Die ehemalige Löwenapotheke, die zweitälteste Apotheke der Stadt, ist 1715 in einem typischen Flensburger Kaufmannshof eingerichtet worden. Im 16. Jahrhundert errichtet, bestand dieser ursprünglich aus einem giebelständigen Vordergebäude, zwei seitlichen Rückgebäuden, einem Seitenflügel und einem Quergebäude.
Nach und nach kommen weitere Teile hinzu, und entsprechend dem sich ändernden Bedarf wird das Haus mehrfach umgebaut. Das heute dreigeschossige Vorderhaus mit Mansarddach entsteht 1779/80 durch den Zusammenbau zweier Giebelhäuser.
Aus dieser frühen Zeit stammen auch die spätbarocke und die Rokoko-Stuckausstattung in den Räumen des Erd- und des ersten Obergeschosses. Sie geben Zeugnis vom Kunstsinn und Lebensstill des Bürgertums der damaligen Zeit. Ende der 1990er Jahre ist eine umfangreiche Restaurierung der Stuckarbeiten begonnen worden. An der Fassade erinnert die Sandsteinstatue eines Löwen daran, dass hier einst die Löwenapotheke ihren Sitz hatte.
Während des Deutsch-Dänischen Krieges 1864 befindet sich hier das Depot des Johanniterordens mit Verbandmaterial und sogenannten Liebesgaben für die Soldaten. Die dort anfallenden Arbeiten werden größtenteils von den Brüdern des Rauhen Hauses erledigt, die in diesem Krieg Johann Hinrich Wicherns Aufruf „Auf nach Düppel“ gefolgt sind und dabei weltweit erstmals als freiwillige Helfer eine Rotkreuzarmbinde tragen.
„Endlich Nachts 1 Uhr gelangte ich vom Froste steif und von dem unbequemen Fahren [von Düppel über Nübel kommend] in der Löwenapotheke an und legte mich auf mein Lager. Mein Rock war ganz zerrissen“, so Bruder Pinßler in einem Brief vom 18. April 1864 an Wichern. Daneben verwalten die Brüder auch ein eigenes Depot „Nr. 545 bei Herrn v. Andersen“.
Kaufmannshof/Ehemalige Löwenapotheke
Große Straße 16
24937 Flensburg
Das Gebäude ist privat genutzt – im Erdgeschoss befinden sich Geschäftsräume – und kann nur von außen besehen werden.
Weitere Orte zu den Anfängen des Roten Kreuzes in Deutschland: Bad Langensalza, Hamburg (Rauhes Haus und Börse)
Auch sehenswert: Nordöstlich von Flensburg, kurz hinter der dänischen Grenze, liegt das Schlachtfeld von Düppel mit dem Historiecenter Dybbøl Banke, Dybbøl Mill und dem gemeinsamen Gedenkstein des Dänischen und des Deutschen Roten Kreuzes.
Buchtipps: Louis Appia, Die Verwundeten von Schleswig im Krieg von 1864. Deutsch von Rainer Schlösser (Beiträge zur Rotkreuzgeschichte Bd. 1), München 2019
Volkmar Schön (Hg.), „Auf nach Düppel“ – erstmals Hilfe unter dem Zeichen des Roten Kreuzes. Die Wurzeln des Roten Kreuzes in Hamburg (Beiträge zur Rotkreuzgeschichte Bd. 2), München 2019