Die Kinderschutzambulanz des DRK Münster kümmert sich um Betroffene von Kindesmisshandlung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Beratung und Therapie von Kindern und Jugendlichen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben.
Die Erfahrung sexualisierter Gewalt hat für die Seele von Kindern oft lebenslange Folgen. Um weitere Misshandlungen zu verhindern und um die traumatischen Erlebnisse
zu verarbeiten, benötigen sie Unterstützung. Professionelle Hilfe finden Kinder und Angehörige in der Kinderschutzambulanz in Münster.
Obwohl es viel Aufklärung gibt, ist es für die Betroffenen nicht leicht, darüber zu sprechen. „In den Medien wird mittlerweile offen über das Thema sexualisierte Gewalt berichtet. Es besteht aber immer noch ein Tabu, wenn es um die eigene Erfahrung von Misshandlung oder einen Fall aus dem persönlichen Umfeld geht“, sagt Susanne Egerding und fügt hinzu: „Die Hemmschwelle, über die Misshandlung zu reden, ist umso größer, je näher der Fall die Menschen persönlich betrifft.“ Die Leiterin der Kinderschutzambulanz weiß, wovon sie spricht. Die Sozialpädagogin und Therapeutin ist spezialisiert auf Diagnostik körperlicher und sexueller Kindesmisshandlung und Traumatherapie. Sie arbeitet schon seit der Gründung in der seit 1992 bestehenden Einrichtung.
Das Team besteht aus Psychologen und Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen, Diplom-Pädagogen und einer Ärztin. Gemeinsam betreuen sie pro Jahr fast 400 Fälle von Misshandlungen. „Die meisten Vorfälle werden von professionell mit der Familie befassten Personen (Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte, Mitarbeitende in Jugendämtern und Beratungsstellen oder Ärzte) sowie Familienangehörigen gemeldet“, berichtet Susanne Egerding.
Die Beratung oder Therapie in der Kinderschutzambulanz ist unterschiedlich und hängt von dem individuellen Fall ab. Manche Kinder und Jugendliche suchen nur einmal Rat. Andere bleiben über einen längeren Zeitraum in Beratung oder Therapie, um das Geschehene aufarbeiten zu können. Ihre Familie oder das soziale Umfeld werden in der Regel mit einbezogen. Falls die Eltern der Behandlung ihrer minderjährigen Kinder nicht zustimmen, kann diese auch vom Familiengericht durchgesetzt werden.
„Wenn es uns gelingt, Misshandlung frühzeitig aufzudecken, dann haben die Kinder eine Chance, dass sie keine schwerwiegenden Folgen für ihr zukünftiges Leben haben“, so Egerding.
Manche Schicksale sind so tragisch, dass sie auch die Therapeuten stark belasten. „Deshalb ist es wichtig, dass alle im Team gut auf sich aufpassen“, sagt Egerding. Um mit den Fällen professionell umzugehen und dabei selbst gesund zu bleiben, nimmt das Team regelmäßig an Supervisionen und Fortbildungen teil.
Die Arbeit der Kinderschutzambulanz wird zum großen Teil durch öffentliche Gelder finanziert, aber die Einrichtung ist auch auf Spendenmittel des DRK angewiesen. Diese werden zum Beispiel für Instrumente der Musiktherapie und andere Ausstattungsgegenstände verwendet.
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