"Reichswollwoche" des Roten Kreuzes in Berlin: Schuljungen schieben einen Handkarren, der mit gespendeten Wollsachen beladen ist (DRK)
"Reichswollwoche" des Roten Kreuzes von Berlin: Schuljungen schieben einen Handkarren, der mit für Frontsoldaten gespendeten Wollsachen beladen ist (DRK)

Stricken für die Front

Ob Radio-Jingle, Mütter­ge­nesungs­werk oder Strickprojekt: Elly Heuss-Knapp besticht mit kreativen Ideen.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges fehlt es überall an der Front an wollener Unterkleidung. Elly Knapp, die Frau des späteren Bundes­prä­si­denten und Schirmherrn des DRK, Theodor Heuss, möchte den Mangel beheben und entwickelt eine neue Idee: Frauen, die finanzielle Probleme haben, weil ihre Männer im Krieg sind, sollen gegen Bezahlung Strümpfe stricken. Heuss-Knapp nimmt einen Privatkredit auf, um damit Wolle einzukaufen. Rotkreuz­an­ge­hö­rige und Freunde empfehlen dieses Modell in der Hauptstadt weiter, wo es bald in großem Maßstab fortgeführt wird: Ein reichsweiter "Kriegs­aus­schuss für warme Unterkleider" beschafft aus freiwilligen Spenden Kleidung im Wert von mehr als fünfzig Millionen Mark.

Elly Heuss-Knapp wirkt auch später immer wieder als Ideengeberin karitativer Projekte. 1950 gründet sie das Deutsche Mütter­ge­nesungs­werk. Dafür vernetzt sie das Deutsche Rote Kreuz mit dem Evangelischen Fachverband für Frau­en­ge­sund­heit, der Katholischen Arbeits­ge­mein­schaft für Müttergenesung und dem Paritätischen Wohl­fahrts­ver­band. Der Zusam­men­schluss verfügt inzwischen über 82 anerkannte Mütter- und Kinderkliniken und mehr als 1.300 Bera­tungs­stellen für junge Mütter. In ihrem Vermächtnis schrieb sie: "Das Mütter­ge­nesungs­werk war die Krönung meines Lebens." Die Werbebranche sieht das vielleicht anders: Für sie ist Heuss-Knapp vor allem die Erfinderin des Musik-Jingles und der Scherenschnitt-Nivea-Werbung.

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