1947 wird in Lübeck die erste Wasserwacht-Gruppierung in Schleswig-Holstein gegründet. Ein Jahr später kann sie ein Motorboot in Dienst stellen. An den Wochenenden gibt es regelmäßige Strandwachen am Dummersdorfer Ufer, am Möwenstein und auf dem an der innerdeutschen Grenze gelegenen Priwall.
Die Strandwache übernachtet zu dieser Zeit noch in einem Zelt am Strand. Da es nur dem Roten Kreuz erlaubt wird, unter bestimmten Auflagen im Zonengrenzgebiet Erste Hilfe zu leisten, erhält die Wasserwacht Anfang der fünfziger Jahre auch offiziell den Auftrag der Badeaufsicht am Priwall. 1952 wird das Rettungsboot Henry Dunant in Betrieb genommen. Von einer einfach konstruierten Plattform aus überblicken die Rettungsschwimmer die weite Bucht.
Im Jahr darauf entwerfen Günter Rumm und Karl-Ernst Bruweleit Pläne für einen hölzernen Turm, der die Plattform ersetzen soll. Kurze Zeit später ist er bereits einsatzbereit. 1955 wird aufgrund von Auflagen der Kurverwaltung eine Uhr daran angebracht. 1961 erfolgt ein Anbau mit zwei Wohnräumen, die schon bald die gesamte Saison über von einer Dauerwache besetzt sind. Die technische Ausstattung der Station wird immer weiter verbessert, etwa mit Sprechfunk und Tauchgeräten, später kommt eine Feldtelefonverbindung zu dem in unmittelbarer Nähe der Grenze zusätzlich aufgestellten „Miniturm“ hinzu.
1970 wird der Parkplatz in Eigenarbeit mit Ziegelsteinen befestigt. Aber Wind und Wetter haben dem Turm zugesetzt, so dass 1978 die hölzerne Pfahleinfassung durch eine aus Beton ersetzt werden muss. Auch die Anforderungen an die Wasserwachtler nehmen immer mehr zu, sowohl was die Ausbildung als auch die Zahl der Einsätze angeht, zieht der romantische Strand doch immer mehr Besucher an. Vier Jahre später ergänzt ein Sanitätscontainer die Versorgungsmöglichkeiten für verunfallte Badegäste.
Die Instandhaltungsarbeiten am Turm – Neuanstriche, Tischlerarbeiten oder Elektro-Installationen – übernehmen die Wasserwachtler meist selbst. Am 3. Februar 1990 fällt der „Eiserne Vorhang“ dann auch am Priwall. 1994 reichen die Eigeninitiativen nicht mehr aus, der Turm erfährt eine Grundsanierung. Ab 1997 verfügt die Wache erstmals über eigene sanitäre Anlagen – die Zeiten, als sie auf dem Campingplatz oder am Passathafen duschen mussten, sind vorbei. Die defekte Uhr wird schließlich 2008 abmontiert und durch ein in alle vier Himmelsrichtungen weisendes, nachts erleuchtetes rotes Kreuz ersetzt.
Seit 2010 ersetzt der umgesetzte ehemalige Turm 1 der DLRG den alten Wasserwachtturm, der jedoch weiterhin als Wohn- und Schlafunterkunft dient. Erst 2020 erhält die Lübecker Wasserwacht dann auch endlich großzügigere und geeignetere Räume für Unterkunft und Schulungen. Sie befinden sich nur wenige Meter entfernt in der von Grund auf sanierten ehemaligen Strandhalle. Der alte Wasserwachtturm wird jedoch auch weiterhin als Unterbringungsmöglichkeit genutzt.
Wasserwachtturm auf dem Priwall
Dünenweg 17
23570 Lübeck
Tel.: 04502 5111
Weitere Bauten der Wasserwacht:
Auch sehenswert:
Einen Besuch in Lübeck-Travemünde lohnen auch der alte Leuchturm von 1539 und die Viermastbark Passat, die als Museumsschiff zu einer Art Wahrzeichen dieses Stadtteils geworden ist.