Schauplätze der Rotkreuzgeschichte

Mein Feld ist die Welt

Cuxhaven
Collage: Empfangshallte Steubenhöft, Hapag-Hallen Cuxhaven

1889 verlegt die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (HAPAG), kurz Hamburg-Amerika-Linie genannt, auf Betreiben ihres späteren Generaldirektors Albert Ballin ihren Liniendienst nach New York in das zu Hamburg gehörende Cuxhaven.

Sonderzüge bringen die Passagiere zum Hafenbahnhof. Aber schon bald sind die alten Anlagen für die neue Schiffsgeneration zu klein. Bis 1896 wird daher ein neuer Hafen mit zwei Hafenköpfen von jeweils hundertzwanzig Metern Länge gebaut. Kleinere Tenderschiffe bringen die Passagiere zu den auf Reede ankernden Dampfern. Schließlich baut der Hamburger Staat den neuen Amerikabahnhof – die heutige HAPAG-Halle. Insbesondere der Kuppelsaal für die Passagiere der 1. und 2. Klasse erregt allgemeines Aufsehen, verfügt er doch als erstes Gebäude in Cuxhaven über elektrisches Licht.

Die Ausstattung ist der der Gesellschaftsräume auf den Schiffen vergleichbar. Über dem Eingangsportal befinden sich die Köpfe zweier Seeleute und das damalige Motto der HAPAG: „Mein Feld ist die Welt“. Um 1900 ist sie die größte Reederei der Welt und verfügt auch über die größten Schiffe der Welt. Schon bald erweisen sich die Hafenanlagen erneut als zu klein. Am Ende werden die beiden Hafenköpfe zusammengefasst und in der Tiefe erweitert, sodass mit vierhundert Metern Länge die damals größte Pier der Welt entsteht.

Im März 1903 gründet die Hamburger Kolonne vom Roten Kreuz in Cuxhaven eine Zweigabteilung. Von 1906 bis 1908 fällt dieser die Aufgabe zu, heimkehrende Soldaten aus den Kolonien in Empfang zu nehmen und sie – ebenso wie die sich ausschiffenden Truppen – mit sogenannten Liebesgaben zu versorgen. Der Jahresbericht der Kolonne für 1907 hält fest: „Endlich war es uns vergönnt, die erfreulichste Tätigkeit bei der Rückkehr der aus Südwest-Afrika heimkehrenden Krieger zu entfalten, besonders bei den Empfangsfeiern, die in der schönen Halle der Hamburg-Amerika-Linie unsern Reitern zu Ehren veranstaltet wurden.“

An anderer Stelle heißt es: „In Cuxhaven sind 1907 und 1908 27 größere Heimtransporte gelandet, und zwei Transporte haben von dort die Ausreise angetreten. Die größeren Heimtransporte, deren Abfertigung stets 8 Tage in Anspruch nahm, mußten deshalb nach Cuxhaven geführt werden, weil es an den für die Unterbringung der Truppen nötigen Räumen in Hamburg fehlte, während in Cuxhaven die großen Schuppen der Hamburg-Amerika-Linie zur Verfügung standen. Die Truppenempfänge in Cuxhaven gestalteten sich durchweg eindrucksvoller und feierlicher als die in Hamburg.“

Und weiter: „Im Oktober 1908 wurde vom Zentral-Komitee der Deutschen Vereine vom Roten Kreuz der Abteilung Cuxhaven in Anerkennung ihrer verdienstvollen Mitarbeit zugunsten des Expeditionscorps während des Aufstandes in Südwestafrika ein bei der internationalen Konferenz der Gesellschaften vom Roten Kreuz in London als besonders zweckmäßig anerkanntes Zweirad geschenkt, das durch ingenieuse Vorrichtung rasch zu einem Fahrrade für eine beigegebene Krankentrage umgewandelt werden kann.“

Zur gleichen Zeit erinnert sich Johanna Wittum, eine Schwester des Frauenvereins vom Roten Kreuz für Krankenpflege in den Kolonien, wie sie 1896 mit der Marie Woermann nach Westafrika fuhr: „In Cuxhaven erhielten wir telegraphische Glückwünsche vom Frauenverein und sandten ebenso auf dem sprechenden Draht ein letztes „Lebewohl“ in die Heimat.“ 

Seit 1999 gestaltet der Förderverein HAPAG-Halle e. V. Ausstellungen zu den Themen Auswanderung und Passagierschifffahrt im alten Terminal und bietet Führungen an. Im Empfangsgebäude Steubenhöft informiert die Ausstellung „Abschied nach Amerika“ über den Passagierverkehr nach Übersee seit 1889. 

VS

Adresse & Öffnungszeiten

HAPAG-Halle
Lentzstraße 1
27472 Cuxhaven

Telefon: 0152 257269411 (Förderverein HAPAG-Halle e.V.)
Website: www.hapaghalle-cuxhaven.de

Öffnungszeiten: Täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr. Führungen beginnen jeweils um 10.30 Uhr am Eingang Kuppelsaal der HAPAG-Halle. Gesonderte Termine für geschlossene Gruppen sind ebenso möglich wie Führungen in Englisch.

Tipps & Links

Weitere Orte zum Thema Rotes Kreuz und Kolonien: Hamburg (BNI)

Auch sehenswert: Cuxhaven bietet mit dem Schloß Ritzebüttel, dem ehemaligen Amtssitz der Hamburger Ratsherren, dem Deutschen U-Boot-Museum in Altenbruch und dem Ringelnatzmuseum weitere Sehenswürdigkeiten. Zudem liegen die Nordsee und das Strandbad Duhnen vor der Tür. Von dort aus sind auch Wattwanderungen zur Insel Neuwerk mit dem ältesten Hamburger Bauwerk, dem Leuchtturm, möglich. Von Cuxhaven aus besteht ein Fährdienst nach Helgoland. (www.tourismus.cuxhaven.de)

Buchtipp: Schwester Johanna Wittum, Unterm Roten Kreuz in Kamerun und Togo, Heidelberg 1899, Faksimilereprint 2010

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