Durch extreme Wetterlagen und anhaltende Konflikte hat sich die humanitäre Situation in Äthiopien verschärft: Mehr als 20 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. 2,5 Millionen sind in ihrer eigenen Heimat vertrieben. Mit verschiedenen Mitteln verbessert das DRK die Lebenssituation der betroffenen Familien.
Anhaltende bewaffnete Auseinandersetzungen im ganzen Land - von Benishangul Gumuz über Oromia bis Tigray – führen zu Gewalt und Vertreibung. Insbesondere die Unruhen in Tigray begrenzen die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und grundlegenden Gütern weiterhin stark. Auch die Infrastruktur ist beeinträchtigt, z.B. ist die Stromversorgung teilweise zusammengebrochen und es gibt fast keinen Zugang zum Bankensystem und somit zu Bargeld.
Wiederkehrende Extremwetterlagen, die zu Überschwemmungen und Dürren führen, eine Heuschreckenplage sowie die sozioökonomischen Auswirkungen von COVID-19 haben die Lebenssituation vieler Familien verschlimmert. Die hauptsächlich von der Landwirtschaft lebenden Menschen sind nach ausfallenden oder schlechten Ernten oft akut von Hungerkrisen bedroht. Knapp werdende Ressourcen, beispielsweise Wasserquellen, erhöhen zunehmend auch lokale Spannungen.
Das DRK unterstützt betroffene Familien mit Bargeldhilfen, Materialien für Unterkünfte und Zugang zu sauberen und sicheren Sanitäranlagen. Auch Schulungen zu landwirtschaftlichen und unternehmerischen Tätigkeiten werden angeboten. Auf diese Weise werden Menschen in ländlichen Regionen dazu befähigt, ihre Grundversorgung und ihren Lebensunterhalt eigenständig zu verbessern.
Im Zusammenhang mit dem La-Niña-Klimaphänomen sagen Wetterexperten für den Zeitraum von Oktober bis Dezember 2024 eine schwere Dürre im Süden und Südosten Äthiopiens voraus, die rund 19 Millionen Menschen betrifft. Es drohen der Rückgang von Weide- und Wasserressourcen, Ernteausfälle und der Verlust von Nutztieren, aber auch Unterernährung und die stärkere Ausbreitung von Krankheiten.
Das Äthiopische Rote Kreuz (ERCS) hat sein Frühwarnprotokoll für Dürren ausgelöst, um gemeinsam mit seinen Partnern schon im Vorfeld Hilfsmaßnahmen zu aktivieren, sodass sich die Menschen vor den schwersten Folgen schützen können. Das vorhergesagte Ausmaß der Dürre ist so stark, dass das DRK seine Schwesterorganisation dabei unterstützt, die Soforthilfe auszuweiten – weitere rund 276.000 Menschen aus gefährdeten Haushalten erhalten Hilfe.
Region(en): Somali und Oromia
Laufzeit: 10/2024 bis 12/2024
Finanzierung: Auswärtiges Amt, DRK/Spenden
Projektvolumen: 3 Mio. Euro
Partner: Äthiopisches Rotes Kreuz (ERCS)
Wasser stellt nicht nur die Grundlage für Hygiene und Gesundheit dar, auch Landwirtschaft ist ohne diese wichtige Ressource nicht zu betreiben. Aus diesem Grund sichern wir in Äthiopien die Wasserversorgung in Siedlungen intern Vertriebener durch den Bau von Flachbrunnen. Um die Hygienesituation zu verbessern, werden in den Siedlungen und aufnehmenden Gemeinden zudem Latrinen gebaut.
In Hygiene- und Gesundheitsschulungen lernen die Menschen, sich vor infektiösen Krankheiten zu schützen und ihre hygienische Situation zu verbessern. Um das erlernte Hygieneverhalten langfristig beizubehalten und die Wasserstellen instand zu halten, werden in den Gemeinden Komitees mit Verantwortlichen gebildet. Diese Komitees werden darin geschult, Infrastruktur, wie zum Beispiel neu gebaute Flachbrunnen, zu warten und sichere Hygienepraktiken in ihrer Gemeinde zu fördern.
Intern Vertriebene benötigen vor allem auch sichere Unterkünfte. Um betroffenen Familien in Äthiopien Hilfe, Schutz und die Grundlage für ein Leben in Würde zu ermöglichen, erhalten sie Baumaterialien und Unterstützung beim Bau von Unterkünften.
Zudem erhalten die Haushalte Gegenstände des täglichen Bedarfs wie Küchensets, Wasserkanister, Seife und Decken.
Sobald die Umstände es wieder zulassen, werden Familien in modernen Anbaumethoden geschult und so unterstützt, sich eigenständig Lebensgrundlagen aufzubauen und zu erhalten.
Aufgrund der bewaffneten Auseinandersetzungen in weiten Teilen des Landes ist der Zugang für Helfende zu vielen Regionen eingeschränkt. Dies hat insbesondere in ländlichen Regionen teilweise katastrophale humanitäre Zustände zur Folge; betroffene Familien können nicht oder nur unzureichend mit Hilfsgütern versorgt werden.
Durch strikt prinzipientreue Arbeit genießt das Äthiopische Rote Kreuz beispiellose Akzeptanz im Land. So kann der Zugang zu vielen Konfliktgebieten sichergestellt werden. So spielt das Äthiopische Rote Kreuz auch in komplexen Situationen wie derzeit in Tigray eine tragende Rolle bei der Versorgung der vom Konflikt betroffenen Familien.
Neben dem regulären Rettungsservice, versorgt und transportiert das Äthiopische Rote Kreuz derzeit auch viele Verletzte aus den Krisenregionen. Das DRK hilft Äthiopien auch hierbei. Es wurden zusätzliche Ambulanzfahrzeuge beschafft, ergänzend werden Betriebs- und Wartungskosten für die jeweiligen Leitstellen übernommen.
Zudem werden regionale Lagerhäuser gebaut und humanitäre Hilfsgüter für Äthiopien beschafft und eingelagert. Auf diese Weise können die Zweigstellen des Äthiopischen Roten Kreuzes spontan und flexibel auf neu auftretende Krisensituationen reagieren und Menschen in Notlagen versorgen.