Zwei Helfer vor Wohnblocks

Huma­ni­täre Hilfe in städ­ti­schen Regionen

Weltweit nimmt der Anteil der in Städten lebenden Bevölkerung stetig zu. Schon heute lebt mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten; Mitte des Jahrhunderts werden es voraus­sicht­lich zwei Drittel sein. Diese Entwicklung erfordert eine verstärktes und angepasstes Krisen- und Kata­stro­phen­ma­nage­ment für städtische Gebiete.

Heraus­for­de­rung: Stadt

Das rasche Wachstum von Städten führt zu einer Vielzahl von Heraus­for­de­rungen: Humanitäre Krisen finden vermehrt in Städten statt und gewinnen dadurch an Komplexität, der humanitäre Zugang wird schwieriger und städtische Behörden nehmen eine Schlüs­sel­po­si­tion ein, verbunden mit wachsenden Anforderungen an die lokale Regie­rungs­füh­rung.

Angesichts dieser Heraus­for­de­rungen hat das DRK den städtischen Gebieten in den letzten Jahren erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Das DRK ist inzwischen in zahlreichen Ländern speziell im städtischen Bereich tätig und konzentriert sich dabei u.a. auf die Verbesserung der Gesund­heits­ver­sor­gung und der Kata­stro­phen­vor­sorge.

Neue Heraus­for­de­rungen erkennen – Migration einbe­ziehen

In vielen Entwick­lungs­län­dern sind lokale Behörden weniger gut vorbereitet, mit den Heraus­for­de­rungen umzugehen, die mit städtischem Wachstum einhergehen. Die technische Infrastruktur der Städte wie Wasser­ver­sor­gung und -entsorgung, Ener­gie­ver­sor­gung, Gesund­heits­ver­sor­gung, Bildungs­an­ge­bote oder auch Abfall­ma­nage­ment hält nicht gleichermaßen mit dem Wachstum Schritt. 

Da sich die städtische Sozialstruktur stark von der in ländlichen Gebieten unterscheidet, ist der soziale Zusammenhalt in den Städten oft weniger entwickelt. Die Funktionsweise urbaner Räume ist von höherer Komplexität geprägt als es in ländlichen Gebieten der Fall ist. Dies bringt andere Faktoren der Kata­stro­phen­an­fäl­lig­keit der Bevölkerung mit sich.

Einsatz in Aleppo

Städte sind häufig auch ein Ziel verschiedener Migra­ti­ons­be­we­gungen, unter anderem aus ökonomischen Gründen oder der Suche nach Schutz und Sicherheit vor Kriegen und bewaffneten Konflikten. Heute gibt es 70 Millionen Menschen in Flucht­si­tu­a­ti­onen. Damit gibt es heute mehr Flüchtlinge und Binnen­ver­trie­bene als je zuvor in den letzten 70 Jahren. Die meisten von ihnen lassen sich in urbanen Räumen nieder. 

Aufgrund der bereits bestehenden Dichte findet das Wachstum von Städten häufig in Gebieten statt, die schlechte Voraus­set­zungen für ein sicheres und würdevolles Leben bieten. Hierzu gehören ungesicherte Hanglagen, Über­schwem­mungs­ge­biete oder die weitere Verdichtung von bereits besonders stark besiedelten Gebieten. Viele dieser Gebiete leiden stark unter den Auswirkungen des Klimawandels und sind einer Vielzahl von Naturgefahren oder anderen Risiken wie Gewalt und bewaffneten Konflikten ausgesetzt. 

Städ­ti­sche Bedürf­nisse verstehen – „Urbanes Denken“ erlernen

DRK-lerin spricht mit Frau auf Straße
Einsatz in Vietnam

Aus diesen und vielen weiteren Gründen stehen städtische Gebiete heute im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit für humanitäre Hilfe sowohl in Katastrophen- als auch Konflikt­si­tu­a­ti­onen. Einige der größten humanitären Krisen der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit, wie z.B. in Syrien, im Jemen und Irak finden in Städten und im städtischen Umfeld statt. Die internationale humanitäre Gemeinschaft hat erkannt, dass es notwendig ist, Reaktionen auf städtische Krisen anders zu konzipieren und umzusetzen: Wir müssen anfangen, "urban zu denken". 

Missing Maps Mapathon mit Laptop
Nicht nur durch unterschiedlichste Akteure ist die humanitäre Hilfe in städtischen Gebieten komplex.

Etablierte und erfolgreiche Methoden der humanitären Hilfe in ländlichen Gebieten sind unabhängig von der Art der Krise nur in sehr begrenztem Umfang auf Städte und ihre spezifischen Bedingungen und Bedürfnisse übertragbar. Städte lassen sich als komplexere Systeme beschreiben, in denen diverse und heterogene Gemeinschaften, Inter­es­sen­gruppen, Institutionen und sonstige Akteure koexistieren und interagieren.

Deshalb spielt es für das DRK eine zentrale Rolle, dass eine effiziente, effektive und relevante Krisen­be­wäl­ti­gung sowohl auf einem Verständnis des „Systems Stadt“ als auch der eigenen Rolle darin basieren muss. Dies schließt eine vertiefte Kenntnis der Kapazitäten und Kompetenzen der Schwes­ter­ge­sell­schaften, lokalen Partner und kommunalen Institutionen sowie ein fundiertes Infor­ma­ti­ons­ma­nage­ment ein.

Angepasst handeln – Lokale Partner stärken

Im Rahmen einer vertieften Partnerschaft mit dem Auswärtigen Amt legt das DRK in diesem Thema einen besonderen Schwerpunkt darauf, neue oder bestehende Ansätze und Instrumente der humanitären Hilfe so weiter­zu­ent­wi­ckeln, dass sie sich besser bei Krisen, Konflikten und Katastrophen in Städten anwenden lassen.

Dies soll eine noch effektivere Planung und Umsetzung von Hilfsprojekten ermöglichen und die Schwes­ter­ge­sell­schaften und Partner vor Ort darin unterstützen, auf akute Notlagen in städtischen Regionen gut vorbereitet zu sein und adäquat reagieren zu können. Die in Not geratene Bevölkerung wird so noch besser erreicht und mit benötigten Leistungen und Diensten versorgt. Dieser Ansatz trägt auch dazu bei, Städte und Siedlungen inklusiv, sicher und wider­stands­fä­higer zu machen.

Ansprech­partner

Wolfgang Friedrich
Leitung Humanitäre Hilfe im urbanen Kontext
Team Internationale Zusammenarbeit
Email: w.friedrich(at)drk.de

DRK-Projekte im städ­ti­schen Raum

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