotho und Namibia umgesetzt. Zwischen 2016 und 2019 implementierte das Deutsche Rote Kreuz mit dem Mosambikanischen Roten Kreuz in Mosambik bereits ein Projekt zum Forecast-based Financing mit einem Schwerpunkt auf Überschwemmungen und Zyklonen. Regionaler Schwerpunkt wird nun die Vorsorge gegen Dürren sein. Überschwemmungen und Zyklone sind aber auch weiterhin wichtige Bestandteile.
In Lesotho wurde mit dem Roten Kreuz Lesotho der Schwerpunkt auf Forecast-based Financing in den Bereichen Dürre und Schneestürme gelegt, welche dort auftreten können. In enger Zusammenarbeit mit dem Britischen und Namibianischen Roten Kreuz arbeitet das DRK in Namibia ebenfalls mit einem Fokus auf Dürren.
In allen Ländern gibt es eine enge Zusammenarbeit mit den nationalen Katastrophenschutz- und Hydrometeorologischen Behörden. So werden gemeinsam Handlungsprotokolle erarbeitet, die, sobald ein Schwellenwert erreicht wird, aktiviert werden, und so z.B. die Koordination und Kommunikation bereits vor der Katastrophe regeln.
Auf Ebene der Dörfer werden mit lokalen Komitees und Bewohnerinnen und Bewohnern beispielsweise Evakuierungsrouten identifiziert und Evakuierungen im Rahmen von Simulationsübungen trainiert, Schulungen zur Ersten Hilfe durchgeführt oder die Sicherung von Hütten und Häusern geübt. Wichtig ist hierbei auch die Vorhaltung von Hilfsgütern in Regionen, die voraussichtlich von Extremwettereignissen betroffen sein könnten. Diese Hilfsgüter werden dann im Falle einer Aktivierung verteilt.
Im Rahmen des regionalen FbF-Projekts werden in Mosambik und Lesotho auch Covid-19-Maßnahmen und Aktivitäten durchgeführt. Hierzu schulen wir Rotkreuz-Freiwillige, die ihr Wissen in die Gemeinden tragen. Anhand von Informationsmaterial zu Übertragungswegen und Präventionsmaßnahmen werden die Gemeinden sensibilisiert und bei der Umsetzung von Hygienemaßnahmen unterstützt. Zudem werden Rotkreuz-Freiwillige zu sekundären Effekten der Pandemie, wie zum Beispiel dem Risiko steigender geschlechtsbezogener Gewalt, aufgeklärt und in psychosozialen Hilfemaßnahmen trainiert.
In Lesotho werden beispielsweise Handwaschstationen in Dörfern verteilt und Informationskampagnen durchgeführt, die sich auch gegen die Verbreitung von Falschinformationen richten.
In Mosambik werden Freiwillige mit Sensibilisierungskits für Covid-19 ausgerüstet, um in den Gemeinden Aufklärungskampagnen durchzuführen. Diese Kits enthalten u.a. Plakate und Faltblätter sowie Schutzausrüstung und Megaphone.
Forecast-based Financing: Schließen der Lücke zwischen Katastrophenvorsorge und Nothilfe im südlichen Afrika
Region: Mosambik, Lesotho und Namibia
Projektvolumen: Euro 1.790.000 Euro
Finanzierung: Auswärtiges Amt und weitere Spenden
Weitere Förderung: Deutsche Bank Stiftung
Partner: Mosambikanisches Rotes Kreuz, Lesothisches Rotes Kreuz, Namibisches Rotes Kreuz, Nationale Behörde für Katastrophenmanagement