Wenn der Familienfrieden bricht, leiden Kinder oft am meisten. Um ihnen beizustehen, macht das DRK Märkisch-Oder-Havel-Spree Angebote für Grundschulkinder und ihre Eltern.
Manchmal ist es der Streit zwischen Mama und Papa. Manchmal auch die quälende Stille, wenn die Eltern gar nicht mehr miteinander reden. Dass Kinder familiäre Konflikte erleben, die ihnen in der Seele wehtun, ist keine Seltenheit.
„Wenn Eltern in eine schwierige Situation geraten, überträgt sich das häufig auf das Kind. Seine Verunsicherung und Ängste zeigt es dann häufig in aggressivem oder selbstgefährdendem Verhalten“, berichtet Claudia Thiel vom DRK Märkisch-Oder-Havel-Spree. Der Kreisverband hat ein vielfältiges Angebot entwickelt, um Eltern-Kind-Beziehungen zu stärken. Eine tragende Säule dabei ist das von Frau Thiel geleitete Projekt „prima plus DRK“ im brandenburgischen Städtchen Erkner südöstlich von Berlin.
„Familiäre Probleme zeigt ein Kind oft, indem es nicht stillsitzen kann, nicht zuhören will oder unaufmerksam ist. Eltern erkennen das manchmal erst spät. Und dann wissen sie nicht weiter. Sie fragen sich: Was kann ich jetzt noch für meine Tochter oder meinen Sohn tun?“
Dann weiß Claudia Thiel in ihrer Sprechstunde Rat. „Ich bin für Kinder, für die Eltern oder die ganze Familie erreichbar, wenn sie ein akutes Problem haben und wenn
sie längerfristig Hilfe benötigen.“
Die Kita „Koboldland“ und die gegenüberliegende Grundschule in Erkner helfen dabei nach Kräften mit: „Beide haben mir jeweils einen Büroraum zur Verfügung gestellt. Das ist eine außergewöhnliche Unterstützung – erst recht in Corona-Zeiten, wo jeder Raum gebraucht wird“, betont Claudia Thiel dankbar.
Gelegentlich helfen schon einfache Maßnahmen, um das tägliche Miteinander in den Familien zu verbessern. „Ich rate den Eltern: Lest Euren Kindern doch mal was vor. Und denkt daran, immer gemeinsam und ohne Ablenkung zu essen.“ Die gemeinsame Familienzeit hilft den Kindern, Ängste und Verunsicherung und damit zusammenhängende
Aggressionen abzubauen.
Mit Elternworkshops, etwa zu Erziehungs- oder Gesundheitsfragen, der Begleitung zum Jugendamt oder Veranstaltungen und Tagesausflügen für Kinder stärkt „prima plus DRK“ die Eltern-Kind-Beziehungen. Dabei kann die Projektleiterin auch auf die Unterstützung von Freiwilligen zählen. „Ohne Ehrenamtliche und die Unterstützung von Kita und Grundschule wäre das nicht zu schaffen. Ein Modellbauer hat zum Beispiel vor der Corona-Pandemie mit den Kindern Flugzeugmodelle gebastelt. Und auch die freiwillige Feuerwehr organisiert immer gerne zusammen mit der Kita ‚Koboldland‘ lustige Veranstaltungen.“
Seit dem Corona-Ausbruch müssen einige Angebote pausieren. Doch für das Wohl der Kleinen lässt Claudia Thiel sich auch von Covid-19 kaum aufhalten. Sie hat zum Beispiel ein herzergreifendes Video aufgenommen. Damit motiviert sie die Kinder, an einem schönen Bastelprojekt teilzunehmen. „Ich habe die Mädchen und Jungen eingeladen, sich bei mir eine Basteltüte mit einer Holzfigur in Zwergenform abzuholen und sie nach Herzenslust zu bemalen.“ Der Clou ist ein kleines Schildchen. Darauf können die Kinder schreiben, was sie bewegt – was ihnen gefällt oder was sie ärgert.
Den fertigen Zwerg stecken sie dann beim Hort in die Wiese. „So bekommen Kinder, die sonst wenig auf sich aufmerksam machen können und sich oft übersehen fühlen, eine Stimme und werden sichtbar. Dann gibt es einen richtigen, kleinen Zwergenaufstand“, erklärt die engagierte Rotkreuzlerin augenzwinkernd.
Die Idee vom Zwergenaufstand ist bei den Kindern sehr gut angekommen: Über 40 Kinder haben schon mitgemacht. Derweil schmiedet Frau Thiel weiter eifrig neue Pläne, auch für die Zeit nach Corona. „Ich will wieder dahin gehen, wo die Menschen sind. Darum wollen wir eine Fahrradbibliothek einrichten. Damit machen wir uns mit Büchern und Hörspielen in die Wohngegenden der Kinder auf, damit sie sich kostenlos etwas ausleihen können.“
Diese und viele weitere Informationen und Geschichten über unsere spannende Rotkreuzarbeit lesen Sie in unserem viermal jährlich erscheinenden SOFORTHILFE REPORT.