In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 löst der Orkan „Vincinette“ an der deutschen Nordseeküste eine verheerende Sturmflut aus. Während es in Niedersachsen vorwiegend zu Beschädigungen an den Deichen kommt, hat die Flut gravierende Folgen für die Bereiche von Weser und Elbe mit ihren zumeist ungeschützten Nebenflüssen.
Allein Hamburg verzeichnet mehr als sechzig Deichbrüche, vorrangig auf den Elbinseln und im Süderelbebereich. Insgesamt kommen über dreihundert Menschen ums Leben, rund achttausend müssen in Sicherheit gebracht werden, zwanzigtausend werden obdachlos. Sechstausend Gebäude werden zerstört, tausende Tiere verenden. „Wo man hinsah, sah man nichts als schwarzes Wasser“, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht.
Die Hilfsmannschaften bestehen aus Angehörigen der Bundeswehr und der Royal Air Force sowie rund fünfundzwanzigtausend Helferinnen und Helfern des Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehren. Allein vom Hamburger Roten Kreuz sind achthundert Kräfte im Einsatz. Große Unterstützung kommt auch aus dem Ausland, unter anderem von den Rotkreuzgesellschaften aus Österreich, den Niederlanden und Schweden.
Die Akutphase des Einsatzes dauert zehn Tage, aber die materielle Hilfe für die obdachlos gewordenen oder umgesiedelten Menschen und deren soziale Betreuung, die Erholungsreisen für Kinder und dergleichen gehen noch bis zum Jahresende.
In Hamburg erinnern mehrere Stätten an diese schwerste Katastrophe nach dem Zweiten Weltkrieg, etwa das zentrale Denkmal auf dem Ohlsdorfer Friedhof, die Denkmäler in Francop, Wilhelmsburg und Waltershof sowie der Gedenkstein in Teufelsbrück.
Am Süderdeich in Finkenwerder haben die Anwohner eine bronzene Gedenktafel aufgestellt. Sie trägt die Inschrift: „Dank den Helfern bei der Sturmflut 1962 – Nachbarschaft Süderdeich“. Darüber ist ein Hubschrauber zu sehen, der die Hilfe aus der Luft symbolisiert, die damals für viele die einzige noch verbliebene Rettungsmöglichkeit darstellte.
Hamburg: Denkmal für die Helfer bei der Sturmflut 1962
gegenüber Finkenwerder Süderdeich 68
21129 Hamburg
Öffnungszeiten: Das Denkmal ist jederzeit frei zugänglich
Anfahrt: Das Denkmal befindet sich auf einem Parkplatz am Finkenwerder Süderdeich gegenüber dem ehemaligen Schwartaus Gasthof, auf Höhe Süderdeich 68.
Auch sehenswert: In Finkenwerder ist das Geburtshaus der drei niederdeutschen Dichterbrüder Johann Wilhelm (Gorch Fock), Jakob und Rudolf Kienau als Gorch-Fock-Haus der Öffentlichkeit zugänglich. Vom Rüschpark aus schaut man auf die als Denkmal gestaltete Ruine des U-Boot-Bunkers „Fink II“. Zudem befindet man sich in Finkenwerder südlich der Elbe und hat es nicht weit in eines der größten Obstanbaugebiete Europas, das Alte Land, mit schön erhaltenen Fachwerkhöfen, Prunkpforten und Arp-Schnitger-Orgeln. Auch zum Hamburger Stadtteil Harburg ist es nicht weit.
Buchtipp: Andrea Brinckmann, 150 Jahre Rotes Kreuz in Harburg. Vom kleinen „Local-Verein“ zur großen Bürgerinitiative, Hamburg 2018