Kirgistan: „Ich bin stolz, am Projekt teilzunehmen“ - DRK e.V.
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Kirgistan: „Ich bin stolz, am Projekt teilzunehmen“

Makhbuba Kasymova, leitende Meteorologin des Nationalen Hydrometeorologischen Dienstes in Kirgistan, arbeitet eng mit dem Team des Forecast-based-Financing-Projekts zusammen, das das DRK gemeinsam mit dem Kirgisischen Roten Halbmond und mit finanzieller Unterstützung der Deutsche Bank Stiftung im Land durchführt. Die kirgisische Wetterexpertin berät das Team, hat selbst aber auch eine Menge dazugelernt.

Fundierte Erfahrung und neue Erkenntnisse

Haben gemeinsam Erfolge erzielt: Shavkat Abdujabarov, Koordinator des FbF-Projekts, und Makhbuba Kasymova

Ohne umfangreiches Wissen um die Zuverlässigkeit und Genauigkeit der verfügbaren Wettervorhersagen im Land wäre das DRK-Projekt zur vorausschauenden humanitären Hilfe in Kirgistan kaum denkbar. Schließlich braucht es, um gefährdeten Menschen bei drohenden Wetterextremen frühzeitig helfen zu können, belastbare und genaue Wettervorhersagen, die auf schwere Hitze- und Kältewellen hinweisen – indem sie etwa das Erreichen kritischer Temperatur- oder Luftdruckwerte anzeigen. Deshalb spielen Makhbuba Kasymova und ihr Team für die vorausschauende humanitäre Hilfe in ihrem Heimatland eine wichtige Rolle. Seit Beginn des Projekts Anfang 2019 wirken sie daran mit und arbeiten eng mit Partnern wie dem Klimazentrum der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung zusammen.

Die kirgisische Wetterexpertin und ihr Team haben daran mitgewirkt, Frühwarnprotokolle zu entwickeln, in denen festgehalten wird, was bei drohenden Hitze- und Kältewellen zu tun ist.

Gemeinsam haben sie viel erreicht, doch in ihrem Fazit nach zweieinhalb Jahren Arbeit erzählt die bescheidene Expertin nicht etwa zuerst von den Errungenschaften des Projekts. Sie sagt, was sie gelernt hat: „Ich habe mein Wissen über Naturgefahren in anderen Ländern vertieft; auch darüber, welche Aktivitäten helfen, um ihre Folgen abzuschwächen. Durch die Teilnahme an Foren und Workshops wurde mir noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, dass Warnungen genau sind und rechtzeitig kommuniziert werden – insbesondere, wenn es darum geht, gefährdete Menschen zu schützen.“

Lokale Eigenheiten machen einen Unterschied

Im Zuge des Projekts hat sich Makhbuba Kasymova intensiv mit der vorausschauenden humanitären Hilfe (Forecast-based Financing) beschäftigt, vor allem rund um Hitze- und Kältewellen. „Es war sehr aufschlussreich, sich mit den Definitionen dieser gefährlichen Phänomene auseinanderzusetzen und verschiedene Ansätze kennenzulernen, wie man diese vorab erkennen kann. Die Analyse unserer Daten zeigte, dass die von uns verwendeten Trigger neu berechnet werden müssen.“

In den verschiedenen Regionen Kirgistans gibt es große Temperaturschwankungen. Die bisher tiefste gemessene Temperatur wurde im Suusamir-Gebirgstal mit -50 °C dokumentiert.

Trigger sind Auslöser bzw. Schwellenwerte, die ein kritisches Risiko für ein bestimmtes Wetterextrem anzeigen, sie können zum Beispiel auf der Temperatur oder dem Luftdruck basieren. Und Makhbuba Kasymova hat festgestellt, dass sich etwa ein bestimmter Lufttemperaturwert nicht als einheitlicher Trigger für alle Regionen und Bezirke Kirgistans eignet.

Die komplizierte Orographie (Spezialgebiet innerhalb der Geowissenschaften) – also Faktoren wie Höhenstrukturen, die Beschaffenheit der Bodenoberfläche oder die Fließverhältnisse von Gewässern – des Landes habe einen großen Einfluss auf die Klimabedingungen, und damit auch darauf, ab wann bestimmte Temperaturextreme für die Bevölkerung katastrophale Auswirkungen haben können. Deshalb sei es notwendig, immer die lokalen klimatischen Bedingungen sowie auch Daten zu Vulnerabilität und geographischen Gegebenheiten einer Region zu berücksichtigen, wenn Schwellenwerte entwickelt werden, betont die Wetterexpertin.

Regelmäßig gefährden Wetterextreme in Kirgistan Menschenleben und Existenzgrundlagen. Dank des Projekts sollen gefährdete Familien frühzeitig Hilfe erhalten, um sich schützen zu können, etwa in Form existenzieller Güter wie Brennstoffe oder Nahrung.

Fruchtbare internationale Zusammenarbeit

Makhbuba Kasymova erinnert sich an den Beginn des Projekts: „Es gab keinen Ansatz, wie Trigger für Hitzewellen zu berechnen sind. Wir haben ein paar Ansätze kennengelernt, aber für die klimatischen Bedingungen in Kirgistan waren sie nicht geeignet.“ FbF ist für extremes Wetter entwickelt, also für Hitze, die für die Bevölkerung schwerwiegende Auswirkungen hat.

Als grober Maßstab gilt, dass Schwellenwerte für Extremwetter einer Intensität entwickelt werden, die im Schnitt alle fünf Jahre erreicht wird. Insbesondere für die dafür notwendige Berechnung der Hitzewellenhäufigkeit fehlten Makhuba Kasymova und ihrem Team Ansätze und Daten. Deshalb hat das Team sich an andere Fachleute gewandt: „Der Projektleiter, Expertinnen und Experten aus Ländern wie Vietnam, der Mongolei und Bangladesch haben ihre Erfahrungen bei der Einführung vorausschauender humanitärer Hilfe mit uns geteilt, etwa für die Definition der Trigger bzw. Schwellenwerte.“ Makhbuba Kasymova weiß diese Zusammenarbeit zu schätzen.

„Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung durch das Klimazentrum der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, vor allem für die unbezahlbare Hilfe von Dr. Juan Bazo, dem klimawissenschaftlichen Berater des Klimazentrums, aber auch für die nützlichen Ratschläge und Kommentare der anderen Experten und Expertinnen.“ Die Meteorologin ist sich sicher, dass die gewonnenen Erkenntnisse weiterhin wertvoll sein werden.

„Ich habe viele wissenschaftliche Artikel über Hitze- und Kältewellen sowie ihre Auswirkungen auf den Menschen studiert”, sagt Makhbuba Kasymova.

Menschliches Leid lindern

Für Dienstreisen fährt Makhbuba Kasymova regelmäßig in verschiedene Regionen Kirgistans. Sie weiß, wie die Menschen in den Dörfern versuchen, ihr Leben unter schwierigen Bedingungen bei ständig drohenden Naturgefahren zu meistern und die Auswirkungen der Gefahren zu überwinden. Deshalb ist sie stolz, am FbF-Projekt teilzunehmen.

„Ich habe nützliche Erkenntnisse gewonnen, die helfen können, die Vorlaufzeit für die Hilfsmaßnahmen zu optimieren und die Folgen von extremen Wetterereignissen abzumildern.“ Damit wird die Wetterexpertin ein Stück weit zu einer humanitären Akteurin. Sie bringt es auf den Punkt: „Das Projekt gibt mir die Gelegenheit, einen kleinen Beitrag zu leisten, um menschliches Leid zu verringern.“

Fotos: S. Abdujabarov/DRK, N. Chynalieva/DRK, K. Puche/DRK
Text: Marina Schröder-Heidtmann

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