Auch in Stuttgart, das am 8. Juli 1945 von den französischen an die amerikanischen Besatzungstruppen übergeben wird, entsteht in jenen Tagen eine Einrichtung, die sich Kriegsvermissten widmet, der Hilfsdienst für Kriegsgefangene und Vermißte. Er wird von der Evangelischen Kirche, der Caritas und dem Rotem Kreuz getragen und fungiert insbesondere als Sammelstelle für Heimkehrernachrichten. Im Februar 1947 geht daraus dann die zweite Suchdienstzentrale in der amerikanischen Besatzungszone hervor.
In ihr werden die für die gesamte Suchdienstarbeit wichtige Feldpostnummernkartei sowie die Lagerkartei aufgebaut, die rund 3500 sowjetische Lager für deutsche Gefangene verzeichnet. Die Stuttgarter Sammelstelle wird letztendlich nicht Teil des DRK-Suchdienstes, gibt jedoch ihre Lagerkartei im Oktober 1950 an dessen Zentrale in München ab.
Als Unterkunft dient das Alte Waisenhaus in Stuttgart. Es ist ursprünglich als Kaserne für die berittene königliche Leibgarde gedacht gewesen. Der Architekt Philipp Joseph Jenisch und der Baumeister Johann Ulrich Heim haben 1705 mit dem Bau begonnen. Noch vor der Fertigstellung jedoch ist die Residenz 1710 samt Leibgarde nach Ludwigsburg verlegt worden. So wird aus der vorgesehenen Reiterkaserne das „Waisen-, Zucht- und Arbeitshaus“. Aus diesem entwickelt sich dann im Laufe der Zeit eine angesehene Schule. Als sie 1922 nach Ellwangen verlegt wird, erfolgen ein Teilabriss, Neu- und Umbauten unter dem Architekten Paul Schmitthenner. Danach weist der Bau gleichförmige, dreigeschossige Flügel mit Walmdach und Dacherkern auf. 1925 ziehen in das jetzt Haus des Deutschtums genannte Gebäude das heutige Institut für Auslandsbeziehungen und die Süddeutsche Rundfunk AG ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der Bau von Ämtern, Büros, Vertriebenenverbänden, dem Suchdienst, der KPD und verschiedenen Läden genutzt. Noch heute ist er im Besitz des Instituts für Auslandsziehungen und beherbergt Geschäftsstellen verschiedener Verbände und Organisationen sowie das Restaurant Amadeus und das Weltcafé.
VS
ehemaliges Gebäude des Hilfsdienstes für Kriegsgefangene und Vermißte
Charlottenplatz 17
70173 Stuttgart
Öffnungszeiten: Das Haus wird heute privat genutzt, zugänglich sind Restaurant und Café.
Weitere Suchdienststandorte: Bad Arolsen, Flensburg, Hamburg und München.
Buchtipp: Stephanie Traichel, Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes. Historischer Überblick, 2006.